# taz.de -- EMtaz: Gruppe D: Tschechien – Kroatien: Feuerwerk auf und neben dem Platz
       
       > Weil Kroatiens Fans durchdrehen, gibt es über neun Minuten Nachspielzeit.
       > Dadurch schaffen die totgesagten Tschechen noch den 2:2-Ausgleich.
       
 (IMG) Bild: Da war die kroatische Welt noch in Ordnung. Perisic jubelt über das 1:0
       
       Die Startbedingungen: Bei Kroatien steht Kapitän Dario Srna nach dem Tod
       seines Vaters trotzdem in der Startelf. Die bleibt im Vergleich zum
       1:0-Auftaktsieg gegen die Türkei daher unverändert. Das heißt: An der Seite
       Srnas spielen wieder viele Itschs. Etwa Modric (Real Madrid) oder Rakitic
       (FC Barcelona), um die besten zu nennen. Der Rest kann ebenfalls kicken.
       
       Tschechiens Coach Pavel Vrba tauscht zweimal im Vergleich zur
       Auftaktniederlage gegen Spanien. Bremens Gebre Selassie nimmt im Stade
       Geoffroy Guichard von Saint-Etienne deshalb auf der Bank Platz.
       
       Das Vorurteil: [1][Ohne Regierungschef] als moralische Stütze dürften es
       die Kroaten schwer haben, vermutet der politisch interessierte Fußballfan.
       Wahrscheinlicher ist indes, dass die innenpolitische Causa den Fußballern
       am A… vorbeigeht. Die traurige Situation Dario Srnas dagegen nicht.
       Angetrieben von ihrem entfesselt aufspielenden Kapitän überrollen die in
       Blau spielenden Rot-Weißen das tschechische Team. Srna schießt einen
       Hattrick. „Solche Geschichten schreibt nur der Fußball“, werden die
       kroatischen Journale am morgigen Samstag unisono titeln.
       
       Das Spiel: Kroatien bestimmt die Szenerie, Tschechien schaut begeistert zu.
       Applaudieren wollen die Tschechen zunächst nicht, weil die Kroaten partout
       das Tor nicht treffen. Als Rakitic den gefährlichsten Warnschuss abgibt
       (36. Minute), erschrickt daher keiner in der tschechischen Abwehr. Haben ja
       den behelmten Cech, der ist eh unverwundbar, denken sich die Mitglieder der
       Alibi-Viererkette. Falsch gedacht. Allzu sorglos verdaddelt Jaroslav Plasil
       eine Minute später den Ball im Mittelfeld. Badelj sagt laut Hvala (Danke)
       und passt auf Perisic. Übersteiger rechts, kurz verzögert, Abschluss mit
       links – und es steht 1:0 für den Favoriten. Längst überfällig.
       
       Nach der Halbzeit hat Tschechien tatsächlich eine Chance. Krejci versucht
       sich an einem halben Fallrückzieher. Den Ball fängt Kroatiens Torwart
       Danijel Subasic so lässig, dass er dabei eine Bahnschranke imitieren kann.
       Nur fällt er noch langsamer nach unten (52.). Das war knapp, denken sich
       die kroatischen Spieler – niiiicht. Sie schalten dennoch von Gang eins auf
       zwei. Zu schnell für die Tschechen. Roman Hubnik passt fehl; dieses Mal
       sagt Brozovic Hvala und leitet die Kugel weiter zu Rakitic. Cech wird cool
       überlupft, 2:0 (59.). Jetzt fehlen noch drei Srna-Tore, armes Tschechien.
       Die Kroaten haben Mitleid und lassen Milan Skoda [2][(Fehlt der tatsächlich
       in der Bildergalerie?)] das 1:2 köpfeln (75.). Seltsam, dass diese so
       einseitige Partie plötzlich wieder spannend ist. Erst recht, als der
       nächste Joker – Tomas Necid – per Handelfmeter zum 2:2 ausgleicht (93.).
       Ein neuer Torrekord! Spektakel, Spektakel. Auch wegen Kroatiens Fans, die
       eine über neunminütige Nachspielzeit verursachen. Der Verband darf jetzt
       auch mit einer Nachspielzeit rechnen. Ergebnis: 2:2.
       
       Der entscheidende Moment: In Minute 85 brennt's plötzlich richtig! Nicht im
       kroatischen Strafraum, sondern vor'm kroatischen Fanblock. Bengalos fliegen
       auf den Platz, Böllerschüsse sind zu hören. Dazu Schlägereien im eigenen
       Block. Offenbar fehlen den Kroaten nicht nur auf dem Platz schlagfertige
       Gegner. Schade!
       
       Die Pfeifen des Spiels: Kommen alle aus Kroatien. 1. Der abgewählte
       Regierungschef Tihomir Oreskovic. Hätte der mit seinem [3][proeuropäischen
       Konzept] bis zum möglichen EM-Titelgewinn gewartet, wär alles gut für ihn
       ausgegangen. 2. Die Fans. Wären die mal cool geblieben, wäre wohl früher
       abgepfiffen worden. Den Elfer hätte es nicht gegeben. 3. Domagoj Vida.
       Handspiel im eigenen Strafraum ist verboten! Einfache Regelkunde.
       
       Der Spieler des Spiels: Luka Modric. Lässt sich nach einer Stunde lächelnd
       auswechseln. Ist also fein raus, wenn es um die Aufarbeitung der
       grauenvollen kroatischen Schlussphase geht.
       
       Das Urteil: Knall, bumm, bäng. Vielleicht hätte ein Regierungschef für die
       nötige Stabilität hinten raus gesorgt. Die kroatischen Zeitungen headlinen:
       „Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.“
       
       17 Jun 2016
       
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