# taz.de -- Wofür das Eurozonen-Budget gut ist: Stabilisator für den Krisenfall
       
       > Merkel und Macron haben beschlossen, dass es ein eigenes Budget für die
       > 19 Euro-Staaten geben soll. Warum eigentlich?
       
 (IMG) Bild: Gibt es bald mehr Spielgeld für die Euro-Finanzminister?
       
       Berlin taz | Jetzt ist es tatsächlich passiert – Europa kommt einen Schritt
       voran. Der Euroraum soll ab 2021 einen eigenen Staatshaushalt erhalten. Das
       haben die deutsche und französische Regierung unter [1][Kanzlerin Angela
       Merkel und Präsident Emmanuel Macron bei ihrer Konferenz in Meseberg
       vereinbart.] Das Budget wird „sowohl aus nationalen Beiträgen, aus
       Steuereinnahmen und aus europäischen Mitteln kommen“, heißt es in der
       Gipfelerklärung.
       
       Aber warum brauchen die Euro-Staaten überhaupt ein eigenes Budget?
       
       Normalerweise ist es so: Ein souveräner Staat betreibt Geldpolitik, indem
       seine Zentralbank den Wert der Währung reguliert. Gleichzeitig obliegt der
       Legislative und Exekutive eines Staates die Finanzpolitik, also
       Staatseinnahmen, Ausgaben, Steuern und Haushalt. Erst beides zusammen
       ermöglicht dem Staat eine wirkungsvolle Steuerung, wie sie auch die
       Marktwirtschaft benötigt.
       
       Nun sind die 19 Mitgliedsländer des Euroraums ein Staat, was ihre
       gemeinsame Währung betrifft. Ihre Souveränität beim Geld haben sie an die
       Europäische Zentralbank (EZB) übertragen. Eine gemeinsame Finanzpolitik
       findet jedoch nur ansatzweise statt, und einen übergreifenden
       Staatshaushalt für den Euroraum gibt es bisher nicht. Die Europäische Union
       als Ganzes dagegen verfügt über einen Haushalt, der sich allerdings an den
       Interessen aller 28 EU-Staaten orientiert, nicht der 19 Euro-Mitglieder.
       
       Geldpolitik ohne Finanzpolitik führt jedoch zu massiven Problemen. Wenn
       Euro-Länder – das kann Griechenland sein oder irgendwann mal wieder
       Deutschland – in wirtschaftliche Probleme geraten, fehlt dem Euroraum eines
       der zentralen Instrumente, um die Lage zu stabilisieren.
       
       ## Mal eben 100 Milliarden investieren
       
       Die EZB steuert zwar den Geldwert und bestimmt so mit über Export- und
       Importpreise. Viel leichter fiele die wirtschaftliche Gesundung allerdings,
       wenn die Euro-Finanzministerin mal 100 Milliarden Euro für ein
       Investitionsprogramm in den kriselnden Mitgliedsländern ausgeben könnte.
       Das würde die Konjunktur unterstützen, den Firmen helfen und Arbeitsplätze
       schaffen.
       
       So kommt Macron zu seiner Idee, dass der Euroraum ein eigenes
       Finanzministerium und einen Haushalt braucht. Viele bundesdeutsche
       Politiker*innen auch in der Union sehen das jedoch skeptisch. Sie fürchten,
       dass die Südländer unser Geld verjubeln.
       
       Einen gemeinsamen Finanzminister für den Euroraum wird es deshalb vorläufig
       nicht geben. Und auch keinen richtig separaten Euro-Haushalt. Dieser soll
       irgendwie im Rahmen der bisherigen EU-Finanzen abgegrenzt werden. Insgesamt
       ist der Kompromiss von Meseberg ziemlich unkonkret, Zahlen fehlen komplett.
       Wobei naheliegt, dass, wenn zusätzliches Geld ausgegeben werden soll,
       irgendjemand mehr zahlen muss als heute.
       
       ## Uneinigkeit beim Volumen
       
       Die europäische Finanztransaktionssteuer wird nicht genug einbringen, um
       das komplette Eurobudget zu finanzieren. Die entsprechenden Debatten
       dürften spannend werden. Um sie in Grenzen zu halten, plädiert Merkel
       dafür, in den Haushalt nur niedrige zweistellige Milliardenbeträge
       einzuzahlen. Macron dagegen kann sich das zehnfache Volumen vorstellen.
       
       Wichtig ist außerdem diese Formulierung der Gipfelerklärung: „Wir werden
       das Thema eines Europäischen Stabilisierungsfonds für Arbeitslosigkeit
       prüfen, für den Fall schwerer Wirtschaftskrisen, ohne dass es zu
       Transferzahlungen kommt.“ Bis Ende diesen Jahres wollen die beiden
       Regierung „konkrete Vorschläge“ vorlegen.
       
       Gedacht ist hier an eine gemeinsame Rückversicherung für wirtschaftliche
       Schocks. Alle Euromitglieder könnten Beträge aus ihren nationalen
       Haushalten in einem gemeinsamen Topf ansparen und von dort im Krisenfall
       Zuschüsse erhalten, um schneller aus dem Loch herauszukommen.
       
       20 Jun 2018
       
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