# taz.de -- Rocker-Boss als Kino-Stargast: Kein leichter Auftritt
       
       > Zu einer „Easy Rider“-Vorführung bittet ein Kino in Hannover die
       > Hells-Angels-Größe Frank Hanebuth aufs Podium. Daran entzündet sich
       > Streit.
       
 (IMG) Bild: Wo er ist, ist Ereignis: Frank Hanebuth am Tag seiner kirchlichen Trauung im Juli 2017.
       
       Hamburg taz | Vorneweg: Ja, auch die taz hat die Brisanz dieser Sache
       zunächst übersehen. [1][Am Donnerstag] erschien im Regionalteil für
       Norddeutschland ein Text, der eine Filmreihe in der „Eisfabrik“ in Hannover
       ankündigte.
       
       Darin hieß es, unter den „interessanten Gästen“ sei auch „der Chef der
       hannoverschen Hells Angels Frank Hanebuth“ angekündigt: Am Montagabend soll
       Hanebuth über seine Liebe zum Motorrad sprechen – naheliegenderweise im
       Rahmen einer Vorführung des Motorrad-Films „Easy Rider“. Die Veranstaltung
       war schon deutlich vor dem Wochenende ausverkauft – und es regt sich
       Protest gegen den prominenten Gast.
       
       Dieser ist, technisch gesprochen, vielleicht nicht mehr Chef von Hannovers
       wiederholt aufgelösten und umfirnierten Hells Angels. Aber auf der Bühne
       Platz wird da einer Platz nehmen, der jahrelang den Kurs der [2][örtlichen
       Kuttenträger] bestimmt hat – und wie es im hannöverschen Steintorviertel
       zuging, gleich mit: Der Lokalpresse galten Hanebuth und seine harten Jungs
       als diejenigen, die das Rotlichtmilieu in der Landeshauptstadt befriedet
       hatten, dem Steintor die Sicherheit gebracht. Seit diesem Jahr betreibt der
       53-Jährige dort selbst wieder ein Lokal.
       
       ## Das Zeug zum dunklen Volkshelden
       
       Als Hanebuth, der sich Kontakte in allerbeste Kreise der Stadt erwarb, im
       vergangenen Jahr heiratete, säumten wiederum ganz normale Menschen die
       Straßen, um ein Bild zu erhaschen. Dass er zumindest einige Zutaten zu
       haben scheint für eine Art dunklen Volkshelden, das legt der Blick in
       Nutzerkommentare nahe, immer da, wo über ihn berichtet wird.
       
       Aber es gibt eben auch die die entgegengesetzte Sichtweise: Dass da eine
       Halbwelt-Größe hofiert wird, der zahlreiche schwere Delikte zur Last gelegt
       worden sind. Verwundert [3][zeigte sich etwa Daniel Gardemin,
       kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion] – darüber, „dass eine
       Einrichtung wie die Eisfabrik nicht mehr Fingerspitzengefühl bei der
       Auswahl der Gäste aufweist“. Gerade in der „sensiblen Phase der
       Kulturhauptstadtbewerbung“ – [4][derjenigen Hannovers für das Jahr 2015] –
       stehe „das kulturpolitische Profil der Stadt“ doch „unter besonderer
       Beobachtung“.
       
       Noch weiter geht Ekkehard Meese, auch ein Grüner und der stellvertretende
       Bürgermeister des Bezirks Südstadt-Bult, in der auch der Veranstaltungsort
       liegt: Er spricht von einer „Verniedlichung“ der „nicht nur hannöverschen
       Milieugröße“ Hanebuth durch die Veranstalter*innen. Diese trügen bei zu
       einer „massiven Werteverschiebung“. Meeses Schluss daraus: Er kündigte
       „nach langen Jahren“ seine Fördermitgliedschaft bei der Eisfabrik.
       
       ## „Hysterische Zeiten“
       
       Dass man da „einen wirklich schweren Jungen der deutschen Motorradszene“
       eingeladen habe, schrieben die Veranstalter*innen selbst [5][am Donnerstag
       in einer Mitteilung] – und wiesen hin auf die Wellen, die das bis dahin
       bereits geschlagen hatte: „Persönliche Proteste, Facebook-Posts, Austritte
       aus unserem Förderverein und die ausdrückliche Aufforderung zur
       Stellungnahme von Seiten eines Stadtpolitikers, all das hat es gegeben –
       wahrlich, wir leben in hysterischen Zeiten.“
       
       Es könne kein Zweifel daran bestehen, „auf welcher Seite wir stehen“, heißt
       es weiter. „Aber Freiheit, Gleichheit, Toleranz, Gleichberechtigung und
       Demokratie werden nicht gestärkt durch eine präzise Selektion unserer
       Gäste, sondern durch die kritische Auseinandersetzung auch mit denen, die
       diese Werte gefährden könnten.“ Ja, man hätte „harmlosere Gesprächspartner“
       einladen können – „aber gerade Harmlosigkeit wollten wir auch weiterhin
       nicht zum hervorstechenden Merkmal unserer Arbeit machen“.
       
       17 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /!5525196/
 (DIR) [2] /!5171143/
 (DIR) [3] https://ratsfraktion-gruene-hannover.de/meldungen/spezieller-gast-in-der-eisfabrik
 (DIR) [4] https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Verwaltungen-Kommunen/Die-Verwaltung-der-Landeshauptstadt-Hannover/Dezernate-und-Fachbereiche-der-LHH/Kulturdezernat/Kulturhauptstadt-Hannover/Mit-Volldampf-zur-Kulturhauptstadt-2025
 (DIR) [5] https://commedia-futura.de/news/item/73-sommernachtskino-lodderbast-in-der-eisfabrik.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alexander Diehl
       
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