# taz.de -- EMtaz: Gruppe F: Island – Ungarn: Späte Magyiaren zerstören Elfentraum
       
       > Island steht kurz vor einer weiteren Sensation. Erst ein Eigentor
       > schmälert zwei Minuten vor Schluss die Chancen auf das Achtelfinale
       > enorm.
       
 (IMG) Bild: Goal Iceland! Gylfi Sigurdsson trifft aus elf Metern zur Führung
       
       Die Startbedingungen: Beide Teams haben zum Auftakt den Spielverderber
       gegeben und überrascht. Die neuen Turnierlieblinge aus Island brachten beim
       1:1 gegen Portugal deren Erfolgsmodell CR7 zum Heulen: „Die haben gar
       keinen Fußball gespielt. Sie haben nur verteidigt, verteidigt, verteidigt“,
       jammerte der portugiesische Gel-Tornado nach dem Match und unterstellte den
       Insulanern gar eine „geringe Mentalität“. Das erkämpfte Remis der
       Knattspyrnumenn (isländisch: Fußballer) spricht eher für genau die
       Mentalität, die sie im Turnier brauchen werden. Ungarn überraschte beim 2:0
       gegen Österreich mindestens genauso. Wie da Zoltan Stieber (Nürnberg) und
       Adam Szalai (Hannover), nicht gerade Bundesliga-Schwergewichte, mit ihren
       Treffern die Ösis abservierten – das machte schon Eindruck.
       
       Mit einem Sieg hätte Ungarn das Achtelfinale sicher, die Isländer hätten im
       Erfolgsfall ebenfalls ausgezeichnete Aussichten aufs Weiterkommen.
       
       Das Vorurteil: Das Attraktivste am ungarischen Spiel ist die Turnhose von
       Gábor Király. Island hat drollige Fans, das Team ist ein ulkiges Phänomen,
       aber mal ehrlich: Richtig gut Fußballspielen können die nicht.
       
       Das Spiel: In der ersten halben Stunde geschieht wenig. Ungarn hat weit
       mehr Ballbesitz, die skandinavischen Bleus machen hinten die Räume eng, ab
       und zu kommen sie Gladbach-like vor's gegnerische Tor. Zwei gute Chancen
       gibt es hüben wie drüben erst nach einer halben Stunde, kurz darauf die
       Szene der ersten Halbzeit: Jogginghosen-Király lässt den Ball nach einer
       Ecke aus den Händen gleiten, der isländische Mittelfeldspieler Aron
       Gunnarsson stolpert über ihn – Schiri Sergei Karasev zeigt auf den Punkt.
       Tendenz: Fehlentscheidung. Gylfi Sigurdsson verwandelt sicher, glückliche
       Führung für die Elfsons.
       
       Die zweite Halbzeit ist nicht hochklassig, aber packend. Ungarn ist feld-
       und spielüberlegen, technisch um einiges stärker. Das Geschehen spielt sich
       meist in der isländischen Hälfte ab. Gegen Ende geht es auf und ab. Lange
       hält das isländische Bollwerk, zwei Minuten vor Schluss aber kommen die
       Ungarn über rechts durch, flanken den Ball scharf rein; der Isländer Birkir
       Saevarsson rutscht in die Flanke und befördert den Ball ins eigene Netz.
       Ungarn drückt noch mal, auch Island hat Chancen zum Sieg. Vor allem in der
       letzten Szene der vierminütigen Nachspielzeit, als erst ein Freistoß von
       der Sechzehnerkante in der Mauer hängen bleibt und der abgefälschte
       Nachschuss knapp rechts vorbeigeht. Gut möglich, dass die Isländer in
       dieser Szene ihr Achtelfinalticket verballert haben. Ergebnis: 1:1.
       
       Der entscheidende Moment: Minute 88: Der arme Birkir Saevarsson drückt den
       Ball über die Linie ins eigene Netz
       
       Die Spieler des Spiels: Rotschopf László Kleinheisler ist bei den Ungarn
       der Auffälligste – er rackert, kämpft und kurbelt das Spiel der Ungarn an.
       
       Die Pfeife des Spiels: Die ungarischen Fans, die laute Böller zünden – nach
       dem 13. November will man diese Geräusche nicht mehr hören.
       
       Das Urteil: Island ist defensiv toll organisiert und schwer zu besiegen –
       Ungarn hat sich den Punkt verdient, weil das Team nie aufgegeben hat.
       
       18 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Uthoff
       
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