# taz.de -- Kampf gegen Erderwärmung: Frankreich sagt Adieu zur Kohle
       
       > Der Klimaplan der neuen Regierung sieht vor, dass bis 2022 kein
       > Kohlestrom mehr fließen soll. Ziel ist es, ein CO2-neutrales Land zu
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Anblicke wie dieser werden bald Vergangenheit sein: bis 2022 will Frankreich vom Kohlestrom weg
       
       Paris taz | Frankreich will bis 2022 keinen Strom mehr aus Kohlekraftwerken
       beziehen. Das hat Frankreichs Staatsminister für Umwelt, Klimawandel und
       Energiewende, Nicolas Hulot, am Donnerstag als Teil des Klima-Aktionsplan
       der Regierung für die kommenden fünf Jahre bekannt gegeben.
       
       Bei dieser Gelegenheit betonte der in Frankreich sehr bekannte frühere
       TV-Umweltjournalist Hulot, dass die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens
       auf nationaler wie internationaler Ebene eine Priorität der Regierung sei.
       Er bezeichnete es als „schmerzliches Signal“, dass US-Präsident Donald
       Trump die von seinem Vorgänger eingegangenen Verpflichtungen nicht
       einhalten will. Frankreich möchte nun mit gutem Beispiel vorangehen und die
       Bedeutung des Kampfs gegen die Klimaerwärmung in die Verfassung
       einschreiben.
       
       Die Regierung will mit ihrem Aktionsplan von den fossilen Energien
       wegkommen, um als Land letztlich CO2-neutral zu werden. Darum werden ab
       sofort keine neuen Genehmigungen für die Förderung von Erdöl, -gas und
       Kohle mehr erteilt.
       
       Die Ankündigung, dass bis zum Ende der Amtszeit von Macron kein Strom mehr
       aus Kohlekraftwerken kommen soll, ist spektakulär. Bereits heute macht die
       Kohle zwar nur noch etwa 5 Prozent des Energieverbrauchs in Frankreich aus,
       doch müssten nun bis in knapp fünf Jahren die vier noch laufenden
       Kohlekraftwerke schließen; für die Beschäftigten soll laut Hulot mit
       Übergangsverträgen die Weiterbeschäftigung in den Energiekonzernen
       gewährleistet werden.
       
       ## Subventionen für Häuser-Dämmung
       
       Eines der betroffenen Werke steht übrigens in der Hafenstadt Le Havre,
       deren Bürgermeister Edouard Philippe vor einem Jahr noch die Kohle
       verbissen verteidigt hatte. Heute muss Philippe als Premierminister den
       Ausstieg verteidigen. Hulot hatte in einer ersten Kraftprobe mit dem
       Landwirtschaftsminister zur Frage des Verbots der Neonikotinoid-Insektizide
       deutlich gemacht, dass er bei seinen Vorhaben keine Abstriche zu machen
       gedenkt.
       
       Hulot ist überzeugt, dass Klimapolitik nicht gleichbedeutend mit Verzicht,
       Ausgaben oder Zusatzkosten sein muss. Er möchte im Gegenteil „den Beweis
       erbringen, dass die Klimaverpflichtungen eine Verbesserung des Alltags der
       französischen Bürger bewirken“ werden. So soll namentlich die Dämmung von
       Häusern und Wohnungen von finanziell schlechter gestellten Familien mit
       insgesamt 4 Milliarden Euro subventioniert werden. Priorität sollen Gebäude
       haben, die beim Heizen aufgrund des großen Wärmeverlusts als „thermische
       Siebe“ gelten.
       
       Auch an den Verkehr geht es: Bis 2040 sollen überhaupt keine Benzin- und
       Dieselfahrzeuge mehr verkauft werden. Damit die erforderlichen Umstellungen
       weniger schmerzlich für den Geldbeutel sind, soll der Staat beispielsweise
       mit einer (noch nicht bezifferten) Prämie einen finanziellen Anreiz geben.
       Mit dieser Prämie will die Regierung erreichen, dass in einem ersten
       Schritt alte Dieselautos aus der Zeit vor 1997 und auch neuere mit
       Benzinmotoren vor 2001 durch weniger umweltschädigende Fahrzeuge ersetzt
       werden. Beim Atomstrom bestätigt die Regierung ein schon bestehendes Ziel:
       Bis 2025 soll der Anteil des Stroms aus Atomkraftwerken auf 50 Prozent
       gesenkt werden.
       
       Hulot möchte seinen Aktionsplan nun rasch umsetzen. Was bei der
       Präsentation seines Vorhabens jedoch auffiel, war der Mangel an präzisen
       Hinweisen zur Finanzierung dieser zum Teil sehr ehrgeizigen Projekte. Zwar
       ist zum Beispiel geplant, die CO2-Abgaben zu erhöhen – Details dazu jedoch
       gibt es nicht.
       
       7 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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