# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Jungbauer Seehofer fordert „Bayern zuerst“, auch Öko-Merkel bleibt
       > Merkel, türkische Minister auf Reisen und zu guter Letzt: Cannabis.
       
 (IMG) Bild: Horst Seehofer: irgendwo in Bayern
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Beantworte keine Medienanfragen.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Medien fragen nicht mehr an.
       
       Politischer Aschermittwoch – und [1][CSU-Chef Seehofer fordert „Bayern
       zuerst“]. Geht's noch blöder? 
       
       Blöder immer, Söder nimmer: Der virulente Jungbauer durfte nicht ran in
       Passau, denn wie zuerst auch immer Bayern kommen mag – Häuptling Hotte
       kommt zuerster. Die bemühte Parallele zu Trump besteht also weniger im
       nationalistischen Claim und mehr darin, dass hinter diesem Slogan Egomanie
       versteckt wird.
       
       Seit Martin Schulz Kanzlerkandidat der SPD ist, [2][schmieren die Grünen in
       Umfragen ab]. Ist das bedauerlich? 
       
       So viel Wechselstimmung herrschte zuletzt, als es für Mark der DDR Westgeld
       gab. Oder als Schröder „Danke, Helmut – es reicht!“ proklamierte. Jürgen
       Trittin, inzwischen der Gandalf der Grünen, übersetzt das in
       „Merkel-Müdigkeit“ und „Nach zwölf Jahren ist mal gut“. Die Grünen müssen
       nun ihren jahrelangen Anlauf auf Schwarz-Grün vergessen machen, denn
       Öko-Merkel bleibt Merkel, da wechselt wenig. Zugleich dürfen sie nicht für
       Schulz werben, den man sonst grün gesegnet auch direkt wählen könnte. Der
       Generalbass für den grünen Wahlkampf wäre also die Melodie „Wir oder
       Merkel“. Muss man vermutlich vor Kretschmann, Göring-Eckardt und Özdemir
       geheim halten.
       
       Der Welt-Korrespondent Deniz Yücel muss in der Türkei in Untersuchungshaft.
       In der Konsequenz gab es in vielen deutschen Städten #freedeniz-Autokorsos.
       Funktioniert Ihre Hupe noch? 
       
       Solange sich Widerstand regt – und die leise Hupe des Außenministers wiegt
       hier so lauter wie die lauteren –, müssen die Schergen des Erdoğan-Knasts
       Yücel so behandeln, dass sie ihn wohlbehalten wieder vorzeigen können.
       [3][Das ist „bitter“] (Merkel). Noch bitterer wäre, auf ein schnelles
       Verfahren in der Türkei zu drängen und ihn nach Aburteilung schnell
       herzubekommen. Es geht um das Recht auf Gesichtswahrung auch für
       Hackfressen.
       
       Derweil stoppen die Kommunen türkische Wahlkampfauftritte. Recht so? Oder
       spielt das dem türkischen Präsidenten am Ende in die Hände, wenn es um sein
       Referendum geht?
       
       Verkürzt: Erdoğans Leute wollen die Meinungs- und Versammlungsfreiheit hier
       nutzen, um für deren Abschaffung in der Türkei zu werben. Das muss die
       Demokratie aushalten. Tut sie aber – in der Türkei – nicht. Noch verbirgt
       sich die Bundesregierung hinter Hallenbetreibern und lokalen
       Sicherheitslagen. Wir sind nicht glücklich, wenn Polizeipräsidenten Demos
       absagen, weil „mit Emotionen und Aggression zu rechnen“ sei. Der Nachbar
       solcher Begründungen heißt Willkür. Dummerweise verliefen bisherige
       Auftritte auch friedlich. Das Versammlungsrecht hier gilt für die Hiesigen,
       das Kernargument gegen Erdoğan und andere Kabinettsmitglieder ist: Sie
       sind keine Bundesbürger. Lesen wir diese Gemetzel als Ouvertüre zum
       politischen GAU: Einreiseverbot für Erdoğan.
       
       Schwerkranke dürfen seit März [4][auf Rezept kiffen]. Endlich mal ein
       Anfang? 
       
       Wenn ich die paar interessanten Räusche zurückgeben müsste, um die Freunde
       wiederzubekommen, die übers Kiffen in psychotische Dauerzustände abgeraucht
       sind – gern. Nun soll die Versorgung mit medizinischem Cannabis tüchtig
       beforscht werden, um Risiken und Chancen empirisch zu ermitteln. Das kann
       böse Überraschungen geben. Sobald allerdings das Zeug von großen
       Pharmaherstellern synthetisiert werden könnte, wäre es sehr, sehr
       vernünftig und satt im Markt.
       
       „Moonlight“, nicht „La la Land“: Bei der Oscar-Verleihung sorgten falsche
       Umschläge für [5][eine Panne bei der Verkündung des besten Films]. Bei
       welcher Eilmeldung der Woche haben Sie auf eine Verwechslung gehofft? 
       
       Die „Goldene Kamera“ im ZDF wirkte durchgehend so, als seien ausschließlich
       falsche Umschläge am Start gewesen. Na ja, nein, es trifft auch immer ein
       paar Richtige, doch bei der unbeholfenen deutschen Art, festlich sein zu
       wollen mit ein paar internationalen Stars, die erkennbar um ihre Fassung
       ringen, täte es auch eine ehrliche Verlosung.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Kevin Großkreutz möchte Respekt von den Medien für seine Familie und sich
       und mit Profi-Fußball nichts zu tun haben. Viertligist Rot-Weiss Essen
       pflegt eine mindestens so herzliche Abneigung gegen Schalke wie der BVB und
       hat durchaus mit Profifußball extrem wenig Ähnlichkeit. Ein Jahr Ruhe und
       dann aber ab nach Essen.
       
       FRAGEN: MLA
       
       5 Mar 2017
       
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