# taz.de -- Koalitionsträume in Niedersachsen: Gute Grüne, schlechte Grüne
       
       > Rot und Grün hoffen auf die FDP. Doch die Liberalen schließen die
       > Ampelkoalition aus – wegen der Grünen. Jamaika wäre für sie aber okay.
       
 (IMG) Bild: Orientierungsphase nach der Wahl in Niedersachsen
       
       Hannover taz | So kurz nach der Wahl schweben einige Parteien in
       Niedersachsen noch in einer Traumwelt. Die Wahlpartys haben sich lang
       gezogen, genau wie das Zittern und die Ungewissheit. Zwischendurch sah es
       so aus, als ob es sogar für Rot-Grün reichen könnte. Aber mit dem
       vorläufigen Endergebnis kam die Ernüchterung. Die Grünen sind die großen
       Wahlverlierer.
       
       Sie haben nicht nur rund fünf Prozentpunkte an Zustimmung verloren, sie
       werden höchstwahrscheinlich auch nicht an der nächsten Regierung in
       Niedersachsen beteiligt sein. Doch bei der Pressekonferenz am Morgen danach
       klammern sich sowohl Grüne als auch Sozialdemokraten noch immer an die
       Hoffnung, die FDP möge sich doch noch zu einer Ampelkoalition erbarmen.
       
       „Wir sind etwas erstaunt, wie man sich an uns heran wanzt“, sagt Gero
       Hocker, der niedersächsische FDP-Generalsekretär. Denn seine Partei
       wiederholt schon seit Tagen mantraartig, dass es ein Ampelbündnis nicht
       geben wird. „Zu 100 Prozent nicht“, sagt Hocker. Man wolle sich nicht für
       eine Verlängerung der rot-grünen Koalition her geben. Schließlich sei es
       eines der Wahlziele gewesen, dass ebendiese Regierung abgewählt wird.
       
       Die Gründe? Die sucht die FDP vor allem bei den Grünen. Da gebe es so viele
       inhaltliche Differenzen: die Autobahnen, die die Liberalen schnell bauen
       wollen, den Wolf oder die Inklusionspolitik, bei der die FDP alle
       Förderschulen erhalten will. Außerdem hätten die Grünen die
       FDP-Abgeordneten in der Vergangenheit als „Menschenfeinde“ bezeichnet und
       sie der „Hetzerei“ bezichtigt. Da gebe es „keine Grundlage“, sagt der
       Generalsekretär.
       
       ## Wie die FDP auf die Große Koaliton drängt
       
       Richtig ernst nehmen kann man diese inhaltliche Abgrenzung zu den Grünen
       jedoch kaum. „In einem Jamaika-Bündnis müsste man gucken, wie sich die
       Grünen bewegen können.“ Da wäre eine Zusammenarbeit für die FDP nicht
       ausgeschlossen. Schließlich dürfe man sich „durch Ausschließeritis nicht
       allen verweigern“, so der Liberale.
       
       Gefragt, warum die FDP durch ihre Absage an SPD und Grüne eine große
       Koalition sehr wahrscheinlich macht, sorgte Hocker mit seiner Antwort für
       großes Gelächter: „Am Ende hat der Wähler einen Anspruch darauf, dass das
       Land gut regiert wird“, sagte er und schob dann nach, dass eine Ampel keine
       gute Regierung sei. „Ich glaube, dass das niemals fünf Jahre überstehen
       würde.“
       
       Einen Kaffee bei Weil würde man trinken, eine Koalition werde daraus nicht,
       ist die klare Ansage der FDP. Grüne und SPD verweigern sich am Morgen nach
       der Wahl dieser Realität. „Es gibt viele Schnittmengen zur FDP“, betont
       etwa Meta Janssen-Kucz, die Landesvorsitzende der Grünen. Die FDP müsse die
       von ihnen propagierte neue Ernsthaftigkeit auch wirklich ernst nehmen und
       mit den Parteien sprechen. Eine Jamaika-Koalition schloss die Grüne aus.
       
       ## Zwischen Illusion und Realität
       
       Und auch bei der SPD will man sich der Ampel-Illusion noch eine Weile
       hingeben, bevor die Groko-Realität mit voller Wucht einsetzt. „Eine neue
       Regierung hat den berechtigten Anspruch, neue inhaltliche Verschiebungen zu
       machen“, sagt der SPD-Generalsekretär Detlef Tanke. Konkret heißt das, die
       SPD will inhaltlich auf die FDP zugehen, um sie umzustimmen.
       
       Die CDU ist sich indes schon sicher, dass sie in Verantwortung kommt. „Im
       Moment haben wir die Situation, dass die CDU maßgeblich an der nächsten
       Landesregierung beteiligt sein wird“, sagt CDU-Generalsekretär Ulf Thiele.
       Eine große Koalition dürfe am Ende nicht am Klein Klein im menschlichen
       Bereich scheitern. Und obwohl die CDU an ihrem Wahlziel, stärkste Kraft zu
       werden, deutlich scheiterte, soll auch der Spitzenkandidat bleiben dürfen:
       „Ich gehe davon aus, dass Bernd Althusmann eine führende Rolle spielen
       wird.“
       
       16 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrea Scharpen
       
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