# taz.de -- Kommentar US-Präsidentschaftswahl: Trump wird Hass liefern
       
       > Der Republikaner Donald Trump wird der neue Präsident der USA. Die Wahl
       > des Antidemokraten ist eine unüberhörbare Warnung an die Welt.
       
 (IMG) Bild: Wird er die USA ins Chaos stürzen? Donald Trump
       
       Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten heißt also Donald Trump. Und
       [1][kaum haben die USA gewählt] und haben die Schockwellen vom
       nordamerikanischen Kontinent aus Atlantik und Pazifik überquert, hält die
       Welt abermals den Atem an. Wird Donald Trump die traditionellen Spielregeln
       US-amerikanischer Politik beachten? Oder wird er sich als jener
       Antidemokrat erweisen, als der er in den vergangen Monaten aufgetreten ist,
       als einer, der die US-amerikanische Demokratie ins Chaos stürzen will?
       
       In seiner Ansprache hat Trump am frühen Mittwochmorgen mit einer neuen,
       milden Stimme gesprochen. Die kurze Rede anlässlich des Sieges war getragen
       vom Ton der Versöhnung. Doch er hat seiner radikalisierten Anhängerschaft
       einen Bruch mit dem System versprochen. Er konnte sie für sich gewinnen,
       weil er dem verhassten Washingtoner Establishment den Respekt verweigert
       hat. Es gibt keinen Grund, der plötzlich sanften Stimme zu vertrauen.
       Donald Trump hat Hass versprochen. Er wird ihn liefern.
       
       Was haben wir zu verlieren? „Alles“, hat Harry Belafonte zwei Tage vor der
       Wahl gewarnt. Dabei reicht es nicht, den Blick auf das bunte Amerika zu
       richten. Das ganze Land hat viel zu verlieren. Donald Trump hat
       wirtschaftlichen Protektionismus versprochen und dabei die Illusion einer
       Rückkehr zur sicheren Welt der fordistischen Gesellschaft gezeichnet, in
       der der weiße Mann die dominante Größe der sozialen Ordnung war. Doch die
       tektonischen Verschiebungen einer digitalisierten Ökonomie und der globalen
       Migration haben die Vereinigten Staaten voll erfasst. Weite Teile des
       Landes sind strukturell abgehängt vom Kapitalismus der kalifornischen
       Hypermoderne made in Silicon Valley.
       
       Die US-Gesellschaft hat keine andere Überlebenschance, als eine
       modernisierte, vielfältige Wirtschaftsgesellschaft zu werden. Das ist das
       Gegenteil der Vision von Donald Trump. Rassismus und Hass werden als Ersatz
       für das Einhalten von Versprechungen herhalten müssen.
       
       Die Wahl der US-Amerikaner birgt drastische internationale Implikationen
       vom Bürgerkrieg in Syrien über die Ukraine bis zur gefährdeten
       Stabilisierung des Weltklimas. Die Entscheidung für einen
       antidemokratischen Rassisten und Chauvinisten ist aber auch eine
       unüberhörbare Warnung an die Welt. Jene, die mit dem globalisierten
       Kapitalismus nicht nur einen Verlust an Realeinkommen erfahren, sondern
       auch an Orientierung, verlangen nach Lösungen.
       
       Nicht zuletzt ist dieser Sieg deshalb ein Aufruf an die Linke, im
       Widerstand gegen die Zersetzung der demokratischen und solidarischen
       Gesellschaft nicht nachzulassen.
       
       9 Nov 2016
       
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 (DIR) Barbara Junge
       
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