# taz.de -- Protest gegen Südkoreas Präsidentin Park: Hunderttausende auf der Straße
       
       > Am Samstag protestierten in Seoul hunderttausende Menschen gegen
       > Präsidentin Park. Die Staatschefin steht seit Wochen wegen einer
       > Korruptionsaffäre unter Druck.
       
 (IMG) Bild: Samstag in Seoul: Massenprotest gegen Präsidentin Park
       
       Seoul afp | In Südkorea sind am Samstag hunderttausende Menschen gegen
       Präsidentin Park Geun Hye auf die Straße gegangen. An dem Protestmarsch in
       Seoul beteiligte sich nach Angaben der Veranstalter eine Million Menschen.
       Die Polizei, die sich auf 170.000 Teilnehmer eingestellt hatte, sprach von
       260.000 Demonstranten. Diese forderten mit Plakaten und Sprechchören den
       Rücktritt der Staatschefin, die wegen einer Korruptionsaffäre unter Druck
       steht.
       
       Die Demonstration gegen Park war eine der größten regierungskritischen
       Kundgebungen in der südkoreanischen Hauptstadt seit den Demokratieprotesten
       in Südkorea Ende der 80er Jahre. An dem Protestmarsch beteiligten sich
       Studenten, Jugendliche und Kinder ebenso wie Arbeiter, Bauern und Rentner,
       aber auch katholische Nonnen und junge Paare mit Babys. Sie kamen mit Zügen
       und Bussen aus allen Landesteilen in die Hauptstadt.
       
       25.000 Polizisten waren im Einsatz. Mit ihren Bussen und Lastwagen
       blockierte die Polizei sämtliche Straßen und Zugänge zum Blauen Haus,
       Amtssitz und Residenz der Präsidentin. Die Demonstranten, die eigentlich in
       einem Sternmarsch zum Blauen Haus ziehen wollten, kamen nur bis auf einen
       Kilometer heran. Schon vor einer Woche hatten zehntausende Demonstranten in
       Seoul Parks Rücktritt gefordert.
       
       Park steht seit Wochen wegen einer Korruptionsaffäre um eine langjährige
       Vertraute unter Druck. Die frühere Präsidentenberaterin Choi Soon Sil soll
       ihre Beziehungen zur Präsidentin dazu genutzt haben, um von südkoreanischen
       Unternehmen wie Samsung Spenden für ihre angeblich wohltätigen Stiftungen
       einzutreiben, aus denen sie sich dann persönlich bereichert haben soll.
       Darüber hinaus wird Choi vorgeworfen, Einfluss auf die Regierungsarbeit von
       Park genommen zu haben. Die 60-Jährige sitzt mittlerweile wegen Verdachts
       auf Betrug und Machtmissbrauch in Haft.
       
       ## Samsung und Posco
       
       Der Samsung-Manager Park Sang Jin wurde am Samstag zu Berichten befragt,
       wonach Samsung Electronics Choi 2,8 Millionen Euro zugeschanzt habe – zur
       Finanzierung des Reitunterrichts ihrer Tochter in Deutschland. Ebenfalls am
       Samstag wurde der Chef von Südkoreas größtem Stahlproduzenten Posco, Kwon
       Oh Joon, verhört. Dabei ging es um den Verkauf von Poscos Reklamefirma im
       Jahr 2014 und den Verdacht, dass einer von Chois Mitarbeitern versucht
       habe, das Unternehmen, das die Firma kaufte, dazu zu zwingen, 80 Prozent
       seiner Anteile abzugeben.
       
       Die Präsidentin ist durch den Skandal zunehmend in Bedrängnis geraten.
       Obwohl sie sich schon mehrfach entschuldigte, liegen ihre Beliebtheitswerte
       in Meinungsumfragen derzeit bei nur noch fünf Prozent.
       
       In einem Versuch, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen, bildete Park
       Anfang November ihr Kabinett um und tauschte Berater aus. Sie entließ unter
       anderem den Regierungschef Hwang Kyo Ahn und ernannte als Nachfolger den
       Liberalen Kim Byong Joon. Weil die Opposition der konservativen Präsidentin
       aber damit drohte, die Ernennung des Regierungschefs zu blockieren, rückte
       Park am Dienstag wieder von ihm ab.
       
       Oppositionelle Abgeordnete haben bislang direkte Aufforderungen zum
       Rücktritt der Präsidentin unterlassen. Sie scheinen mehr daran interessiert
       zu sein, ihr Zugeständnisse abzuringen.
       
       12 Nov 2016
       
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