# taz.de -- Treffen in Meseberg: Was läuft zwischen Merkel und Putin?
       
       > Merkel und Putin treffen sich am Samstag – zum zweiten Mal in gut drei
       > Monaten. Für das wachsende Interesse gibt es drei Gründe.
       
 (IMG) Bild: Distanz oder Nähe – das ist hier die Frage
       
       Berlin dpa | Lange Zeit waren die Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela
       Merkel und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Seltenheit. Die
       russische Annexion der Krim und die anschließende Krise in der Ostukraine
       beschränkten die persönlichen Kontakte weitgehend auf Gipfelbegegnungen,
       Telefonate und nur zwei bilaterale Besuche Merkels in Russland innerhalb
       von vier Jahren.
       
       Seit der Vereidigung Merkels für eine vierte Amtszeit und der Wiederwahl
       Putins im Frühjahr scheint nun aber wieder etwas in Gang zu kommen zwischen
       den beiden. [1][Im Mai reiste Merkel in den Badeort Sotschi am Schwarzen
       Mee]r, um Putin zu treffen. Anschließend empfing sie Außenminister Sergej
       Lawrow und Generalstabschef Waleri Gerassimow im Berliner Kanzleramt – ein
       ungewöhnlicher Vorgang.
       
       Jetzt kommt Putin zum ersten Mal seit Beginn der Ukraine-Krise zu einem
       bilateralen Besuch nach Deutschland. Merkel wird ihn am Samstag auf Schloss
       Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung in Brandenburg, empfangen. Das
       schafft eine deutlich informellere Atmosphäre als bei reinen
       Arbeitsbesuchen im Kanzleramt.
       
       Dass Putin und Merkel jetzt wieder stärker ins Gespräch kommen, liegt vor
       allem an zwei Krisen und einem Politiker: Syrien, Ukraine und Donald Trump.
       
       ## 1. Worum geht es bei Syrien?
       
       Die syrische Regierung und Russland als ihre Schutzmacht wollen mit dem
       Wiederaufbau [2][des kriegszerstörten Landes] beginnen. Sie hoffen, dass
       EU-Wirtschaftssanktionen gegen die Führung von Präsident Baschar al-Assad
       gelockert werden. Außerdem geht es um mögliche Finanzhilfen.
       
       Deutschland und andere westliche Länder bestehen bislang darauf, dass
       vorher der Konflikt politisch gelöst werden muss. So weit ist es noch
       nicht, und es sieht immer weniger danach aus, als würde der Krieg mit einem
       Abdanken Assads enden. Russland hat ihm seine Macht erhalten, mittlerweile
       kontrolliert er wieder zwei Drittel des Landes.
       
       Zugleich ist klar, dass den Syrern in diesen Gebieten schon jetzt geholfen
       werden muss, um das ärmliche Leben zu normalisieren. Als ein
       Hoffnungszeichen wurde in dieser Woche der traditionsreiche Basar der fast
       völlig zerstörten Stadt Homs wiedereröffnet. Gleichzeitig könnten erneut
       viele Menschen in die Flucht getrieben werden, wenn die Regierungstruppen
       gegen die letzte große Rebellen-Bastion in Syriens nördlicher Provinz Idlib
       vorgehen.
       
       ## 2. Fortschritte im Ukraine-Konflikt?
       
       Das scheint eher unwahrscheinlich. Die [3][Feuergefechte zwischen
       ukrainischen Regierungstruppen und den von Russland unterstützten
       Separatisten] im Osten der Ukraine gehen weiter – mal stärker, mal
       schwächer. Auf dem Tisch liegt Putins Vorschlag von 2017, eine
       internationale Friedenstruppe in den Donbass zu schicken. Aber eine
       Einigung gibt es nicht. Deutschland und Frankreich sind im Ukraine-Konflikt
       zwar die europäischen Verhandlungsführer, doch vor allem müssten sich die
       UN-Vetomächte Russland und USA einigen.
       
       Die Bundesregierung bemüht sich aber zusammen mit Frankreich, den
       Vermittlungsprozess zwischen Russland und der Ukraine wieder anzuschieben.
       Heiko Maas hatte dazu vor wenigen Wochen zum ersten Außenministertreffen
       seit mehr als einem Jahr nach Berlin eingeladen – aber zunächst einmal ohne
       zählbaren Erfolg.
       
       ## 3. Gibt es noch andere Themen?
       
       Ja, vor allem die umstrittene [4][Gas-Pipeline Nord Stream 2] durch die
       Ostsee zwischen Russland und Deutschland. Beide Länder halten an dem
       Milliarden-Projekt fest – gegen Kritik aus den osteuropäischen EU-Staaten
       und trotz drohender Sanktionen der USA. Deshalb dringt Berlin darauf, dass
       Moskau Erdgas weiterhin auch durch die Ukraine leitet und dem Nachbarland
       Einnahmen aus dem Transit verschafft. Darüber sprachen Merkel und Putin
       schon bei ihrem Treffen in Sotschi, doch Verträge zwischen dem russischen
       Gasriesen Gazprom und der ukrainischen Naftogaz gibt es noch nicht.
       
       ## 4. Rücken die beiden wegen Trump enger zusammen?
       
       Auf jeden Fall führt die ganz auf nationale Interessen ausgerichtete
       Außenpolitik Trumps dazu, dass sich Merkel wieder mehr um die
       Gesprächskanäle zu international maßgeblichen Ländern wie Russland oder
       China kümmert. Deutschland setzt sich – wie auch Russland – für die
       bestehende, auf internationalen Abkommen und Organisationen basierende
       Weltordnung ein, die durch Trump gefährdet wird.
       
       ## 5. Wie geht es nach dem Gipfel in Meseberg weiter?
       
       Der Besuchsreigen wird weiter gehen. Mitte September wird der russische
       Außenminister Lawrow in Berlin erwartet. Der türkische Präsident Recep
       Tayyip Erdogan hat Merkel und Putin zudem zu einem Syrien-Gipfel in die
       Türkei eingeladen, von dem man aber noch nicht weiß, ob und wann er
       stattfindet. Und Putin könnte auch recht bald wieder nach Deutschland
       kommen, allerdings aus privaten Gründen. In Berlin wird gemunkelt, dass er
       im Oktober bei der Hochzeitsfeier seines Freundes, Altkanzler Gerhard
       Schröder, dabei sein könnte.
       
       17 Aug 2018
       
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