# taz.de -- Debatte über Umweltpolitik: Schwarz sieht grün
       
       > Zum Thema Umweltpolitik befragte der BUND die Bremer SpitzenkandidatInnen
       > für den Bundestag. Trotz Einladung nahm die FDP nicht teil
       
 (IMG) Bild: Dieselfahrerin Elisabeth Motschmann (CDU) im Gespräch mit Dieter Mazur vom BUND
       
       Über Klimaschutz, Energiepolitik, Fahrverbote und Dieselskandal diskutierte
       gestern der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) mit Bremer
       BundestagskandidatInnen vor der Bürgerschaft. „Umweltthemen können im
       Bundestagswahlkampf gar nicht hoch genug gehängt werden“, sagte Klaus
       Prietzel, Vorsitzender des BUND Bremen. Rund hundert interessierte
       BürgerInnen waren gekommen, um konkrete Antworten auf umweltpolitische
       Fragen zu erhalten. „Hier gibt es noch viel Luft nach oben“, sagte eine der
       ZuschauerInnen.
       
       Der Einladung des BUND folgten Doris Achelwilm (Linke), Elisabeth
       Motschmann (CDU), Sarah Ryglewski (SPD), Kirsten Kappert-Gonther (Grüne)
       und Uwe Schmidt (SPD). FDP-Spitzenkandidatin Lencke Steiner antwortete laut
       Aussage der Veranstalter nicht auf die Einladung. Und: „Die AfD ist auch in
       ihrer Position zum Klimaproblem derartig rückwärtsgewandt, dass wir
       entschieden haben, sie nicht einzuladen“, sagte der studierte Biologe Klaus
       Prietzel.
       
       Bevor das fünfzehnminütige Kurzinterview mit Moderator Dieter Mazur
       startete, ermittelten die PolitikerInnen das Themengebiet mit einem vom
       BUND selbst gebastelten Würfel. „Wir wollen versuchen, möglichst konkrete
       Antworten der KandidatInnen zu bekommen“, sagte Prietzel kurz vor der
       Veranstaltung.
       
       Gleich zu Beginn konfrontierte der Moderator Doris Achelwilm,
       Spitzenkandidatin der Linken, mit dem Dieselskandal. „Die Kartellbildung
       der großen deutschen Autokonzerne ist einfach ungeheuerlich“, sagte Doris
       Achelwilm. Sie forderte in ihrem Statement einen höheren Verbraucherschutz
       für die betroffenen DieselfahrerInnen und gleichzeitig härtere Sanktionen
       gegen die betrügerischen Unternehmen.
       
       Uwe Schmidt, SPD-Direktkandidat und Ver.di-Mitglied bemängelte die fehlende
       Distanz zwischen Politik und Autoindustrie. Den Dieselskandal bezeichnete
       er auch „als Betrug an den Arbeitnehmern“.
       
       „Wir brauchen endlich ein Unternehmensstrafrecht, um ganze Konzerne haftbar
       zu machen“, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Sarah Ryglewski. Die
       BürgerInnen hätten ein Recht auf Schadenersatz.
       
       Die CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Motschmann ist selbst
       Dieselfahrerin. „Auch ich fühle mich durch diese Schummelsoftware
       betrogen“, sagte Elisabeth Motschmann. Wegen ihres eigenen Wagens sei sie
       aber relativ entspannt. Sie sei gegen Fahrverbote, weil diese die falschen
       Leute träfen.
       
       In Richtung der Grünen ging Motschmann gleichzeitig auf Kuschel- und
       Konfrontationskurs. „Die CDU mit Merkel ist jetzt auch eine zweite
       Öko-Partei“, sagte Motschmann. Im Hinblick auf eine umweltverträgliche
       Landwirtschaft bekräftigte sie ihre tiefe Verbundenheit zu den Bauern. „Das
       Misstrauen gegen viele Landwirte ist nicht richtig“, sagte sie. Viele
       Bauern würden sich um eine gesunde Landwirtschaft bemühen. „Aber natürlich
       will niemand mit Nitrat verseuchtes Grundwasser trinken.“
       
       Die „erste“ Öko-Partei zeigte bei umweltpolitischen Themen radikalere
       Ansichten als die Union. In Richtung potenzieller Koalitionspartner stellte
       Kirsten Kappert-Gonther, Spitzenkandidatin der Grünen, in Aussicht, dass
       Gesundheitsschutz, Klimaschutz, Umweltschutz und Tierschutz für ihre Partei
       nicht verhandelbar seien.
       
       „Glyphosat hat auf unseren Äckern nichts zu suchen“, sagte sie. Außerdem
       wolle sie sich für einen Ausstieg aus der industriellen Tierhaltung stark
       machen: „Es ist eine Schande, wie mit den Tieren in der Massentierhaltung
       umgegangen wird“, sagte die Vegetarierin.
       
       24 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Philipp Nicolay
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Bund
 (DIR) Fahrverbot
 (DIR) Grüne Bremen
 (DIR) Schwerpunkt Glyphosat
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Demonstrationen
 (DIR) Die Linke
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Demokratisches Quintett: Von Bremen nach Berlin
       
       Sechs Abgeordnete von Linke, Grüne, SPD, CDU und AfD ziehen aus Bremen in
       den Bundestag ein. Die taz stellt sie vor von links nach rechts
       
 (DIR) Paris reizt im Glyphosat-Streit: Agrarlobby gegen Verbot
       
       Frankreich will prüfen, wie das Pestizid ersetzt werden kann – auch wenn
       die EU das Mittel weiter zulässt. Das gibt Streit mit den Bauern.
       
 (DIR) Kommentar Merkels Gleichstellungspolitik: Hätte, hätte, Fahrradkette
       
       Die Kanzlerin spricht sich für Geschlechterparität im Kabinett aus. Das ist
       nur Wahlkampfshow. Denn sie macht sie von der Koalition abhängig.
       
 (DIR) Geplante „Ende Gelände“-Proteste: Blockaden in Sicht
       
       NRW steht vor den größten Klimaprotesten, die das Land je erlebt hat. Ab
       Donnerstag starten die „Aktionstage“, die ersten 1.000 Aktivisten sind
       schon da.
       
 (DIR) Braunkohle in Brandenburg: Linke streitet übers Klima
       
       Die Fraktionsführung der Linken in Brandenburg gibt das Klimaschutzziel für
       2030 auf – gegen den Willen der Bundespartei.
       
 (DIR) Lizenzen für CO2-Emissionen: Die Zähmung des Drachens
       
       Der EU-Emissionshandel sollte das Klima retten. Dann machten ihn Politiker
       und Lobbyisten zu einem unbeweglichen Bürokratiemonster.