# taz.de -- Humanitäres Aufnahmeprogramm: Berlin hilft IS-Opfern
       
       > Berlin will jährlich 100 Menschen aufnehmen, die besonders
       > schutzbedürftig sind. Zunächst sollen vor allem jesidische Frauen und
       > Kinder kommen.
       
 (IMG) Bild: Teilnehmer einer Gedenkkundgebung zum Völkermord an den Jesiden im Frühling 2017
       
       Berlin taz | 100 besonders schutzbedürftige Menschen will Berlin künftig
       jedes Jahr über ein eigenes Aufnahmeprogramm in die Stadt holen.
       Profitieren sollen davon insbesondere Angehörige der religiösen Minderheit
       der Jesiden aus dem Nordirak und Syrien, die Opfer durch den Terror des
       „Islamischen Staates“ (IS) geworden sind. Nach Paragraf 23 des
       Aufenthaltsgesetzes soll ihnen aus humanitären Gründen ein gesicherter,
       mehrjähriger Aufenthaltstitel gewährt werden, ohne dass sie zuvor ein
       Asylverfahren durchlaufen müssen.
       
       Einen entsprechenden Antrag werden die Koalitionsfraktionen von SPD, Linken
       und Grünen am Donnerstag ins Abgeordnetenhaus einbringen. Nach monatelangen
       internen Beratungen gilt eine Zustimmung als sicher. Berlin schließt sich
       damit den Initiativen anderer Bundesländer an. So will Brandenburg
       zukünftig bis zu 60 Menschen jährlich aufnehmen. Baden-Württemberg hatte
       bereits 2015 und 2016 insgesamt 1.000 jesidische Frauen und Kinder [1][eine
       Zuflucht geboten]. Zuvor hatte die Terrormiliz IS in der irakischen Region
       Sindschar einen Völkermord an den Jesiden verübt und dabei viele Frauen
       verschleppt und versklavt.
       
       Die Auswahl der Schutzbedürftigen soll vor Ort in Kooperation mit
       UN-Organisationen wie dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR erfolgen und gemeinsam
       für Berlin und Brandenburg vorgenommen werden. In Berlin soll sowohl die
       Unterbringung der Menschen als auch die Beratung sowie medizinische und
       psychische Betreuung sichergestellt werden.
       
       Die integrationspolitische Sprecherin der Grünen, Bettina Jarasch, rechnet
       vor allem mit Frauen, die schwere Traumatisierungen und Gewalterfahrungen
       haben: etwa Jesidinnen, die Kinder aus Vergewaltigungen haben und von ihren
       Familien gezwungen werden, sich zwischen ihnen und ihren Kindern zu
       entscheiden.
       
       ## Kapazität für 500 Menschen
       
       In Berlin sollen sie in kleinen Wohngruppen von bis zu 20 Personen
       untergebracht werden. Die Strukturen sollen für bis zu 500 Menschen
       angelegt sein, da viele Betroffene über ein Jahr hinaus auf Hilfe
       angewiesen sein werden. Laut Jarasch soll die Unterbringung aufgrund des
       hohen Betreuungsbedarfs nicht in den neu entstehenden modularen
       Flüchtlingsunterkünften (Muf) erfolgen.
       
       „Ich bin froh, dass wir diesen Schritt in einer Zeit gehen, in der sich die
       gesellschaftliche Debatte weg von der Willkommenskultur hin zur
       Artikulation von Ängsten gedreht hat“, sagt Jarasch. Sie hoffe darauf, dass
       das Programm auch über die Legislatur hinaus fortgeführt werde. Auch
       anderen schutzbedürftigen Gruppen könnte dann geholfen werden.
       
       24 Sep 2018
       
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