# taz.de -- Kartellverdacht gegen VW, Daimler, BMW: Ein Abgasfilter für alle
       
       > Laut einem Bericht sollen sich mehrere Konzerne heimlich abgesprochen
       > haben. Der Abgasskandal könnte damit eine neue Facette bekommen.
       
 (IMG) Bild: Der Ärger hört nicht auf
       
       Berlin afp | Die deutsche Autoindustrie steht unter Kartellverdacht: Die
       großen Autobauer haben sich [1][einem Spiegel-Bericht zufolge] seit den
       90er Jahren in geheimen Arbeitsgruppen über ihre Fahrzeuge abgesprochen und
       womöglich auf diese Weise den Weg für den Diesel-Abgasskandal geebnet. Das
       Magazin berief sich am Freitag auf einen Schriftsatz, den Volkswagen bei
       den Wettbewerbsbehörden einreichte. Auch Audi, Porsche, BMW und Daimler
       sollen beteiligt gewesen sein.
       
       Dem Nachrichtenmagazin zufolge stimmten sich seit den 90er Jahren mehr als
       200 Mitarbeiter der Unternehmen in über 60 Arbeitsgruppen ab. Dabei soll es
       um die Technik der Fahrzeuge, Kosten, Zulieferer, Märkte, Strategien und
       die Abgasreinigung der Dieselfahrzeuge gegangen sein. VW reichte den
       Schriftsatz demnach am 4. Juli des vergangenen Jahres ein. Darin erklärt
       der Autobauer selbst, dass „der Verdacht“ bestehe, dass es zu
       „kartellrechtswidrigem Verhalten“ gekommen sei. Auch Daimler soll einen
       Schriftsatz eingereicht haben.
       
       Die Autobauer wollten sich allesamt zu dem Bericht am Freitag nicht äußern.
       „Zu Spekulation und Sachverhaltsvermutungen auf Grundlage der
       ‚Spiegel‘-Berichterstattung äußern wir uns nicht“, erklärte ein
       VW-Sprecher. Der Konzern nahm damit auch für die Marken Audi und Porsche
       Stellung. Auch BMW und Daimler erklärten, die Spekulationen nicht zu
       kommentieren.
       
       Das Bundeskartellamt erklärte, grundsätzlich zu laufenden Verfahren keine
       Auskünfte zu geben. Ein Sprecher bestätigte aber erneut, dass es am 23.
       Juni 2016 – also knapp zwei Wochen vor dem mutmaßlichen Eingang des
       VW-Schriftsatzes bei der Kartellbehörde – in der Autobranche „eine
       Durchsuchungsmaßnahme im Bereich des Einkaufs von Stahl“ gegeben habe.
       Damals waren unter anderem Büros der Autobauer Volkswagen, BMW und Daimler
       sowie des Zulieferers Bosch durchsucht worden.
       
       ## Absprachen über die Lieferkette
       
       Laut Spiegel soll es bei den Absprachen zwischen den deutschen
       Autokonzernen um alle Bereiche der Entwicklung gegangen sein, um Benzin-
       und Dieselmotoren, Bremsen, Kupplungen und Getriebe. Die Hersteller
       besprachen demnach auch die Auswahl von Lieferanten, die Preise von
       Bauteilen und die Abgasreinigung ihrer Dieselfahrzeuge.
       
       Vor dem Hintergrund des Dieselskandals wird damit deutlich, dass auf diese
       Weise die Grundlage dafür gelegt worden sein könnte. Dem Bericht zufolge
       stimmten sich die Autobauer seit 2006 darüber ab, wie groß die Tanks für
       das Harnstoffgemisch AdBlue sein sollten, mit dem Stickoxide in die
       harmlosen Bestandteile Wasser und Stickstoff aufgespalten werden.
       
       Die Autohersteller verständigten sich dem Bericht zufolge auf günstigere
       kleine Tanks. Die darin enthaltene Menge AdBlue reichte später nicht mehr
       aus, um die Abgase ausreichend zu reinigen.
       
       „Wenn sich der Kartellverdacht gegen VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler
       bewahrheitet, so wäre dies nach den Betrügereien rund um den Diesel ein
       weiterer Tiefpunkt für die traditionsreiche deutsche Autobranche“, erklärte
       Grünen-Chef Cem Özdemir. Der „eigentliche Skandal“ sei aber, dass
       Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) „die Betrügereien von
       Teilen der Autoindustrie“ nicht konsequent aufkläre und „seine schützende
       Hand über einen der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik“ halte.
       
       Die Dieselaffäre war vor knapp zwei Jahren ins Rollen gekommen, als VW nach
       US-Ermittlungen einräumte, in Millionen von Fahrzeugen eine
       Schummelsoftware eingesetzt zu haben. Diese sorgte dafür, dass der
       Schadstoffausstoß bei Tests durch die Behörden niedriger ausfiel als später
       auf der Straße. Auch andere Autobauer, darunter Daimler, sehen sich mit
       solchen Vorwürfen konfrontiert.
       
       21 Jul 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/volkswagen-audi-porsche-bmw-und-daimler-unter-kartellverdacht-a-1159052.html
       
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