# taz.de -- Belastungsprobe für Bürgerämter: Last Minute geht schon mal gar nichts
       
       > Die Senatsinnenverwaltung mahnt, Reisepässe rechtzeitig zu beantragen –
       > um auch zur Ferienzeit im Sommer noch „annehmbare Wartezeiten“ zu haben.
       
 (IMG) Bild: Träumen von der Südsee: Schlangestehen vorm Bürgeramt
       
       Spontan in die Südsee, weil die Flugtickets dorthin gerade so schön billig
       verramscht werden? Schwierig, wenn man BerlinerIn ist und ohne gültigen
       Reisepass. Denn bevor der Berliner auf Reisen geht, stellt er sich
       erfahrungsgemäß erst mal für eine ganze Weile hinten an – und zwar in der
       Schlange vorm Bürgeramt.
       
       Nun sind die Schlangen zwar deutlich kürzer geworden, seit der jüngsten
       Einstellungsoffensive bei den Bürgerämtern: Insgesamt 117 Stellen mehr gab
       es seit 2014, und sogar freie Termine in den Innenstadtbezirken innerhalb
       weniger Tage sind seit Jahresbeginn kein Ding der Unmöglichkeit mehr. Das
       Versprechen des rot-rot-grünen Koalitionsvertrags, ein Termin innerhalb von
       14 Tagen: eingelöst.
       
       Vorerst zumindest. Denn die erste Belastungsprobe naht nun mit der bald
       beginnenden Reisezeit. „Nach den Osterferien ist vor dem Sommerurlaub“,
       überschrieb die Senatsinnenverwaltung vergangene Woche eine
       Pressemitteilung. Wer eine Reise plane, solle sich doch bitte auch in
       diesem Jahr frühzeitig um einen Termin bemühen. Im Übrigen sei eine
       „Bearbeitungszeit von bis zu vier Wochen“ vom Antrag bis zur Passausgabe
       einzuplanen.
       
       Ist der Patient Bürgeramt also doch noch nicht so weit genesen wie gedacht?
       Nein, so sei das nicht gemeint, heißt es aus der Innenverwaltung. Alles
       bloß Prophylaxe zur rechten Zeit: „Wir erinnern die Berliner lediglich
       beizeiten, um auch in der Sommerferienzeit noch annehmbare Wartezeiten zu
       haben“, sagt ein Sprecher.
       
       ## Rares Termin-Gut
       
       Die gab es im Sommer 2016 nicht: Wer einen Reisepass brauchte, fand über
       die Online-Suchmaske der Bürgerämter mit etwas Glück einen Termin in acht
       Wochen irgendwo in Spandau oder Hellersdorf. Manchmal fand man aber auch –
       nichts, wenn man hoffnungsvoll auf den Button „Berlinweite Suche“ drückte.
       
       Im Sommer zuvor hatten findige Jungunternehmer gar ein florierendes
       Geschäft mit dem raren Termin-Gut aufgezogen. Gegen Entgelt buchte eine
       Software der zahlungswilligen Kundschaft automatisch ein Date mit der
       nächstbesten SachbearbeiterIn, sobald sich irgendwo eine Lücke auftat – bis
       die Innenverwaltung dem (durchaus legalen) Geschäft mit einem technischen
       Trick ein Ende machte.
       
       Auf den Seiten der Bürgerämter gibt es derzeit einen Hinweis. Wer seinen
       Reisepass „express“ beantragt habe, müsse mit Verzögerungen rechnen: „Die
       durchschnittliche Bearbeitungszeit von 4–5 Werktagen kann nicht eingehalten
       werden.“ Die Reisezeit hat noch nicht begonnen.
       
       25 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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