# taz.de -- Offener Rassismus nach der US-Wahl: Tag 1 in Trumps Amerika
       
       > Nach der Wahl berichten zahlreiche Menschen von rassistischen und
       > sexistischen Übergriffen. Der Aktivist Shaun King sammelt diese auf
       > Twitter.
       
 (IMG) Bild: Trump wird erst im Januar sein Amt antreten – sein Einfluss zeigt sich schon am Tag nach der Wahl
       
       Es ist passiert. Donald Trump wird der nächste US-Präsident. Allenthalben
       wird nun spekuliert, ob er seine Wahlversprechen wahrmacht. Eine Mauer an
       der Grenze zu Mexiko baut. Den Kindern von Einwanderer*innen das
       Aufenthaltsrecht entzieht. Die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche
       Paare rückgängig macht. Doch schon sein Wahlsieg befeuert offenen Rassismus
       und Sexismus in der US-amerikanischen Gesellschaft. Das belegen zahlreiche
       Vorfälle, die der Aktivist Shaun King auf Twitter unter der Überschrift
       [1][“Day 1 of Donald Trump“] gesammelt hat.
       
       Da ist zum Beispiel die junge Frau, die berichtet [2][wie ein älterer
       weißer Mann sie rassistisch und sexistisch anging], weil er annahm, sie sei
       aus Mexiko. „Ich kann es kaum erwarten, dass Trump uns auffordert, deine
       Leute zu vergewaltigen und euch über diese riesige Mauer zurückzuschicken,
       die wir bauen werden“, soll er gesagt haben – um ihr anschließend das
       Wasser aus seinem Becher ins Gesicht zu schütten und ihr den Mittelfinger
       zu zeigen. „Ich hatte niemals Angst, weil ich eine Frau und Mitglied einer
       Minderheit bin – bis heute“, schreibt das Opfer.
       
       Es gibt viele weitere solcher Fälle. In einer Nachricht der Universität
       Louisiana wird von einem [3][Überfall auf eine muslimische Studierende]
       berichtet, die von zwei Männern brutal überfallen wurde. Einer von beiden
       soll einen Hut mit „Trump“-Schriftzug getragen haben. Die Männer schlugen
       das Opfer mit einem metallenen Gegenstand und machten öbszöne Gesten. Dann
       rissen sie ihr das Kopftuch herunter und stahlen ihre Geldbörse.
       
       In einem anderen Post auf Kings Twitter-Timeline berichtet jemand, wie eine
       Gruppe weißer Männer in der U-Bahn von Pittsburgh, Pennsylvania, [4][“Grab
       them by the pussy“ rief], als eine Frau an ihnen vorbeiging. Sie zitierten
       damit das Video, [5][in dem Trump erklärte], er könne jeder Frau wann immer
       er wolle zwischen die Beine greifen. Einer der Männer habe dann tatsächlich
       versucht, die Frau zu begrapschen. „Amerika denkt wirklich, dieser Scheiß
       sei ein Witz“, schreibt der Augenzeuge.
       
       ## Trumps Sieg motiviert
       
       Die Liste ist lang. An der New York University schmierte jemand „Trump!“ an
       die [6][Tür des Gebetsraumes der muslimischen Studierenden]. Am [7][Auto
       eines homosexuellen Paares in North Carolina] fand sich eine Notiz, in der
       der Verfasser schrieb, er könne kaum erwarten, dass diese Ehe von einem
       „echten“ Präsidenten aufgehoben werde und dass homosexuelle Familien in der
       Hölle schmoren sollten – gefolgt vom Hashtag #Trump2016. Eine Frau
       berichtet, ihre Schwester sei im Bus von anderen Fahrgästen aufgefordert
       worden, [8][sich auf die hinteren Bänke zu setzen], weil sie schwarz sei.
       
       Die Menschen, die diese Übergriffe begehen, waren auch vor dem Wahlsieg
       Trumps rassistisch, sexistisch, homophob. Doch die Monate des Wahlkampfs,
       in denen der republikanische Kandidat Latinos als Vergewaltiger
       bezeichnete, von einer Mauer an Mexikos Grenze redete, sexualisierte Gewalt
       verharmloste – und dafür mit der US-Präsidentschaft belohnt wurde – haben
       offensichtlich eine Botschaft transportiert. Trump hat solche Aussagen und
       Taten provoziert und legitimiert. Nicht zufällig beziehen sich die Täter in
       den genannten Beispielen auf ihren neuen Präsidenten.
       
       Viele Trump-Gegner*innen hoffen, dass der Republikaner sich nun nach seiner
       Wahl mäßigen und viele seiner angekündigten Maßnahmen nicht umsetzen wird.
       Aber egal, ob er eine Mauer baut oder nicht – er hat etwas im
       Selbstverständnis der US-amerikanischen Bevölkerung verrückt. Das zeigt
       schon [9][Tag 1 in Trumps Amerika].
       
       10 Nov 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/ShaunKing
 (DIR) [2] https://twitter.com/ShaunKing/status/796550312215646209
 (DIR) [3] https://twitter.com/ShaunKing/status/796550312215646209
 (DIR) [4] https://twitter.com/ShaunKing/status/796551437467664384
 (DIR) [5] /Kommentar-Trumps-Skandal-Video/!5346784
 (DIR) [6] https://twitter.com/ShaunKing/status/796543856963678209
 (DIR) [7] https://twitter.com/ShaunKing/status/796542537255239681
 (DIR) [8] https://twitter.com/ShaunKing/status/796696197134172161
 (DIR) [9] https://twitter.com/i/moments/796417517157830656
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dinah Riese
       
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