# taz.de -- Akkus für die Smartphone-Industrie: Mit der Energiedichte steigt das Risiko
       
       > Weltweit arbeiten Forscher daran, Energiespeicher noch besser zu machen.
       > Die Akkus sollen leistungsfähiger werden, aber auch kleiner.
       
 (IMG) Bild: Der Trend geht zu energiereicheren und noch kleineren Akkus
       
       Brennende Smartphone-Akkus im Flugzeug oder im Uni-Saal sorgten im
       vergangenen Jahr für Schlagzeilen. Der südkoreanische Technologiekonzern
       Samsung musste weltweit rund 2,5 Millionen Smartphones der Marke Galaxy
       Note 7 zurückrufen. Aber nicht nur Samsung hatte Probleme, auch das iPhone
       6 Plus von Apple soll in vereinzelten Fällen schon Feuer gefangen haben.
       Werden Akkus also zunehmend zu einem Sicherheitsproblem?
       
       „Nein, die Entwicklung in der Akkuproduktion führt nicht zu vermehrten
       Zwischenfällen“, sagt Christian Herzog, Technikexperte beim Bundesverband
       Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom).
       „Defekte Akkus und entsprechende Rückrufaktionen hat es immer mal wieder
       gegeben.“
       
       Was sich verändert habe, sagt Herzog, sei unsere Wahrnehmung auf die
       Problematik, die mit der weiten Verbreitung und permanenten Nutzung der
       Geräte einhergehe. Smartphones haben größere Displays, werden intensiver
       genutzt und versenden in kurzen Zeitabständen Datenpakete, so Herzog. Und
       das zieht ordentlich Strom.
       
       Also gebe es bei der Herstellung von Akkus sowie in der Forschung gewisse
       Trends, die das Ziel verfolgen, die Energiedichte von Akkus weiter zu
       erhöhen. Eine Entwicklung, die sich gerade am Markt etabliert, ist der im
       Handy fest eingebaute Akku.
       
       „Die festverbauten Akkus sind in Folien verpackt und haben weniger Volumen
       bei gleicher Kapazität“, sagt Herzog. Die Plastikhülle, die einen
       herausnehmbaren Akku umhüllt, könne man sich dann nämlich sparen. Dafür
       können Handynutzer die Batterie nicht selbst entfernen. „Die
       festeingebauten Akkus haben den Vorteil, dass sie, wenn nötig, nur von
       Fachleuten ausgetauscht werden können“, sagt der Technikexperte. Es könne
       nämlich vorkommen, dass private Handynutzer einen günstigeren, aber
       falschen Akku, oder versehentlich sogar eine Markenfälschung verwenden und
       das könne wiederum erhebliche Folgen für die sichere Nutzung des Handys
       bedeuten.
       
       ## Optimale Raumnutzung
       
       Die Batterien werden also immer kleiner gestaltet, um mehr Raum für andere
       Bauteile freizumachen. Das führe aber dazu, dass in diesen
       Lithium-Ionen-Batterien, also den Smartphone-Akkus, der Raum optimal
       genutzt werden müsse, sagt Henning Lorrmann, Leiter des
       Fraunhofer-Forschungs- und Entwicklungszentrums Elektromobilität in Bayern.
       
       Alle Bauteile, die keinen Strom benötigen, würden daher immer dünner und
       kleiner gemacht, um mehr Raumvolumen für die aktiven, also stromabhängigen
       Komponenten zu schaffen – und damit wieder die Energiedichte zu erhöhen. Je
       enger man alle Bauteile in einem Akku verdichtet, desto geringer seien
       jedoch die Sicherheitsreserven, sagt Lorrmann.
       
       Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung sind die sogenannten Separatoren.
       Der Separator im Akku ist eine hauchdünne Kunststofffolie, die den Minuspol
       und Pluspol trennt, damit es nicht zu einem Kurzschluss kommt. Bei
       Handyakkus ist die Folie mittlerweile in der Größenordnung von nur 10
       Mikrometer, also 0,01 Millimeter, angekommen. Hier ist absolute
       Präzisionsarbeit angesagt, sagt Lorrmann. Wird die Batterie dann nicht
       optimal in das Handy eingebettet, können schon bei geringster Druckausübung
       Risse entstehen, die in weiterer Folge wegen fehlender Sicherheitsreserven
       Kurzschlüsse und brennende Akkus auslösen können.
       
       Außerdem erkenne man auch in den verwendeten Materialien gewisse Trends,
       sagt der Forscher. Ein Beispiel ist die Zusammensetzung der so genannten
       NCM-Oxide in den Lithium-Ionen-Akkus. Die Oxide speichern auf der
       Pluspol-Seite des Akkus die Lithium-Ionen und setzen sich aus Mangan,
       Nickel und Kobalt zusammen.
       
       ## Hohe Energiedichten
       
       Dabei ist Nickel für die Energiedichte zuständig. Es gibt verschiedene
       Möglichkeiten die Stoffe ins Verhältnis zu setzen, der Trend gehe jedoch zu
       Lithium- und Nickelreichen Verbindungen mit hohen Energiedichten, sagt
       Lorrmann. Das habe auch Einfluss auf die Sicherheit und die Lebensdauer der
       Zellen.
       
       Mit der Frage der Energiedichte hat sich auch das Forscherteam des Paul
       Scherrer Instituts und der ETH Zürich beschäftigt. Das Team unter der
       Leitung von Claire Villevieille hat ein Verfahren entwickelt, um die
       Leistung von Lithium-Ionen-Akkus deutlich zu steigern. In ein oder zwei
       Jahren soll die neue Methode für die Hersteller einsetzbar sein, so die
       Forscherin.
       
       Was es dazu braucht ist der Einsatz eines Magneten, ähnlich wie ein
       Kühlschrankmagnet, welcher in der Grafit-Anode einer
       Lithium-Ionen-Batterie, also deren Minuspol, verwendet wird. Der Magnet hat
       dabei die Aufgabe, die Grafitflocken einer Anode vertikal und parallel
       zueinander auszurichten. So haben die Ionen kürzere Wege. Das bedeutet in
       der Praxis, dass das Handy schneller aufgeladen werden könne und der Akku
       deutlich länger halte, so die Forscher.
       
       Das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC) forscht derzeit hingegen
       mit dem kanadischen Elektrizitätsversorgungsunternehmen Hydro-Québec an der
       Entwicklung von Festkörperbatterien – zum Beispiel für den Bereich
       Elektromobilität. Bei der Festkörperbatterie wird der üblicherweise
       flüssige Elektrolyt gegen einen festen Elektrolyt, beispielsweise aus
       Glaskeramik, ausgetauscht. Elektrolyte transportieren in den
       Lithium-Ionen-Akkus Ionen kontrolliert zwischen Anode und Kathode, und
       leiten so den elektrischen Strom.
       
       ## Brandrisiko minimiert
       
       „Ein fester Elektrolyt, welcher gleichzeitig auch die Rolle des Separators
       einnimmt, wäre sicherer, da das Brandrisiko so minimiert werden kann“, sagt
       Lorrmann. Vor allem multinationale Konzerne wie Apple und Toyota treiben
       die Entwicklung der Festkörperbatterien an. Die Energiedichte soll im
       Vergleich zu den herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien verdoppelt werden.
       
       Festkörperbatterien könnten das Risiko von Bränden tatsächlich minimieren,
       aber mit der neuen Technologie seien wieder andere Herausforderungen
       verbunden, sagt Villevieille. Eine dieser Fragen sei, wie schnell die
       Elektrolyte leiten oder wie sich der Akku bei starken Temperaturwechseln
       verhält. „Festkörperbatterien haben Zukunft, aber es wird noch einige Jahre
       dauern, bis diese auf den Markt kommen“, sagt die Forscherin. In kleinen
       Dimensionen, wie Chipbatterien, werden diese Akkus jedoch bereits
       angewendet.
       
       Egal ob fest eingebauter Akku, neu angeordnete Grafitflocken in Anoden oder
       Festkörperbatterien: Die Forschung und Verbesserung von Smartphone-Akkus
       verläuft fließend. Der Faktor Sicherheit werde im Entwicklungsprozess
       vorausgesetzt, sagt Lorrman. Smartphone-Akkus seien daher die
       „High-End-Produkte“ im Bereich der Kleinelektronik.
       
       Schließlich gehe es immer mehr in Richtung der stärkeren Verdichtung, neuer
       Materialzusammensetzungen und immer kleineren Bauelementen im
       Mikrometerbereich.
       
       9 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manuela Tomic
       
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