# taz.de -- Kolumne Der rote Faden: Bang Boom Bimbes
       
       > Die Bonner, die Bayern und ihre Bitchfights: Mit Söder werden wir noch
       > viel Spaß haben. Auch sonst lautete das Motto dieser Woche: Freindschaft!
       
 (IMG) Bild: Rache ist deftig: Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble in den schlimmen Neunzigern
       
       Eine Kolumne mit einem Aphorismus zu beginnen, noch dazu einem derart
       abgedroschenen, ist billig, ich weiß. Bringen wir es also hinter uns:
       „Freund, Feind, Parteifreund“ wird Konrad Adenauer zugeschrieben, der damit
       nicht primär eigenes Leid zu beklagen hatte, sondern im Grunde sein
       machtpolitisches Credo beschrieb – fragen Sie mal Ludwig Erhard. Der
       reinste Bitchfight war das, wie man heute sagen würde, nur halt in
       Schwarz-Weiß und mit Zigarren.
       
       Richtig schön schmutzig wurde so was freilich erst viel später; da nannte
       ein gewisser Ralf Stegner von der SPD seine glücklose Genossin Susanne
       Gaschke mal „Förden-Hillary auf den Bananenschalen“, und das muss man sich
       erst mal trauen, wenn man selber eben Ralf Stegner ist.
       
       Vom guten alten Franz Josef Strauß dagegen, Söder hab ihn selig, stammt die
       Steigerung „Feind, Todfeind, Parteifreund“. Ob er wohl ahnte, dass seine
       Nachfahren keine andere Tradition zärtlicher pflegen würden?
       
       Zu Beginn dieser Woche erreichte der bayerische Zyklopenkampf zwischen
       Seehofer und ebenjenem Söder sein jähes Ende. Sogar gemeinsame Termine
       wollen die beiden ab sofort wahrnehmen, Seehofer als amtierender
       Ministerpräsident spricht dann nur noch kurz, ist sozusagen zum Nummerngirl
       abgestiegen, sein Erbe darf den Landesvater geben, obschon er erst in ein
       paar Monaten offiziell das Amt übernehmen wird.
       
       ## Sogar der BR kam kurzzeitig ins Wanken
       
       Es ist schon arg schade um diese letzten Jahre und vor allem Monate, in
       denen die beiden einander dermaßen gründlich in die Hacken traten, dass es
       einem schon beim Zeitunglesen solidarisch die Tränen in die Augen trieb;
       besonders während des großen Finales, wo selbst die Altehrwürdigkeit des
       Bayerischen Rundfunks kurzzeitig ins Wanken kam, als dieser einen Rücktritt
       Seehofers verkündete, den jener da wohl noch gar nicht beschlossen hatte,
       dann aber natürlich doch einlösen musste. Wer da wohl die Quelle war?
       
       Ja, mit diesem Markus Söder werden wir noch viel Spaß haben. Er macht das
       schon sehr hübsch, obwohl er zu jung ist, um die schlimmsten Sauereien der
       Bonner Republik aktiv miterlebt zu haben. Aber um diese Zeiten
       wiederauferstehen zu lassen, gibt es zum Glück die Kollegen von Spiegel und
       ARD, die in dieser Woche eine beeindruckende Recherche präsentierten. Dass
       man Helmut Kohl nicht zum Feind, noch weniger aber zum Parteifreund haben
       wollte, ist längst bekannt, mit einiger Bitterkeit speziell jedem, der zum
       CDU-Personal der neunziger Jahre gehörte.
       
       Die Rache wiederum kann deftig ausfallen, zeigt die [1][Doku „Bimbes – Die
       schwarzen Kassen des Helmut Kohl“] doch einen mephistophelisch
       zähnefletschenden Wolfgang Schäuble, der nicht nur erklärt, anonyme Spender
       Kohls habe es nie gegeben, sondern auch die Schlussfolgerung in die Kamera
       stratzt, als sei allein die Frage danach purer Schwachsinn: „Na, weil es
       aus der Zeit von Flick schwarze Kassen gab!“
       
       Diese Kassen waren, so viel wissen wir jetzt, offenbar gar nicht Kohls
       Idee, sondern vielmehr die von Leuten wie Flick-Manager Eberhard von
       Brauchitsch und Kurt Biedenkopf. Letzterer war damals
       Henkel-Geschäftsführer und nach erfolgreicher „Aktion Kohl“ (Rainer Barzel
       absägen, dafür rententechnisch reich alimentieren, Kohl rein als
       Parteivorsitzenden und immer fein mit Spenden zuballern) dann aber
       plötzlich selbst CDU-Generalsekretär und später sächsischer
       Ministerpräsident mit sprachgewaltiger Gattin („Kurt Hans, das wäre dir
       nicht passiert!“).
       
       ## „Country over Party“
       
       Bang Boom Bimbes: Der spätere Staats- und Ehrenmann Kohl wurde also an die
       Macht gekauft. Und seine Parteifreunde waren entsprechend gelackmeiert.
       Norbert Blüm tut einem ja immer ein wenig leid, aber jammervoller hat er
       wirklich noch nie dreingeschaut.
       
       Vielleicht hilft ihm die Nachricht, dass es in den USA auch in Sachen
       politische Feindschaften immer noch eine Nummer irrer geht. Roy Moore,
       Republikaner aus Alabama, soll nächste Woche in den Senat aufrücken. Der
       Unterstützung Donald Trumps kann er sich sicher sein, erst recht natürlich,
       seitdem rauskam, dass Moore Minderjährige sexuell missbraucht haben soll.
       
       Nur ist da auch noch Senator Jeff Flake aus Arizona, ebenfalls
       Republikaner, aber endlich mal einer, den sogar Linke lieben: „Country over
       Party“, Land vor Partei, [2][twitterte] er am Dienstag, dazu das Foto eines
       Schecks, mit dem er Moores demokratischen Gegenkandidaten unterstützt
       
       Holy bimbam, kann man da nur sagen. Aus einem Olaf Scholz, der sich nur
       verschämte Stupser vor Martin Schulz’ Schienbein traute, statt anständig zu
       putschen, und dann bei der Vorstandswahl auf dem SPD-Parteitag nur 59,2
       Prozent kassierte, wird jedenfalls kein so lässiger Cowboy mehr.
       
       (Diese Kolumne wurde übrigens, wie fast immer, verfasst mit freundlicher
       Unterstützung von Otis Redding. Wäre der nicht an diesem Sonntag vor 50
       Jahren gestorben, hätten wir den King of Soul jetzt einfach zum König von
       Bayern erklären können. Ooh, what a wonderful world this could be!)
       
       9 Dec 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjtnKnW9PrXAhURLVAKHetgDPkQtwIIKDAA&url=http%3A%2F%2Fwww.ardmediathek.de%2Ftv%2FReportage-Dokumentation%2FBimbes-Die-schwarzen-Kassen-des-Helmut%2FDas-Erste%2FVideo%3FbcastId%3D799280%26documentId%3D48136314&usg=AOvVaw1XyIH84oi7GlhZKKw1pZ1C
 (DIR) [2] https://twitter.com/JeffFlake/status/938160754490052609
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johanna Roth
       
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