# taz.de -- Migrantentransport in der Sahara: 70 Kilometer Niemandsland
       
       > Zwischen Niger und Libyen gibt es die Grenze nur auf dem Papier.
       > Schmuggler und Armeen haben sich damit bestens arrangiert.
       
 (IMG) Bild: Aus Agadez fahren die überladenen Trucks in Richtung Libyen
       
       Tunis taz | Zu festen Abfahrtszeiten machen sich seit Ende 2012 die Konvois
       mit afrikanischen Migranten aus dem nigrischen Agadez auf den Weg nach
       Norden – nach Libyen, in die Wüstenstädte Sebha oder Gatrun. Während
       Drogen- und Waffenschmuggler die lokale Bevölkerung meiden, nutzen die
       Toyota-Pick-ups mit bis zu 40 Passagieren auf der offenen Ladefläche unter
       der Sahara-Sonne fast ausnahmslos die geteerte libysche Hauptstraße und
       sind aufgrund ihrer hohen Schmiergeldzahlungen an Checkpoints gerne
       gesehen.
       
       Der Migrantentransport geschieht mit dem Wohlwollen der Milizen des
       südlibyschen Toubou-Volkes, ähnlich wie die Tuareg Ureinwohner der Sahara.
       „Ich kenne die genaue Summe, die unsere Landsleute an den 13 Checkpoints
       der nigrischen Armee auf den 800 Kilometern von Agadez nach Toummo zahlen
       müssen“, sagt Issa Hassan, ein junger Kommandeur der Umm-Al-Anarab Brigade.
       
       Die Preise hätten sich verdoppelt, seit Nigers Regierung unter Druck der EU
       den Migrantenschmuggel für illegal erklärt hat. Schmuggler werden nun
       verfolgt, doch nach zwei Wochen ist alles beim Alten, winken die Kollegen
       von Issa ab. „Die EU hat nicht verstanden, dass die Grenze Europas mit
       Afrika mitten in der Sahara liegt“, sagt einer.
       
       Die Grenze als solche gibt es nur auf dem Papier. 70 Kilometer Niemandsland
       liegen zwischen dem letzten nigrischen und dem ersten libyschen Checkpoint
       in der Wüste. Schmuggler kennen die fünf Routen gut, über die man den
       Milizen ausweichen kann.
       
       50 Grad ist es hier im Sommer heiß, weder Straßen noch Grenzen sind mit dem
       bloßen Auge zu erkennen. „Ohne die Ortskenntnis der lokalen Milizen der
       Toubou und Tuareg wird jeder internationale Einsatz zu einem Desaster“,
       warnt Issa. „Gerade weil Schmuggel die einzige Einkommensquelle ist, die
       den jungen Leuten geblieben ist.“
       
       2 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mirco Keilberth
       
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