# taz.de -- Deutsche Blockade der EU-Grenzwerte: Berlin kämpft weiter für Braunkohle
       
       > Die Bundesregierung will gegen schärfere Stickoxid-Grenzwerte für
       > Braunkohlekraftwerke stimmen. Kritik kommt von Umweltschützern.
       
 (IMG) Bild: Braucht Schutz vor niedrigen Grenzwerten: das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde
       
       Berlin taz | Trotz massiver Kritik von Umweltverbänden will die
       Bundesregierung am kommenden Freitag in Brüssel gegen schärfere
       Stickoxid-Grenzwerte für Braunkohle-Kraftwerke stimmen. „Das
       Umweltbundesamt hat den Vorschlag analysiert und uns das empfohlen“,
       schrieb Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) im
       Kurznachrichtendienst Twitter.
       
       Tatsächlich hält die Behörde den von der EU geplanten Grenzwert für zu
       niedrig. „Die uns vorliegenden Messdaten haben ergeben, dass nur vier
       Braunkohlekraftwerksblöcke den Jahresgrenzwert von 175 Milligramm NOx
       sicher erreichen würden“, sagte Abgas-Experte Rolf Beckers der taz. Einige
       weitere könnten ihn möglicherweise durch eine Veränderung von
       Betriebsparametern erreichen. „Bei den übrigen Braunkohlekraftwerken wäre
       eine Nachrüstung erforderlich.“ In der Regierung gibt es die Befürchtung,
       dass solche Investitionen eine spätere Abschaltung der Kraftwerke
       erschweren könnte.
       
       Das sehen Umweltschützer ganz anders. Die Klima-Allianz, ein
       Zusammenschluss zahlreicher Umweltverbände, präsentierte am Dienstag eine
       Analyse, die zum Ergebnis kommt, dass nur drei Kraftwerksblöcke
       nachgerüstet werden müssten, wenn der neue Grenzwert kommt. Acht weitere
       jüngere Blöcke hielten ihn ein oder könnten dies durch technische
       Optimierung erreichen.
       
       Und sechzehn ältere Kohlekraftwerke, die am neuen Grenzwert scheitern
       würden, müssten bis zum Inkrafttreten der Richtlinie im Jahr 2021 oder kurz
       danach ohnehin abgeschaltet werden, wenn Deutschland seine Klimaziele
       erreichen will, sagte Stephanie Langkamp, Kohle-Expertin der Klima-Allianz.
       
       Für das Verhalten der SPD-Umweltministerin hat sie kein Verständnis. „Frau
       Hendricks setzt die Luftqualität und Vorgaben für Gesundheitsschutz in ganz
       Europa aufs Spiel, um eine paar alte Braunkohlekraftwerke zu schützen“,
       kritisierte sie.
       
       26 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Grenzwerte
 (DIR) Braunkohle
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Barbara Hendricks
 (DIR) umweltverbände
 (DIR) Dieselskandal
 (DIR) Lausitz
 (DIR) Kohleausstieg
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar Dieselgate-Abschlussbericht: Angriff auf die Fakten
       
       Der Abgasskandal-Bericht der Regierungsfraktionen im Bundestag strotzt vor
       Falschinformationen. Das ist unverzeihlich.
       
 (DIR) Braunkohle in Ostdeutschland: Weniger neue Tagebaue
       
       Neue Pläne zum Braunkohleabbau retten viele Dörfer in der Lausitz.
       Greenpeace sieht dennoch die deutschen Klimaziele gefährdet.
       
 (DIR) Weniger Kohlekraftwerke in Asien: Abschied vom Dreckschleudern
       
       Der Bau von Kohlekraftwerken geht weltweit zurück, zeigt eine neue Studie.
       Damit rücken die Klimaziele der UNO zum ersten Mal in greifbare Nähe.
       
 (DIR) Rekordverluste bei den Energiekonzernen: Energie macht sowieso die Wende
       
       Die Energiewende ist ein Sonderweg und zerstört auch die großen
       Stromkonzerne? Das Argument hört man immer wieder, ist aber Quatsch.