# taz.de -- Stromversorgung im Gazastreifen: Kraftwerk wieder abgeschaltet
> Die Menschen im Gazastreifen haben momentan nur wenige Stunden täglich
> Strom. Das liegt an dem Konflikt zwischen Mahmud Abbas und der Hamas.
(IMG) Bild: Eine Familie sitzt bei Sonnenuntergang an der Küste in Jebaliya
BERLIN taz | Ägyptens Lieferung von einer Million Liter Dieselöl brachte
den Menschen im Gazastreifen nur kurzfristig Erleichterung. Seit
Mittwochabend liegt das einzige Kraftwerk zur Stromerzeugung wieder still.
Die Regierung in Kairo schickte vor gut drei Wochen insgesamt elf mit
Treibstoff beladene Lastwagen in den Gazastreifen, damit dort wieder Strom
produziert werden kann. Etwa zeitgleich reduzierte Israel die
Energielieferungen um 40 Prozent. In normalen Zeiten deckt Israel etwa ein
Drittel des gesamten Strombedarfs im Gazastreifen. Die Regierung in
Jerusalem reagierte mit den Einschränkungen auf ausbleibende Zahlungen.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas will Gazas Stromrechnungen nicht länger
aus dem Haushalt der Palästinensischen Autonomiebehörde begleichen.
Hintergrund ist der Konflikt zwischen Abbas und der de facto seit zehn
Jahren im Gazastreifen regierenden Hamas. Offenbar hofft Abbas auf Proteste
aus der zunehmend in Not geratenen Bevölkerung gegen die islamistische
Führung im Gazastreifen und darauf, mit seiner Fatah selbst dort wieder die
Kontrolle zu übernehmen. Jeweils für dreieinhalb Stunden am Morgen haben
die Leute Strom – und gegen Mitternacht nochmal für kurze Zeit. Mit den
gekürzten Energielieferungen Israels und der erneuten Stilllegung des
Kraftwerks sind zusätzliche Stromausfälle zu erwarten.
Wer über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, hilft sich mit
Generatoren. Die große Mehrheit der insgesamt zwei Millionen Palästinenser
im Gazastreifen ist jedoch auf die städtische Versorgung angewiesen. Laut
Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan wächst bei
Hilfsorganisationen und UN-Einrichtungen die Sorge angesichts der
angespannten humanitären Lage in dem belagerten Küstenstreifen. Maan
zitiert Experten, die über „bedenkliche Zustände“ berichten, unter denen in
den Krankenhäusern Gazas operiert werden muss. Zudem führt die Energiekrise
zu Frischwassermangel sowie extremer Umweltbelastung, da das Abwasser
ungeklärt ins Mittelmeer geleitet wird. Die Krise sei, so zitiert Maan
weiter, „komplett von Menschenhand gemacht“. Es trifft vor allem die
Bevölkerung.
Der palästinensische Thinktank Al-Shabaka in Ramallah nannte den Versuch
von Mahmud Abbas, „die Isolation der Hamas voranzutreiben“, indem er die
Stromlieferungen für den Gazastreifen kürzt, einen Beweis für seine
„Bereitschaft zur Annahme der Methode der kollektiven Bestrafung, wobei er
die Blockade stützt und das Leid von zwei Millionen Palästinensern endlos
fortsetzt – all das aus parteipolitischen Interessen“.
13 Jul 2017
## AUTOREN
(DIR) Susanne Knaul
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