# taz.de -- Video von Panzerwagen im Nordirak: Deutsche Waffen im Kurdenkonflikt?
       
       > Der Panzerwagen Dingo sollte den kurdischen Peschmerga gegen den IS
       > helfen. Ein Video soll einen Dingo bei einem Vorstoß auf Jesiden zeigen.
       
 (IMG) Bild: Gib mir Tiernamen: Ein gepanzerter Truppentransporter „Dingo“ in einem Bundeswehr-Depot
       
       Das Eiserne Kreuz ist [1][im Video] gut zu erkennen. Es prangt auf der
       rechten Seite des Panzerfahrzeugs, zwischen den beiden Fenstern. In der
       oberen Hälfte wirkt das Kreuz zwar verschwommen, in der unteren Hälfte ist
       es aber unverkennbar: Der Dingo trägt das Hoheitszeichen der Bundeswehr;
       der Wagen stammt vermutlich aus deutschen Armeebeständen.
       
       Und das ist das Problem. Das Video, das die Medienaktivisten des Blogs
       [2][Lower Class Magazine] am Donnerstag veröffentlichten, soll nämlich
       einen Vorstoß kurdischer Peschmerga auf die Jesidenstadt Khanasor zeigen.
       Dort hat das Militärfahrzeug aus Deutschland eigentlich nichts zu suchen.
       
       Im Sommer 2014 hatte die Bundesregierung beschlossen, Bundeswehrmaterial an
       die Kämpfer der irakisch-kurdischen Peschmerga zu liefern. Mithilfe
       deutscher Waffen und Fahrzeuge, darunter mehrerer Dingos, sollten sie den
       „Islamischen Staat“ zurückschlagen. Kurz zuvor hatten IS-Massaker an den
       Jesiden, einer Minderheit in den Kurdengebieten, die Welt aufgeschreckt.
       
       Kritik an der Lieferung gab es schon damals. Eine Befürchtung: Irgendwann
       könnten die Peschmerga das Material in innerkurdischen Konflikten
       verwenden. Die Bundesregierung konterte, dass die kurdische
       Regionalregierung unterschrieben habe, die Waffen nur gegen den IS
       einzusetzen.
       
       Vor zwei Monaten brachen im Nordirak aber tatsächlich Kämpfe zwischen den
       Peschmerga auf der einen und der Jesiden-Miliz YBS sowie PKK-naher Kurden
       auf der anderen Seite aus. Schon damals kursierte eine Version des
       Dingo-Videos im Internet. Sie war nur kurz und verpixelt, das Eiserne Kreuz
       höchstens zu erahnen. Zu sehen war, wie sich zwei Männer gegen das rollende
       Fahrzeug stemmen und versuchen, es mit ihren Körpern aufzuhalten. Als das
       nicht gelingt, laufen sie weg. Dann bricht das Video ab.
       
       [3][Eine PKK-nahe Miliz gab anschließend an], es handele sich um zwei ihrer
       Kämpfer. Sie hätten sich friedlich einem Peschmerga-Konvoi entgegenstellt,
       der auf die Jesiden-Stadt Khanasor vorgerückt sei. Sie seien aus der
       Kolonne heraus erschossen worden.
       
       Die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke stellte daraufhin eine Anfrage
       an die Bundesregierung, die Antwort liegt der taz vor. Die Auskunft auf die
       Frage, woher das Fahrzeug stammt, fehlt zwar. Sie ist als Geheimsache
       deklariert. Die Regierung bestätigt aber, dass es sich im Video um einen
       Dingo handle – und dass in der Region außer den Peschmerga nur noch Katar
       über ein solches Modell verfüge. Aus der Antwort wird klar: Den Wagen im
       Video hat die Bundesrepublik geliefert.
       
       Die Regierung stellt aber infrage, dass tatsächlich ein Angriff auf die
       Jesiden-Stadt zu sehen ist. Man könne „keine Aussagen zu den näheren
       Umständen“ des Videos machen und erkenne „keine Darstellung eines
       militärischen Angriffs“. Die Regierung weiß nach eigenen Angaben nicht,
       welche Peschmerga-Einheiten die Dingos nutzen und hat keine Erkenntnisse
       darüber, ob Bundeswehr-Material gegen die Jesiden eingesetzt wurden.
       
       ## Gabriel konnte keinen Hinweis finden
       
       „Absurd“ nennt die Abgeordnete Jelpke diese Antwort. Die Regierung
       identifiziere das Fahrzeug im Video einerseits als Dingo aus deutscher
       Produktion. „Andererseits steckt sie den Kopf in den Sand und behauptet,
       nichts über den Einsatz aus Deutschland gelieferter Waffen gegen die
       jesidische Selbstverwaltung im Sengal zu wissen.“
       
       Nach taz-Informationen hat Außenminister Sigmar Gabriel das Thema
       vergangene Woche bei seinem Besuch im Nordirak angesprochen, dort aber
       keine Hinweise auf einen Missbrauch der deutschen Waffen gefunden. Anders
       die Macher des Lower Class Magazine: Sie haben vor Ort recherchiert und mit
       Augenzeugen gesprochen, die die Vorwürfe bestätigen. Außerdem haben sie
       eine detailliertere Version des Dingo-Videos aufgetrieben – die, auf der
       das Eiserne Kreuz zu erkennen ist.
       
       „Die Hoheitszeichen der Dingos werden vor der Übergabe überlackiert“, sagte
       dazu am Donnerstag ein Sprecher des Verteidigungsministerium der taz. Allzu
       gut hat die Farbe aber offenbar nicht gehalten.
       
       27 Apr 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=dvGwnrnBP1g
 (DIR) [2] http://lowerclassmag.com/2017/04/deutsche-panzerfahrzeuge-tuerkische-bomber-der-krieg-gegen-die-jesiden-im-irak/
 (DIR) [3] https://anfenglish.com/kurdistan/hpg-two-guerrillas-were-viciously-martyred-in-shengal-18840
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Schulze
       
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