# taz.de -- Gaulands Gastbeitrag: Der Wolf im „FAZ“-Pelz
       
       > Gastbeiträge in Zeitungen sind wichtig für die gesellschaftliche Debatte.
       > Doch sie sollten Politikern keine Bühne bieten. Erst recht keinen
       > Rassisten.
       
 (IMG) Bild: Wer will denn dem bitte schön eine Bühne bieten?
       
       Alexander Gauland hat einen neuen Lautsprecher: die Frankfurter Allgemeine
       Zeitung. Am Samstag durfte er dort [1][in einem Gastbeitrag] erklären,
       warum es seiner Meinung nach Populismus brauche. Die Aufmerksamkeit war
       enorm. Dafür hat die FAZ eine der wichtigsten journalistischen Pflichten
       verraten: Sie hat die AfD-Ideologie nicht hinterfragt und eingeordnet,
       sondern den LeserInnen auf dem Silbertablett präsentiert.
       
       Gauland schreibt in dem Beitrag über eine globalisierte Klasse, die in
       allen möglichen Institutionen sitze. Die Verlierer der Globalisierung
       würden nur Gehör bei den Populisten finden. Online brachte die FAZ
       unkommentiert Zitattafeln mit Gaulands Worten. Damit setzt die Zeitung ein
       Zeichen: Was Gauland sagt, ist so normal wie wichtig.
       
       „Beim Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag, mit dem wir uns nicht
       gemein machen“, reagiert die FAZ auf wütende Twitterkommentare. Doch mit
       dieser Floskel macht es sich die Zeitung zu einfach. Sie hat Gauland durch
       ihren Namen etwas Wertvolles verliehen: Legitimität. Dass unter der
       seriösen FAZ-Hülle ein Rassist und Nationalist schreibt, ist schnell
       vergessen, wenn der Beitrag selbst gar nicht so böse klingt. Wessen Meinung
       in der „Zeitung für Deutschland“ erscheint, der kann so schlimm nicht sein.
       Dieser Rückschluss ist gefährlicher als der Beitrag selbst.
       
       Dass Gauland sich harmlos und überlegt präsentieren kann, liegt daran, dass
       in einem Gastbeitrag der Kontext fehlt. Ein Interview kann immerhin
       kritisch hinterfragen, eine Reportage die Reaktionen auf eine hetzerische
       Rede einfangen. Im Gastbeitrag präsentiert sich der Autor dagegen von
       seiner besten Seite und richtet sich mit seiner Wortwahl direkt an die
       LeserInnen. Die meisten sind durchaus in der Lage, einen solchen Beitrag zu
       hinterfragen. Dabei lesen sie aber einen Text, dessen Wortwahl und Message
       genau auf sie zugeschnitten sind – und vielleicht lassen sie sich davon
       überzeugen.
       
       Gastbeiträge in Zeitungen sind wichtig für die gesellschaftliche Debatte,
       weil sie überhörten oder unbequemen Meinungen eine Bühne bieten. Doch
       Gauland hatte allein in diesem Jahr bereits zweimal im FAZ-Interview
       Gelegenheit, seine Positionen zu erläutern. Politiker haben auf den
       Wahlkampfbühnen der Nation schon genug Möglichkeiten, ihre Meinungen
       ungefiltert in die Welt zu blasen. Die Zeitungen sollten kein solcher Ort
       sein.
       
       8 Oct 2018
       
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 (DIR) [1] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/alexander-gauland-warum-muss-es-populismus-sein-15823206.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sophie Spelsberg
       
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