# taz.de -- Diskussion zum Nahostkonflikt abgesagt: Kein Frieden in Tutzing
       
       > Die Nahosttagung an der Evangelischen Akademie in Tutzing wird
       > kurzfristig gekippt. Die Gründe bleiben im Dunkeln.
       
 (IMG) Bild: Veranstaltet doch keine Tagung: Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie
       
       Berlin taz | Eine lange geplante und hochkarätig besetzte Konferenz zum
       Nahostkonflikt ist kurzfristig abgesagt worden. Vom 12. bis zum 14. Mai
       sollte in der Evangelischen Akademie in Tutzing bei München über
       Menschenrechte in Israel und Palästina diskutiert werden.
       
       Das Programm stand seit Monaten fest, die Programme waren bereits gedruckt.
       Doch in letzter Minute entschied der Direktor der Akademie, Udo Hahn, die
       Tagung werde „verschoben“ – es sei nicht gelungen, „alle für das Thema
       maßgeblichen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in angemessener
       Zahl zu gewinnen“, wie es auf der Webseite der Akademie heißt.
       
       Wen er damit meinte, bleibt unklar. Denn mit Intellektuellen wie dem
       Historiker Moshe Zimmermann und Lizzie Doron, palästinensischen und
       israelischen Menschenrechtlern, deutschen Politikern wie Volker Beck
       (Grüne) und Ruprecht Polenz (CDU) sowie offiziellen Vertretern beider
       Seiten war die Tagung ausgewogen besetzt.
       
       Unklar bleibt auch, aufgrund welcher Diskussionen oder welcher inhaltlichen
       Kritik die Veranstaltung abgesagt wurde. Auf Nachfragen der taz wollte der
       Leiter der Akademie, Udo Hahn, dazu keine weitere Stellung beziehen.
       Lediglich im Internet finden sich Hinweise.
       
       In der Facebook-Gruppe „Israel + Shalom“ freut sich ein Ari Fitch: „Wir
       haben einen wichtigen Etappensieg errungen.“ Man müsse den Veranstaltern
       den Vorwurf der „mindestens indirekten Unterstützung der BDS-Bewegung“
       machen. Und eine Pery Smadar wirft den Veranstaltern, zu denen auch die
       Petra-Kelly-Stiftung zählt, „Anti-Israel-Propagada“ vor.
       
       ## Die Absage ist kein Einzelfall
       
       Einige der Gäste wollen die Absage nicht auf sich sitzen lassen. Aus Israel
       verfasste Moshe Zimmermann einen offenen Brief, der von zwölf eingeladenen
       israelischen und palästinensischen Gästen unterschrieben wurde. „Die
       Begründung für die Absage lässt vermuten, dass sich unsere deutschen
       Gastgeber an die Haltung der israelischen Politik angepasst haben, die die
       Befürworter des Friedens für illegitim hält. Das betrübt und schockiert
       uns. Statt von Europa aus die Friedensbemühungen zu unterstützen, wird hier
       den Hardlinern nachgegeben“, heißt es darin.
       
       Die Unterzeichner erinnern an die Meinungsfreiheit in Deutschland, die
       Diskussionen erlauben sollte, wie sie derzeit „in Israel und Palästina
       wegen der politischen Umstände unmöglich“ seien. Die Unterzeichner
       fürchten, dass es sich bei der Absage um „einen weiteren Versuch handelt,
       die kritischen Stimmen aus dem Nahen Osten auch in Deutschland zum
       Schweigen zu bringen“.
       
       In der Tat ist die Absage kein Einzelfall. In Frankfurt am Main geht der
       Streit um eine Tagung, die sich „50 Jahren israelischer Besatzung in
       Palästina“ widmen wollte. Bürgermeister Uwe Becker (CDU) hatte das
       Frankfurter Ökohaus kritisiert, weil es dem Deutschen Koordinationskreis
       Palästina Israel (Kopi) seine Räume für die Tagung vermietet hatte. Der
       Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Leo Latasch, erklärte, es sei
       „das eleganteste, wenn die Räume nicht vermietet würden“. Das Ökohaus zog
       seine Zusage kurzfristig zurück. Jetzt müssen die Gerichte entscheiden.
       
       27 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
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