# taz.de -- Südkoreas Präsidentin abgesetzt: Der Fall der Park Geun-hye
       
       > Die Amtszeit der südkoreanischen Präsidentin wurde von schwerer Kritik
       > erschüttert. Gestürzt hat Park die Korruption einer engen Vertrauten.
       
 (IMG) Bild: Bot schon Ende November ihren Rücktritt an: Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye
       
       Seoul taz | Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye ist von ihrem Amt
       suspendiert. 234 von 300 Abgeordneten der Nationalversammlung – und damit
       mindestens auch 60 Politiker der regierenden Saenuri-Partei – stimmten am
       Freitagnachmittag für ein Amtsenthebungsverfahren. Im Frühjahr wird es
       voraussichtlich zu vorgezogenen Neuwahlen kommen. Bis dahin übernimmt
       Ministerpräsident Hwang Kyo-ahn die Regierungsgeschäfte.
       
       Diese nachrichtliche Beschreibung wird dem historischen Moment nicht im
       Ansatz gerecht. Während weite Teile der westlichen Welt politisch nach
       rechts rücken, bringt Ostasiens Vorzeigedemokratie nach Jahren zunehmender
       Repression ihr konservatives Staatsoberhaupt zu Fall – mit Kerzenlicht,
       Gesang und Familienstimmung. So nämlich lassen sich die
       Samstagsdemonstrationen umschreiben, bei denen zuletzt in Seoul mehr als
       anderthalb Millionen Menschen auf die Straße gezogen sind. Der Druck der
       Zivilgesellschaft konnte selbst von den loyalsten Park-Anhängern nicht mehr
       ignoriert werden.
       
       Die Präsidentin trat nun in einer ersten Reaktion ebenfalls vor die
       Fernsehkameras. Es tue ihr leid, dass sie mit ihrer „Nachlässigkeit“ solch
       ein „nationales Chaos verursacht“ habe, sagte sie. Die 64-Jährige wirkte
       sichtlich mitgenommen: Die Stimme heiser, der Blick gesenkt, die Augen von
       tiefdunklen Ringen gerahmt. Deutlich zeigte sich, dass Park Geun-hye eben
       nicht nur Täterin ist, sondern auch Opfer. Eine gebrochene Figur, deren
       Leben Züge eines griechischen Dramas aufweist.
       
       Ihr Vater, Park Chung-hee, gilt unter Konservativen noch immer als
       Übervater des modernen Südkorea. Er führte sein Land in den 60ern und 70ern
       zu beachtlichem Wohlstand – mit eiserner Faust. Aber als die Tochter Park
       Geun-hye noch in ihren Zwanzigern war, starben beide Eltern innerhalb
       weniger Jahre durch politische Attentate.
       
       Nie mehr sollte sich die Diktatorentochter von diesem Trauma erholen. Seit
       je lebt sie sozial isoliert, kinderlos und ledig, hat den Kontakt zu ihren
       Geschwistern abgebrochen. Ihre verbliebenen politischen Vertrauten sind im
       Gefängnis oder wurden des Amts enthoben. In dieses Bild passt auch die
       Schilderung des ehemaligen Kochs von Park Geun-hye, der in Medien davon
       erzählte, dass die Präsidentin ihr Abendessen stets allein vor dem
       Fernseher zu sich nehmen würde.
       
       ## Die inkompetenteste Präsidentin Südkoreas
       
       Schlussendlich wird Park als unbeliebteste, wohl auch inkompetenteste
       Präsidentin Südkoreas in die Geschichtsbücher eingehen. Vor allem aber wird
       sie mit einem der skurrilsten innenpolitischen Skandale der noch jungen
       Demokratie in Verbindung gebracht werden – über ihre Guru-Jugendfreundin
       Choi Soon-sil, die nicht nur Millionen an Bestechungsgeldern von
       Unternehmen erpresste, sondern auch ein regelrechtes Schattenkabinett
       aufbaute, Parks Reden schrieb, sogar ihre Garderobe bestimmte. Unter großen
       Teilen der Bevölkerung gilt Park seither als Marionette einer
       Sektenfamilie.
       
       Das einsamste Kapitel in ihrem Leben könnte ihr jedoch noch bevorstehen:
       Mit der Amtsenthebung hat Park Geun-hye auch ihre Immunität verloren. Der
       Korruptionsskandal könnte für Südkoreas Expräsidentin nun eine
       Gefängnisstrafe nach sich ziehen.
       
       9 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Kretschmer
       
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