# taz.de -- Aufbau der Trump-Administration: Personal zum Fürchten
       
       > Abschieben, Öl bohren, Kohle fördern – das zählt zu Trumps Programm. Wer
       > wird es umsetzen? Man weiß nicht viel über die nächste Regierung.
       
 (IMG) Bild: Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway könnte eine wichtige Rolle im Weißen Haus spielen
       
       New York taz | „Ich allein kann es reparieren“, hat Donald Trump bei dem
       republikanischen Parteitag gesagt, der ihn im Juli zum
       Präsidentschaftskandidaten machte. In der Nacht zum Mittwoch, als er um
       kurz vor drei Uhr morgens seine Wahl zum US-Präsidenten annahm, hörte sich
       das schon anders an. Da schlug er erstmals einen großmütigen Ton an.
       
       Er sprach nicht nur von dem gemeinsamen Sieg, sondern sagte etwas, das nach
       beinahe eineinhalb Jahren andauernder Beleidigung aller möglicher
       Bevölkerungsgruppen – von Frauen, über Behinderte bis hin zu Latinos und
       Afroamerikanern – ziemlich hohl klang: „Ich werde der Präsident aller
       Amerikaner sein.“
       
       In den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit will Trump die Markenzeichen der
       Barack-Obama-Regierung zunichte machen: Unter anderem will er die
       Gesundheitsreform streichen und die per Dekret eingeführten vorläufigen
       Aufenthaltsgenehmigungen für Kinder von papierlosen Einwanderern
       zurücknehmen. Hunderttausende von jungen Leuten würden dadurch ihre
       Aufenthaltsgenehmigung verlieren.
       
       Ebenfalls zu Beginn seiner Amtszeit will Trump mit zwei Millionen
       Abschiebungen von „Illegalen, die Straftaten verübt haben“, beginnen, will
       sämtliche Einschränkungen für das Fracking, Ölbohren und die Kohleförderung
       abschaffen, will die gestrichene Ölpipeline Keystone XL wieder zulassen und
       die Freihandelsabkommen der USA – insbesondere Nafta mit Kanada und Mexiko
       – neu verhandeln. Das noch nicht in Kraft getretene TPP mit den
       Pazifikanrainerstaaten soll gestrichen werden.
       
       ## 4.000 politische Jobs
       
       Ein „Übergangsteam“ arbeitet seit Monaten in Washington an der Vorbereitung
       dieser Projekte. Die zentralen Figuren aus dem Übergangsteam könnten sich
       später auch in Trumps Regierungshierarchie wiederfinden – darunter an den
       Spitzen von Ministerien und in einigen der 4.000 politischen Positionen,
       die ein neuer Präsident besetzen muss. Wie sein Kabinett genau aussehen
       wird, blieb aber zunächst ein Rätsel.
       
       Trump hat einen billigen Wahlkampf gemacht, in dem er seine Medienpräsenz
       weniger durch Werbung als durch gezielte Provokationen organisierte. Sein
       Wahlkampfteam war klein und bestand aus zahlreichen Anfängern im
       politischen Geschäft. Zweimal feuerte Trump seine Kampagnenchefs.
       
       Bei der letzten Neubesetzung im Hochsommer holte er sich den radikal
       rechten Ideologen Stephen Bannon von Breitbart News, der in der weißen
       nationalistischen Alt-Right-Bewegung der USA gut vernetzt ist. Als
       zumindest äußerliches Kontrastprogramm kam gleichzeitig die republikanische
       Kampagnenmanagerin Kellyanne Conway ins Team. Die zierliche Blondine mit
       sehr femininem Auftreten schaffte es binnen weniger Tage, Trumps
       akzeptabler für moderate Republikaner zu machen. Sie sorgte auch dafür,
       dass der Kandidat sich – manchmal – bei Auftritten an die vorgeschriebenen
       Redetexte hielt. Doch politisch ist Conway eine konservative Hardlinerin,
       die jahrelang die Positionen der „Lebensschützer“ mitentwickelt hat.
       
       Neben diesen Beratern hat Trump mehrere politische Schwergewichte
       angeheuert, zwei von ihnen gehörten zu seinen 16 Gegnern im
       republikanischen Vorwahlkampf. Der Gouverneur von New Jersey, Chris
       Christie, ist inzwischen der Chef von Trumps Übergangsteam. Gelegentlich
       wird er auch als mögliches Regierungsmitglied gehandelt, allerdings hat
       Christie das Handicap, dass gerade ein Prozess gegen mehrere seiner engen
       Mitarbeiter läuft. Auch der einstige Rivale Ben Carson, ein Arzt, der
       beinahe einschläfernd langsam spricht, wird gelegentlich als mögliches
       Regierungsmitglied gehandelt.
       
       ## Ein bisschen Nepotismus
       
       Der dritte Prominente ist Rudy Giuliani, ehemaliger Bürgermeister von New
       York, der sich einen Namen als „Law and Order“-Mann gemacht hat. Der
       72-Jährige, der bei konservativen Wählern einen guten Stand hat, gilt als
       möglicher Kandidat für das Justizministerium.
       
       Zu Trumps engem Umfeld gehören auch die vier erwachsenen Kinder aus seinen
       ersten beiden Ehen: die beiden Söhne Donald und Eric, die mit Pomade im
       Haar auftreten und gelegentlich auf Großwildjagd in Afrika gehen. Und die
       jungen Frauen, die wie Barbiepuppen aussehen: allen voran die älteste
       Tochter Ivanka, die mehrfach in Reden die sozialpolitischen Defizite ihres
       Vaters ausgeglichen hat – besonders als sie Erleichterungen für junge
       Mütter ankündigte. Ivanka, ein ehemaliges Model, die im Familienkonzern
       Trump Organization arbeitet und zugleich eigene Accessoires vermarktet, hat
       das Ohr ihres Vaters. Es gilt als ausgemacht, dass sie auch im Weißen Haus
       eine zentrale Rolle spielen wird.
       
       Auch Trumps jüngere Tochter Tiffany taucht in letzter Zeit regelmäßig bei
       seinen Auftritten auf. Trumps gegenwärtige Gattin Melania, ebenfalls ein
       ehemaliges Model, steht zwar oft dekorativ neben ihm, spricht aber nur
       selten. Bei ihrer Rede auf dem Krönungsparteitag lieferte sie ein viel
       belachtes Plagiat aus Versatzstücken einer alten Michelle-Obama-Rede.
       
       9 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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