# taz.de -- Landtagsfraktion in Thüringen: AfD will Akademikerverband gründen
       
       > Burschenschafter in der AfD wollen einen Akademikerverband gründen. Damit
       > dürfte der Einfluss rechter Studentenverbindungen wachsen.
       
 (IMG) Bild: Seine Tätigkeit als Landtagsabgeordneter ruht, aber er ist noch Referent der Fraktion: Björn Höcke
       
       Hamburg taz | Die Initiative Korporierte in der AfD will am Samstag einen
       Akademikerverband gründen. Das von Studentenverbindungsmitgliedern
       initiierte Gründungstreffen ist im Thüringer Landtag geplant. Ein genauer
       Name ist nach dem Satzungsentwurf noch nicht festgelegt. An der Stelle für
       die Selbstbezeichnung in dem Papier, das der taz vorliegt steht
       „(*Platzhalter bis zur Namensentscheidung)“, dazu der Vermerk „Vertraulich!
       Entwurf!“. 
       
       Im Raum F 101 hofft die Initiative um den Burschenschafter Christoph
       Birghan, den Verband mit Vorstand und Satzung beschließen zu können. Der
       Alte Herr der Burschenschaft Gothia Berlin und der Schülerverbindung
       Ernst-Moritz-Arndt Greifswald soll im August 2017 begonnen haben, sich für
       einen Zusammenschluss von Korporierten in der AfD stark zu machen. Birghan,
       Patentanwalt aus dem bayrischen Steinhöring, ist Sprecher des
       Landesfachauschusses für Bildungs- und Wissenschaftspolitik, Kultur- und
       Medienpolitik. Die AfD ist nicht seine erste Partei. Bei der weit rechten
       Kleinstpartei Bund Freier Bürger war er zuvor ebenfalls involviert.
       
       „In dem Milieu zwischen AfD und studentischen Verbindungen ist Birghan gut
       vernetzt“, sagt ein Sprecher der Autonomen Antifa Freiburg. Die Idee von
       weit rechten Burschenschaftern, die AfD auf einen radikalnationalistischen
       Kurs zu bringen und zu halten, ist nicht neu. Neu ist das jetzt mit dem
       Verband eine konkrete Struktur geschaffen werden soll. Die ersten Namen,
       die kursieren, legen nahe, dass weniger liberale Werte, sondern vielmehr
       starkes Elitedünkel, deutsche Herkunft und radikaler Antifeminismus
       forciert werden dürften. 
       
       Bereits 2015 schlossen sich Burschenschafter in einer ersten geheimen
       Facebook-Gruppe als Korporierte in der AfD zusammen. Auf Facebook schrieb
       die Initiative: „Die Gruppe dient dem Austausch zwischen Korporierten
       innerhalb der AfD jenseits von Verbindungs- und Verbandsgrenzen. Dies ist
       eine geheime Gruppe.“ Beiträge oder Diskussionen extern weiterzugeben, sei
       nicht erwünscht und führe zum Ausschluss. Ein Datenleak bremste die
       Initiative prompt aus. Mit viel Unterstützung aus der Burschenschaft Gothia
       gelang Brighan, die Initiative wieder zu starten. Im April 2018 fand das
       erste Treffen in Berlin statt – im Bundestagsgebäude Jakob-Kaiser-Haus.
       
       ## Regionalbeauftragte festgelegt
       
       Das AfD-Milieu weiß die neuen Infrastrukturen zu nutzen. Auf der
       Gesamtliste der Korporierten in der AfD als auch unter den Teilnehmern des
       ersten Treffens, so der Sprecher der Autonomen Antifa, finden sich
       Funktionäre, Mandatsträger und Mitarbeiter der AfD. Die Nutzung der Räume
       soll der AfD-Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré ermöglicht haben, der mit
       der Berliner Studentenverbindung Corps Berlin verwoben ist.
       
       Bei dem Treffen legte die Initiative auch gleich sogenannte
       Regionalbeauftragte für alle Bundesländer fest: Für Sachsen-Anhalt, Sachsen
       und Thüringen ist beispielsweise Torben Braga verantwortlich. Der Referent
       bei der AfD-Landtagsfraktion in Thüringen und ein enger Mitstreiter des
       weit rechten AfD-Landtagsfraktionsvorsitzende, Björn Höcke, kommt aus dem
       extrem rechten Netzwerk der Burschenschaften, das sich dafür stark machte,
       dass nur Bursche werden darf, wer deutscher Herkunft ist.
       
       In dem Satzungsentwurf vermeidet der Vorbereitungsausschuss allerdings zu
       eindeutige Bekenntnisse: „Als Akademiker“, heißt es, seien sie „offen
       gegenüber der Welt, wollen aber Deutsche sein und bleiben“ und sie „wollen
       die Würde des Menschen, die Familie mit Kindern, unsere abendländische
       christliche Kultur, unsere Sprache und Tradition“ dauerhaft erhalten.
       Mitglied darf werden, wer „Akademiker“ ist und keiner Partei angehört mit
       der die AfD konkurriert. Das organisatorische Vorbild ist offensichtlich
       der „Freiheitliche Akademikerverband“ in Österreich. 
       
       Mit Neid schaut dieses weit rechte Milieu der Burschenschaften nach
       Österreich zu den engen Verstrickungen der FPÖ mit den Burschenschaften,
       die im Nachbarland das kulturelle Klima beeinflussen. Die Gründung der AfD
       ließ bei einigen Alten Herren und Burschenschaftern auch Hoffnung für
       Deutschland aufkommen. Zur Bundestagswahl 2017 war in den
       Burschenschaftlichen Blättern ein AfD-Spendenaufruf abgedruckt. „Wir alle
       haben ein gemeinsames Ziel: Die AfD muss 2017 mit einer möglichst starken
       Fraktion in den Bundestag.“ Und weiter hieß es im den Blättern des
       Dachverbandes Deutsche Burschenschaft: „Vorschlag: Ihr helft uns da rein,
       und wir machen den Kahn wieder flott! Abgemacht?“
       
       ## Vorbild: Österreich
       
       Vor einem verstärkten Druck von rechter Burschenschafter in der AfD, warnte
       immer wieder Christian J. Becker. Der ehemalige Burschenschafter und
       Mitbegründer der Initiative Burschenschafter gegen Neonazis betont, dass
       sich die FPÖ im Laufe der Jahre auch durch die Burschenschaften
       radikalisiert habe. „Österreich ist für deutsche Burschenschafter ein
       Vorbild, mit den Burschenschaften rund um den FPÖ-Vorsitzenden
       Heinz-Christian Strache.“ Allein im Bundestag haben zwei Abgeordnete und
       neun Mitarbeiter Kontakt zu extrem rechten Burschenschaften. In den
       Landtagen sind Korporierte ebenso bei der AfD aktiv. Die geplante
       Vernetzung der Korporierten könnte ihrem politischen Einfluss weiter
       stärken.
       
       27 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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