# taz.de -- Gedenkveranstaltung für NSU-Opfer: Die Stadt Kassel nimmt nicht teil
       
       > Kassels neuer Oberbürgermeister sorgt sich um die Sicherheit bei der
       > Gedenkfeier für Halit Yozgat. Die Polizei hat allerdings keine Bedenken.
       
 (IMG) Bild: Gedenken an den NSU-Mord: Jedes Jahr am 6. April findet in Kassel eine solche Veranstaltung statt
       
       Frankfurt/Main taz | Der Bundesvorstand der Türkischen Gemeinde in
       Deutschland (TGD) hat die Absage der Teilnahme der Stadt Kassel an der
       Gedenkfeier zum 12. Todestag des mutmaßlichen NSU-Opfers Halit Yozgat
       scharf kritisiert. Vorstandssprecher Cihan Sinanoğlu bezeichnete die
       Begründung mit Sicherheitsbedenken gegenüber der taz als „fatales Zeichen“.
       
       Damit sende die Politik das Signal aus, „heute wie damals Menschen nicht
       schützen zu können“, heißt es in der Erklärung der Bundesvorsitzenden der
       Türkischen Gemeinde, Atila Karabörklü und Sökay Sofuğlu. „Vor dem
       Hintergrund brennender Flüchtlingsunterkünfte und Moscheen“ sei das
       Gedenken an die Opfer des NSU und deren Angehörigen wichtiger denn je, so
       die Vorsitzenden der TGD.
       
       In der vergangenen Woche hatte Kassels neuer Oberbürgermeister, Christian
       Gesell, SPD, die Beteiligung der Stadt an der für Freitag geplanten
       Gedenkveranstaltung auf dem Halit-Yozgat-Platz überraschend abgesagt. Zur
       Begründung hatte die Stadt mitgeteilt, es sei nicht auszuschließen, dass es
       während der Gedenkfeier zu „sicherheitsrelevanten Vorkommnissen“ kommen
       könnte, die den „Charakter und würdigen Rahmen“ der Gedenkfeier massiv
       hätten beeinträchtigen können. Gesell versicherte gleichzeitig, dass „auch
       die Familie Yozgat vor diesem Hintergrund eine Absage der
       Gedenkveranstaltung für angebracht hält“.
       
       In diesem Zusammenhang verwiesen Vertreter*innen der Stadt auf drei
       Anschläge gegen türkische Einrichtungen und Privatpersonen, die sich in
       Kassel in den letzten Wochen ereignet hatten, darunter Brandanschläge auf
       das Auto einer türkischen Zeitung und auf eine Moschee in der Bunsenstraße.
       Die Ermittlungen dauern an. Von der taz mit der Kritik an der Absage des
       Oberbürgermeisters konfrontiert, verwies der Sprecher der Stadt lediglich
       auf dessen Erklärung aus der vergangenen Woche.
       
       ## Polizei hat keine Bedenken
       
       Trotz der Absage des Oberbürgermeisters wird die Kundgebung zum Gedenken
       [1][an den rassistisch motivierten Mord an Halit Yozgat] allerdings wie in
       den Vorjahren stattfinden. Die „Initiative 6. April“, die die Gedenkfeier
       am Freitag schon vor Monaten angemeldet hatte, erklärte dazu auf ihrer
       Internetseite, bedroht sei in Kassel nicht die Sicherheit, sondern die
       Unterstützung der Opfer des NSU und die Angehörigen.
       
       „Lächerlich“ nannte ein Sprecher der Initiative die Begründung des
       Oberbürgermeisters. Die Initiative erwarte am Freitag 300 bis 500
       Teilnehmer*innen und einen friedlichen Verlauf der Veranstaltung, so ihr
       Sprecher. Auch die Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in
       Deutschland haben inzwischen ihre Teilnahme an der Gedenkfeier zugesagt.
       
       Auch die Kasseler Polizei rechnet für Freitag nicht mit
       Sicherheitsproblemen. „Wir sind auf die lange angemeldete Veranstaltung gut
       vorbereitet“, sagte Sprecher Jürgen Wolf der taz. Auf die
       „Sicherheitsbedenken“ angesprochen, die die Stadt geltend gemacht hatte,
       sagte Wolf: „Davon wissen wir nichts. Wir haben keine.“
       
       3 Apr 2018
       
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