# taz.de -- Produktionsstätte für Batteriezellen: Thüringens chinesische Fabrik
       
       > CATL will eine Fertigung in Thüringen aufbauen. Von dort aus will der
       > chinesische Hersteller Deutschland mit Batterien für Elektroautos
       > versorgen.
       
 (IMG) Bild: Der Geschäftsführer von CATL, Zeng Yunqun, und Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee
       
       Berlin taz | Deutschland bekommt nun doch eine große Fabrik zur Fertigung
       von Batteriezellen für Elektroautos: Betrieben wird sie allerdings nicht
       von einem deutschen oder europäischen Konsortium, sondern von einem
       chinesischen Hersteller. Die Contemporary Amperex Technology Ltd. (CATL)
       will in Thüringens größtem Industriegebiet „Erfurter Kreuz“ eine Fertigung
       mit einer jährlichen Kapazität von 14 Gigawattstunden aufbauen und damit
       bis 2022 auch mindestens 600 Arbeitsplätze schaffen.
       
       Die Projektvereinbarung dazu unterzeichneten Vertreter der
       CATL-Unternehmensführung und des Landes Thüringen am Montagnachmittag im
       Rahmen der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen.
       
       Thüringen fördert die Ansiedlung mit 7,5 Millionen Euro unter dem Stichwort
       Gemeinschaftsaufgabe [1][„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“
       (GRW)]. Die GRW-Förderung ist auf strukturschwache Regionen beschränkt und
       soll dort dauerhaft wettbewerbsfähige Arbeitsplätze schaffen.
       
       Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, dies sei
       „die bedeutendste Investitionsentscheidung der letzten zehn Jahre in
       Thüringen“. Sie katapultiere das Bundesland „mindestens in die europäische
       Liga, denn hier entsteht der erste europäische Produktionsstandort für
       Batteriezellen überhaupt“. In manchen Einschätzungen war auch vom ersten
       ernsthaften Wettbewerber für Teslas Giga-Factory im US-Bundesstaat Nevada
       die Rede.
       
       ## BMW erteilte CATL Milliardenauftrag
       
       Das Wirtschaftsministerium begründet die Ansiedlung der Fabrik in der Mitte
       von Deutschland damit, dass die heimischen Autohersteller eine Fertigung in
       der Nähe bräuchten. Zum einen, weil Batterien schwer und damit die
       Transporte aufwendig und teuer sind, vor allem aber auch, weil die
       Fahrzeugbauer bei einer so entscheidenden Komponente Wert darauf legen,
       ihren Lieferanten in räumlicher Nähe zu haben. Im Freistaat beheimatete
       Autozulieferer hoffen nun darauf, dass CATL Bauteile bei ihnen einkauft und
       sie so ebenfalls profitieren.
       
       Der bayerische Autokonzern BMW hatte kürzlich einen Milliardenauftrag an
       CATL erteilt, der an die Errichtung einer Batteriezellenfabrik in Europa
       geknüpft war. Einkaufsvorstand Markus Duesmann sagte, BMW habe bei dem
       chinesischen Unternehmen für vier Milliarden Euro Batteriezellen bestellt.
       Davon sollten Zellen im Wert von 1,5 Milliarden aus der neuen Fabrik in
       Thüringen kommen. Auch die deutsche Konkurrenz ist bereits mit den Chinesen
       in Kontakt. Nicht zuletzt befeuert durch die Debatte um die Dieselabgase
       bauen sie alle ihr Angebot an Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb aus. Ob
       Volkswagen oder Audi, BMW oder Mercedes, sie alle wollen bis 2025 je
       zwischen 15 und 25 Prozent ihrer Flotte als Elektrovariante anbieten.
       
       Heimische Technologiekonzerne hatten sich bislang nicht entschließen
       können, eine große Zellfertigung in Deutschland aufzubauen. Der weltgrößte
       Automobilzulieferer Bosch etwa hatte zwar lange laut darüber nachgedacht,
       im Februar dann aber doch von einer entsprechenden Investition abgesehen.
       Das Unternehmen rechnete vor, es seien 20 Milliarden Euro nötig, um im Jahr
       2030 einen angemessenen Marktanteil von 20 Prozent erreichen zu können.
       Angesichts der unsicheren Marktprognosen und des Vorsprungs asiatischer
       Anbieter war der Firma das unternehmerische Risiko zu groß.
       
       Die Chinesen unterdessen betreiben nun mit Macht die Expansion nach Europa.
       CATL wurde erst im Jahr 2011 gegründet, beschäftigt aber bereits mehr als
       10.000 Mitarbeiter. Im Juni ging die Firma an die Börse. Ihre neue Fabrik
       am Erfurter Kreuz soll im Jahr 2021 die ersten Lithium-Ionen-Batterien
       ausliefern.
       
       9 Jul 2018
       
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