# taz.de -- Ausstellungsempfehlungen für Berlin: Tintengefühle und Techno-Fantasien
       
       > Beate Scheder empfiehlt gemalte Emotionen von Maria Nitulescu, Shabby
       > Chic mit Timothy Davies und unbehagliche Internetpräsenzen bei Loris.
       
 (IMG) Bild: Maria Nitulescu, „Deep Waters“ (Detail), 2016
       
       Griff in die Plattitüdenkiste: Emotionen können anstrengend sein. Wut etwa
       vermag selten Gutes zu bewirken, außer vielleicht, man nutzt sie als
       Triebkraft für das Schaffen von Kunst, so wie das [1][Maria Nitulescu]
       getan hat, zu sehen in der [2][Galerie des Rumänischen Instituts].
       
       Nitulescu wollte ihre Gefühle einfangen, in Öl und in Tinte. Wellenlinien
       ziehen sich über einen über fünf Meter langen Papierstreifen;
       „Cardiographium“, die zentrale Arbeit, ist der Versuch einer Abbildung des
       Herzklopfens der Künstlerin, die dann doch beruhigend eintönig erscheint.
       
       ## Shabby Chic
       
       Der Farbton Weiß in all seinen Abstufungen spielt die Hauptrolle im
       Einrichtungsstil Shabby Chic, den die Kalifornierin Rachel Ashwell bereits
       in den 1980er Jahren erfand und der alsbald als Trend nach Europa schwappte
       und es sich dort bequem machte. Behaglichkeit wird im Shabby Chic über
       scheinbare Makel zelebriert, bestenfalls mit Flohmarkt- oder Erbstücken mit
       Geschichte und Rissen im zuckergussfarbenen Lack.
       
       Kaufen kann man die Objekte allerdings auch fabrikneu, aber künstlich
       gealtert, zum Beispiel in Katalogen oder Onlineshops, auf deren
       Werbebildern schöne Menschen wie beiläufig posieren. [3][Timothy Davies]
       hat diese ausgeschnitten und auf stilecht nachlässig geweißelte Holzbretter
       geklebt.
       
       Die passen gut zu den abgenutzten Heizkörpern im Garagen-Projektraum
       [4][Mavra], nur dass die gewiss keiner extra mit Schmirgelpapier bearbeitet
       hat. Dazwischen Fotografien von Kreuzberger Geschäften und Gaststätten,
       aufgenommen gegen die Schaufensterscheibe, sodass innen und außen
       verschmelzen, bemalt mit Borten niedlicher weißer Vögel. Das kleine,
       häusliche Glück, gespiegelt in sich selbst – kaum auszuhalten.
       
       ## Eher unbehaglich
       
       Wenig behaglich sind auch die meisten der Techno-Fantasien, denen sich die
       Künstler_innen der Gruppenausstellung bei [5][Loris], kuratiert von
       Anna-Viktoria Eschbach und Antonie Angerer vom Beijinger Projektraum [6][I:
       project space], widmen. [7][Martin Kohout] verteilt körperlose künstliche
       Hände, gammelig verfärbt, aber überhygienisch verpackt.
       
       [8][Anahita Razmis] hübsch bedruckte Tapeten und Teppiche, „Wall Links
       Floor Links“ haben ihre Naturmotive von der Website [9][www.peyvandha.ir]
       ausgeborgt, auf die User im Iran umgeleitet werden, wenn sie geblockte URLs
       eingeben. Hoffnungsfroher da vielleicht noch [10][„Ersatz Romans“], simple
       Substitute gemeinschaftsstiftender Denkmäler, wenn man nur wüsste, auf
       welchem Mythos sie gründen.
       
       Text und Interview erscheinen im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und
       Brandenburg immer Donnerstags in der Printausgabe der taz.
       
       12 Apr 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://marianitulescu.carbonmade.com/
 (DIR) [2] http://icr.ro/berlin/capturing-emotions-solo-show-maria-nitulescu/de
 (DIR) [3] http://sandy-brown.com/artists/timothy-davies.html
 (DIR) [4] http://www.mavra.info/
 (DIR) [5] http://www.lorisberlin.de/
 (DIR) [6] http://yi-projectspace.org/
 (DIR) [7] http://www.martinkohout.com/
 (DIR) [8] http://www.anahitarazmi.de/
 (DIR) [9] http://www.peyvandha.ir
 (DIR) [10] http://www.michielhilbrink.nl/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Beate Scheder
       
       ## TAGS
       
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