# taz.de -- Oscar-Gewinnerin Viola Davis: Die Richtige im Falschen
       
       > Eigentlich ist ihr Oscar-Sieg ein Betrug – denn eigentlich spielt Viola
       > Davis im Rassismusdrama „Fences“ keine Neben-, sondern eine Hauptrolle.
       
 (IMG) Bild: Oscar-Preisträgerin Viola Davis im Film „Fences“
       
       Die Geschichte der Oscars ist eine lange Liste der Verwechslungen – auch
       wenn sie nur selten so offen ausgetragen werden wie beim „Envelope-gate“ um
       „Moonlight“ und „La La Land“ am Sonntagabend. So gehört der Oscar für Viola
       Davis als beste Nebendarstellerin in der Verfilmung des August
       Wilson-Stücks [1][„Fences“] zu jenen Verwechslungen, die die „Academy“
       willentlich hinnimmt, ohne dass Männer mit Headsets aufgeregt die Bühne
       stürmen.
       
       Man nennt es „category fraud“, Kategorienbetrug. Denn natürlich ist Davis’
       Figur in Wahrheit eine Hauptrolle. Als Hauptrolle hat Davis auch schon den
       wichtigsten US-Theaterpreis, den „Tony“, für die Bühnenfassung bekommen. Im
       Film spielt sie Denzel Washington mit einer Entschiedenheit an die Wand,
       die das Männerdrama „Fences“ aus seinen patriarchalen Angeln hebt – und ihm
       dadurch jene Wucht verleiht, die wesentlich zu dessen Oscar-Nominierungen
       beigetragen hat.
       
       Im Nachhinein scheint das Kalkül, dass Violas Davis’ Chancen in der
       Nebendarstellerkategorie größer seien, auf einer Fehleinschätzung zu
       beruhen. Nein, auch im „Hauptfach“ hätte sie diesmal nicht verloren, nicht
       gegen Emma Stone, die neben der ausdrucksstarken, gestandenen, 51-jährigen
       Davis klein, brav und blass wirkt, und erst recht nicht gegen Meryl Streep
       als „Florence Foster Jenkins“. Es wäre eine so schöne Revanche gewesen für
       das Jahr 2012, als Streep mit ihrer „Iron Lady“ den Oscar der für [2][„The
       Help“] nominierten Davis gerade so vor der Nase wegschnappte.
       
       Aber egal ob Haupt- oder Nebenrolle: Es gibt auch Theorien, die besagen,
       dass Davis ihren Erfolg sowieso einer weiteren „Verwechslung“ zu verdanken
       hat, dass man sie nämlich vor allem als Naturgewalt aus der Serie „How to
       Get Away with Murder“ kennt. Und was immer man von der Serie halten mag,
       Viola Davis ist ein Erlebnis – eine erwachsene Frau, die auf kein Klischee
       zwischen Muttertier und Egoistin, Profikiller und Anwältin, Gut und Böse zu
       reduzieren ist.
       
       In ihrer Dankesrede zollte Davis den Fehlurteilen auf ihre Weise Tribut:
       „Es gibt diesen einen Ort, wo sich die mit dem größten Talent und den
       besten Ideen versammeln“, fing sie an. Man dachte, sie spreche von
       Hollywood, aber nein: „… das ist der Friedhof.“
       
       27 Feb 2017
       
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 (DIR) Barbara Schweizerhof
       
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