# taz.de -- Vorwürfe gegen AfD-Politiker Kalbitz: Ein Rechter schaut nach den Rechten
       
       > Brandenburgs AfD-Chef Andreas Kalbitz war nicht nur zu Besuch im
       > Neonazi-Zeltlager, sondern mutmaßlich auch mit Holocaustleugnern in einem
       > Verein.
       
 (IMG) Bild: Zumindest den Text hat er nicht vergessen: Andreas Kalbitz (links) singt mit Parteifreunden
       
       Hamburg taz | Interessiert schaut Andreas Kalbitz aufs Lagerleben. In
       olivgrünem T-Shirt und kurzer Lederhose steht der heutige AfD-Landeschef
       aus Brandenburg auf der Weide des NPD-Kaders Joachim Nahtz nahe der
       niedersächsischen Gemeinde Eschede. Nahtz hat Anhänger der „Heimattreuen
       Deutschen Jugend“ (HDJ) zu Gast.
       
       Ein Video von dem HDJ-Pfingstlager 2007, das der taz vorliegt und [1][über
       das zuerst die ARD berichtete], dokumentiert, wie Kalbitz mal zwei zünftig
       gekleidete Kameraden, mal eine junge Frau im langen Rock begrüßt. Wie er so
       vorbei an der provisorischen Feldküche und Feldtoilette durch das extra
       aufgebaute Holztor mit der Botschaft „Der Heimat und dem Volke treu“
       schlendert, wirkt er wenig wie ein kritischer Besucher. Von einer
       „Stippvisite“ spricht er aber heute, er wollte sich die Jugendarbeit nur
       mal anschauen.
       
       2007 stand die HDJ bereits unter Beobachtung des brandenburgischen
       Verfassungsschutzes. Damals begann ein Umdenken in den Sicherheitsbehörden,
       nachdem freie Journalisten mit heimlich gedrehtem Filmmaterial aufzeigten,
       wie Kinder und Jugendliche ideologisch geschult und körperlich gedrillt
       wurden.
       
       „Ziel war es, dass wir später Führungspositionen in der Bewegung einnehmen“
       betont [2][Heidi Benneckenstein, die in eine rechtsextreme Familie
       hineingeboren und jahrelang zur HDJ geschickt wurde]. „In der Regel hielt
       sich die HDJ bedeckt, um keinen Ärger mit der Polizei zu bekommen. Unsere
       Lager waren meist abgeschieden von Städten, wir gaben uns als Pfadfinder
       aus oder als Katholische Deutsche Jugend“, sagt Benneckenstein, die es mit
       19 schaffte, die Szene zu verlassen.
       
       ## Kalbitz erinnert sich nicht genau
       
       Wie AfD-Politiker Kalbitz damals zu dieser selbsternannten völkischen Elite
       stieß und eine Einladung zum Lager erhielt, daran kann er sich heute nicht
       mehr erinnern, wie er schreibt. In Eschede waren an jenem Pfingstwochenende
       Wachen aufgestellt worden. Journalisten konnten nur unter Polizeischutz
       filmen. Kalbitz, weiß nach elf Jahren aber noch, dass er das Pfingstreffen
       uninteressant fand und bei der HDJ nicht mitmachen wollte. Ihm sei auch
       nicht klar gewesen, dass der Verein vom Verfassungsschutz als extremistisch
       eingestuft war.
       
       Zwei Jahre nach dem Lager in Eschede, 2009, verbot das
       Bundesinnenministerium die 1990 gegründete HDJ aufgrund ihrer
       NS-Wesensverwandtschaft und einer „aktiv-kämpferischen, aggressiven
       Grundhaltung“. Jugendliche würden dort zu „fanatischen nationalistischen
       Freiheitskämpfern“ erzogen, wie es in der Verbotsverfügung hieß.
       
       Im Schatten des Bundesvorsitzenden Alexander Gauland machte Kalbitz bisher
       Parteikarriere. In Rückkopplung mit Gauland trieb er mit Björn Höcke das
       weit rechten Netzwerk „Der Flügel“ voran. Bei einem Treffen des „Flügels“
       am Kyffhäuser-Denkmal in Thüringen wurde Kalbitz einschlägig pathetisch:
       „Draußen brennt das Land (…) und hinterlässt Leere, gefüllt nur noch mit
       heißer Luft, leidlich verstopft mit Materialismus, Konsum, der Zerstörung
       unserer ethischen und moralischen Lebensgrundlagen, der
       selbstzerstörerischen Heuchelei des Gutmenschentums voller Phrasen und ohne
       Antworten“.
       
       ## Verbindung zu Holocaust-Leugnern
       
       Nicht erst der HDJ-Besuch wirft Fragen zu Kalbitz Vergangenheit auf. 2015
       zog er schon einmal die Notbremse: Nachdem bekannt geworden war, dass er
       Vorsitzender des rechtsextremen Vereins „Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv
       der Zeit“ war, legte er das Amt nieder.
       
       Auf einer Mitgliederliste der „Aktionsgemeinschaft der Deutschland
       Liebenden“ (ADL) aus dem Jahr 2002, die erst jetzt in einem Archiv gefunden
       wurde, taucht der Name Andreas Kalbitz mit Wohnsitz in München auf. Neben
       seinem Namen stehen die bekannter Rechtsextremisten und Holocaust-Leugner
       wie Ursula Haverbeck auf der Liste. Zur seiner mutmaßlichen
       ADL-Mitgliedschaft möchte Kalbitz heute nichts sagen.
       
       7 Mar 2018
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Andreas Speit
       
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