# taz.de -- Kommentar Gewalt gegen Asylsuchende: Jeder Angriff ist einer zu viel
       
       > Weniger Angriffe auf Asylsuchende sind kein Grund zur Freude. Zu viel
       > liegt im Argen. Helfen würde schon mehr Zurückhaltung seitens einiger
       > Politiker.
       
 (IMG) Bild: Als ob nicht jedes Leben gleich schützenswert wäre
       
       Nur noch 700 Angriffe auf Asylsuchende und ihre Unterkünfte im ersten
       Halbjahr 2018 – das ist das [1][aktuelle Ergebnis] der regelmäßigen Abfrage
       der Zahlen beim Bundesinnenministerium durch die Linken-Abgeordnete Ulla
       Jelpke. Die Zahl der Attacken hat damit deutlich gegenüber den Vorjahren
       abgenommen, ist aber, um das Offensichtliche noch einmal auszusprechen, zu
       hoch. Jede einzelne Brandstiftung, jeder Schlag, jedes dahingeschmierte
       Hakenkreuz ist zu viel.
       
       Hinzu kommt, dass beim erwartbaren vierstelligen Jahresabschluss der Firma
       Hass und Gewalt weiterhin wohl kaum [2][von isolierten Einzelfällen]
       gesprochen werden kann. Während auf der einen Seite Hunderttausende für
       eine menschliche, offene und soziale Gesellschaft kämpfen, wird das Ideal
       der demokratischen Gemeinschaft aller hier Lebenden nicht nur von
       unverbesserlichen AfD-Funktionären hintertrieben. Die CSU mit [3][ihrem
       suizidalen Wahlkampfkrawall], die CDU und auch die SPD mit ihrer Duldung
       desselben, ja selbst Teile der Linken, die jetzt [4][auch unter
       Flüchtlingsphobikern Stimmen sammeln wollen]: sie alle führen sicher nicht
       die Fackeln der neuen Nazis, fallen aber vor jedem sich bietenden
       Talkshowmikrofon der [5][engagierten Zivilgesellschaft] in den Rücken.
       
       Auch die Signale, die die Justiz setzt, sind kaum hilfreich. Dass immerhin
       zwei Helfer des terroristischen NSU-Komplexes mit Abschluss des Münchner
       Prozesses [6][auf freien Fuß kamen], wird juristisch gut begründet sein und
       im Rahmen zulässigen Ermessens liegen, die Botschaft an prospektive
       Mordbrenner jedoch ist katastrophal. Solange es gegen „Ausländer“ geht,
       darf man mit der Milde des Rechtsstaates rechnen.
       
       So bleibt am Ende nur, die Gründe für die aktuelle Abnahme von Angriffen
       möglichst präzise einzugrenzen und genau dort mehr zu investieren: in mehr
       Engagement, bessere Strafverfolgung, mehr antirassistische Bildung und mehr
       Verantwortung. Letzteres kostet nicht viel. Für den Anfang täte es schon
       ein bisschen Zurückhaltung seitens politischer FunktionsträgerInnen.
       
       12 Aug 2018
       
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