# taz.de -- Terroralarm in Stockholm: Lkw rast in Kaufhaus
       
       > Vier Menschen sterben bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in Stockholm.
       > Am Freitagabend nahm die Polizei einen Verdächtigen fest.
       
 (IMG) Bild: Die Polizei hat den Tatort in der Stockholmer Fußgängerzone abgesperrt
       
       Stockholm taz | „Alles deutet auf eine Terrortat hin“, bekräftigte
       Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven am Freitagnachmittag erste
       Vermutungen: „Schweden ist attackiert worden.“ Eine Stunde zuvor war ein
       Lastwagen in der City der schwedischen Hauptstadt mit schneller Fahrt in
       eine Menschenmenge vor einem Warenhaus gefahren. Dabei wurden mehrere
       Menschen getötet und mehrere verletzt.
       
       Einige Stunden nach der Tat gingen auch die Ermittler von einem
       Terroranschlag aus. „Wir haben eine Arbeitshypothese, dass das hier eine
       Terrortat ist“, sagte ein Polizeisprecher am Freitagabend auf einer
       Pressekonferenz in Stockholm.
       
       Der Täter konnte zunächst flüchten. Am Abend nahm die Polizei eine Person
       fest, „die Verbindungen zu dem Fall haben kann“, wie es hieß. Der Mann
       stimme mit Beschreibungen einer Person überein, die sich in der Nähe des
       Tatorts aufgehalten haben soll. Am Samstagmorgen erklärte die schwedische
       Polizei, dass es sich um den Fahrer des LKW handele.
       
       Der Alarm kam um 14.53 Uhr. Laut Augenzeugen befuhr der Lastwagen einer
       Getränkefirma zuerst mit geringer Geschwindigkeit die Fußgängerzone in der
       zentralen Drottninggatan, bevor er plötzlich Geschwindigkeit aufnahm und in
       den Eingang des Warenhauses „Åhléns“ krachte. Laut einem Reporter des
       schwedischen Fernsehens brach ein Brand aus, der aber schnell unter
       Kontrolle gebracht worden sei; es hätten Chaos und Panik geherrscht.
       
       Fernsehbilder zeigten, wie Menschen flüchteten. Die wenige Minuten später
       ankommende Polizei sperrte die Straße ab, Angestellte und KundInnen des
       Warenhauses wurden in dessen Parkhaus evakuiert, Inhaber nahe liegender
       Geschäfte aufgefordert, aus Sicherheitsgründen ihre Türen zu schließen und
       niemandem zu öffnen.
       
       Kurze Zeit später wurde der gesamte U-Bahn-Betrieb in Stockholm und der
       Zugverkehr am Hauptbahnhof eingestellt, Parlament, Regierungsgebäude und
       Königsschloss wurden abgeriegelt. Hubschrauber kreisten über der
       Innenstadt, schwer bewaffnete Polizei nahm Stellung und weitete die
       ursprünglichen Absperrzonen aus. Man begründete dies damit, dass man noch
       nicht wisse, ob der fragliche Lastwagen möglicherweise explosive Stoffe
       enthalte. Die Bevölkerung wurde über Rundfunk und Medien aufgerufen, die
       Innenstadt zu meiden und sich möglichst in geschlossenen Räumen
       aufzuhalten. Zudem ordnete die Polizei die Räumung eines Einkaufszentrums
       an. Die Krankenhäuser der Stadt wurden in Alarmbereitschaft versetzt.
       
       ## Bereitschaft der Polizei erhöht
       
       Als „leider nicht überraschend“ bezeichnete Polizeichef Dan Eliasson in
       einer Pressekonferenz am späten Freitagnachmittag die Tat. Präsentiert
       wurde das Foto einer männlichen Person in einer Kapuzenjacke mit der
       Aufforderung, dieser möge sich bei der Polizei melden. Ob es sich um einen
       Verdächtigen handelt, wollte man zu dem Zeitpunkt nicht vertiefen,
       lediglich „er könne Verbindung zu dem Geschehenen haben“. Weiterhin betonte
       man, man sei sich nicht sicher, ob es sich um eine einzelne Tat handle oder
       „ob wir mit mehr rechnen müssen“. Die Bereitschaft der Polizei sei deshalb
       landesweit erhöht worden.
       
       AugenzeugInnen hatten gegenüber Medien von einem „maskierten Mann“
       berichtet, den sie in der Nähe des Kaufhauses gesehen hätten. Von einer
       „maskierten Person“ berichtet auch der Fahrer des fraglichen Getränkeautos.
       Dieses war am Freitagvormittag in Stockholm gekapert worden, als der Fahrer
       gerade damit beschäftigt war, eine Getränkelieferung in ein Restaurant zu
       bringen. Plötzlich sei der Motor gestartet worden und als er sich umdrehte
       sah er nur noch wie dieses davonfuhr.
       
       In den vergangenen Monaten war es in Europa zu mehreren Terroranschlägen
       mit Lastwagen gekommen, die in Menschenmengen gesteuert worden waren. Im
       Dezember hatte ein Attentäter einen Lkw auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin
       gelenkt und zwölf Menschen getötet. In London kamen im März fünf Menschen
       vor dem britischen Parlament ums Leben. In Nizza hatte es im Sommer
       vergangenen Jahres 86 Tote gegeben. Als Täter stellten sich in all diesen
       Fällen radikale Salafisten heraus.
       
       In ersten Stellungnahmen erklärte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude
       Juncker: „Ein Angriff auf einen unserer Mitgliedsstaaten ist ein Angriff
       auf uns alle“, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach von
       „schrecklichen Nachrichten“. „Wir stehen zusammen gegen den Terror“,
       twitterte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert: „Unsere Gedanken
       gehen zu den Menschen in Stockholm, zu Verletzten, Angehörigen, Rettern und
       Polizisten.“ (mit dpa)
       
       7 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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