# taz.de -- EMtaz: Der Tag: Gereifte Italiener, gealterte Spanier
       
       > Feels like it's 2012. Spanien und Italien verhandeln das EM-Finale von
       > vor vier Jahren neu. Und England ärgert sich mit dem letzten Kampfzwerg
       > rum.
       
 (IMG) Bild: War vor vier Jahren immer schneller am Ball: Spanier Fabregas gegen Italiener Chiellini
       
       Was geht heute? 
       
       Um 18 Uhr (ARD) kommt es zum Finale der Europameisterschaft – also zu dem
       von vor vier Jahren. Für die Blauen gab es damals gegen stürmerlos
       spielende Rote mit 0:4 ganz unitalienisch auf die Socken. Die Italiener
       sind seitdem gereift, die Spanier einfach nur älter geworden – hofft man
       jenseits der Alpen.
       
       Nach Floskeln vor dem Spiel steht es jedenfalls 1:1 unentschieden: „Das
       wird ein sehr offenes Spiel, ein sehr schwieriges, ein sehr hartes, ein
       sehr anspruchsvolles“, orakelt beispielsweise Vicente Del Bosque. „Ich will
       nicht nach Hause fahren“, kontert Reisefreund Antonio Conte. Wer auch immer
       das Phrasen-Elfmeterschießen letztlich für sich entscheidet, der Gegner im
       Viertelfinale heißt Deutschland. Und die haben mit Joachim Löw („Wir müssen
       noch stärker werden“) sogar den Floskel-Weltmeister in ihren Reihen.
       
       Darauf treffen sich um 21 Uhr (ARD) England und Island zum Duell der
       Inselvölker. In beiden Ländern fanden kürzlich wichtige Abstimmungen statt.
       Englands Premier David Cameron hat sich nach dem eigens veranlassten und
       schließlich verlorenen Brexit-Referendum zuhause in der Downing Street 10
       eingeschlossen und packt schon mal die Umzugskisten. Island hingegen hat
       mit Gudni Jóhanesson gestern einen neuen Präsidenten gewählt. Der hat
       direkt nach der Abstimmung seine Reise zum Achtelfinale angekündigt und hat
       hoffentlich noch ein Ticket bekommen – von denen gab es laut Mittelfspieler
       Gylfi Sigurdsson nämlich zu wenige. „Es wäre schön gewesen, wenn wir 10 000
       bis 15 000 Tickets gehabt hätten, aber die Fans werden laut sein.“
       
       Stimmen zum Spiel Ungarn – Belgien (0:4) 
       
       Nepszabadsag (Ungarn): „Ungarn sagt bei der EM erhobenen Hauptes ‚Auf
       Wiedersehen‘. Die Leistung war bis Mitte der zweiten Halbzeit gut, doch
       dann trat das belgische Team sie mit Füßen.“
       
       Magyar Nemzed (Ungarn): „Die Reise ist zu Ende. Der Gegner war
       erbarmungslos. Trotz des Ausscheidens feierten die Menschen in Budapest
       ihre elf Spieler und deren Leistung wie Sieger.“
       
       Magyar Idök (Ungarn): Trotz der Niederlage können wir erhobenen Hauptes von
       der EM nach Hause kommen.
       
       De Standaard (Belgien): „Überwältigend. Es gibt kein anderes Wort für diese
       erste Hälfte. Die einzige Frage ist: Wer wird diese Rote Teufel stoppen?“
       
       Le Soir (Belgien): „Hazard war außerirdisch. Belgien deklassiert Ungarn.
       Die Roten Teufel waren unwiderstehlich. Es war ein perfekter Abend.“
       
       De Morgen (Belgien): „Die Roten Teufel haben in Toulouse Brennholz aus
       Ungarn gemacht.“
       
       Läuft bei der EMtaz: 
       
       Mesut Özil wollte sich dem Torreigen nicht anschließen und hat seinen
       Elfmeter gegen die Slowakei verballert. Doch der Mittelfeldspieler braucht
       keine Tore, um zu glänzen. [1][Er ist der Künstler, der hinter seinem Werk
       zu verschwinden sucht], findet Frederic Valin.
       
       Comedian Atze Schröder ist mit einem [2][sexistischen Wiesenhof-Spot] nur
       die Spitze des Eisbergs. Doch daneben leisten sich Werbeindustrie, Medien
       und Uefa-Regie jeden Tag einen sexistischen Fehltritt nach dem anderen.
       Andreas Rüttenauer stellt daher die Frage: [3][Ist der männliche Fan ein
       widerliches Wesen?]
       
       Ein schnelles Elfmetertor des Außenseiters, aufopfernd kämpfende Iren und
       einen Doppelpack von Antoine Griezmann – das Achtelfinale zwischen
       Frankreich und Irland war nicht das Schlechteste. Taz-EM-Illustratorin
       Felila hat es gezeichnet – [4][„Ein Spiel wie gemalt“, in 120 Sekunden].
       
       Noch mehr aus der taz-Bildfabrik: Auch in Venezuela, Caracas wird die EM
       verfolgt. Zwischen Backofen und Kaffee kochen sind echte Fußballexperten am
       Werk, die meinen: [5][Deutschland spielt noch nicht am Limit].
       
       ***
       
       Donnerstag, 23. Juni 
       
       Was geht heute? 
       
       Kurz vor 15 Uhr (ZDF) ertönt wieder die Marseillaise, jene blutrünstige
       Hymne mit der Gastgeber Frankreich diesmal die Iren vom
       (Fußball-)Schlachtfeld in Lyon vertreiben will. Coach Didier Deschamps
       setzt dabei auf seine Bestbesetzung: Kanté, Matuidi, Payet sowie Giroud
       ersetzen Cabaye, Sissoko, Coman und Gignac. Man darf sich sicher sein: Auch
       die vier Letztgenannten wären bei den Iren allesamt Kandidaten für die Wahl
       zum irischen Fußballer des Jahrhunderts. Mehr gibt's hinsichtlich der
       Rollenverteilung nicht zu sagen.
       
       Deutschland trifft am Sonntag (18:00 ARD) im Achtelfinale auf die Slowakei.
       Dabei handelt es sich um einen handelsüblichen Fußballzwerg. Dachte man
       jedenfalls bis vor einem Monat, als die Slowakei ein Testspiel gegen den
       amtierenden Weltmeister Deutschland bestritt. Nur leider entpuppten sich
       die Spieler aus Osteuropa als fiese streitaxtschwingende Kampfzwerge. 1:3
       unterlagen die Deutschen. Bei noch schlechterem Wetter als dem Fritz Walter
       seins versauten die Slowaken der Nationalmannschaft so den EM-Test. In
       einem Heimspiel.
       
       Das Unterschätzen des Gegners ist heute also strengstens verboten. Und,
       Moment, Achtelfinale gegen einen Underdog bei einem großen Turnier? Da
       klingelt doch was. Richtig: Bei der WM 2014 befand sich Deutschland am
       Rande einer Niederlage gegen Algerien.
       
       In großen Teilen ist es Manuel Neuer zu verdanken, dass die Deutschen in
       der Verlängerung endlich das 1:0 erzielen durften. Fast wären sie in der
       regulären Spielzeit nach Großchancen des Fußballzwergs herausgeflogen.
       [6][Wenigstens ein ZDF-Reporter und Per Mertesacker werden sich noch
       erinnern]. Gegen die Slowaken dürfte es ähnlich unangenehm werden. Sie sind
       auf dem Fußballplatz nicht gerade für gute Manieren und zurückhaltende
       Freundlichkeit bekannt.
       
       Alleine Liverpool-Innenverteidiger Martin Skrtel sieht so aus, als wäre er
       Freigänger. Den deutschen Stürmer Mario Gomez schreckt das allerdings
       nicht: Schon gegen Nordirland hatte er es laut eigener Aussage mit „zwei
       Ochsen“ in der Innenverteidigung zu tun. Angesprochen auf die Raubeinigkeit
       der Slowaken sagte Gomez aber: [7][„Skrtel sieht nur so hart aus.“]
       
       DFB-Co-Trainer Thomas Schneider steht nach dem Spiel hoffentlich mit
       Eistonnen bereit. Wer wissen will, wie Deutschlands taktische Ausrichtung
       gegen die Slowaken aussieht, muss sich [8][an die Lippen unseres
       Fußball-Experten Sid Meyer heften].
       
       Ab 21 Uhr (ZDF) rückt das Stade Municipal in Toulouse in den EM-Fokus. Dort
       könnte mit Belgien ein weiterer gar nicht mehr so geheimer Geheimtipp allen
       Tippern wertvolle Punkte kosten. Gegner sind schließlich die unbequemen
       Ungarn. Der einzige charmante Typ im Orban-Land trägt seit Geburt an
       Jogginghose und heißt Gabor Kiraly. Der Torwartopa will die de Bruynes,
       Hazards und Lukakus zur Verzweiflung treiben.
       
       ## Läuft bei der #EMtaz
       
       Großer Schlandtag in der taz. Aus dem proppenvollen Fußball-Konferenzraum,
       übrigens luxuriös mit einem wunderbaren Kühlschrank (darin tatsächlich:
       eisgekühlte Bierflaschen) ausgestattet, wird live getickert. Das ganze
       Ballyhoo im Vorfeld hat taz-Frankreichfahrer Johannes Kopp treffend
       zusammengefasst. Am Ende kommt auch er nicht umhin, Mario Götzes Rolle zu
       hinterfragen. Er stellt dabei fest: [9][Wertverlust der Marke G.]
       
       Die ersten drei Achtelfinalspiele waren ziemlich enttäuschend. [10][Warum
       es Polen, Waliser und vor allem Portugiesen dennoch verdient haben, im
       Viertelfinale zu stehen], erklärt David Joram.
       
       Wie der slowakische Sieg tatsächlich zustande kommt, erklärt Sid Meyer.
       Seine Taktikanalyse sollte sich Jogi Löw besser noch anschauen. Es ist
       seine letzte Chance, dem mehligen Schicksal zu entgehen.
       
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       Donnerstag, 23. Juni 
       
       Was geht heute? Staubsaugen, Wohnung aufräumen, durchwischen und endlich
       mal früh ins Bett und ausschlafen. Die erste kleine Pause im Turniermodus
       eröffnet die Möglichkeit, sich endlich wieder am wirklichen (sozialen?)
       Leben zu beteiligen. Gespielt wird erst am Samstag wieder. Dann kommt
       allerdings schon das geballte Achtelfinale mit acht K.o.-Spielen in drei
       Tagen. Was man sonst noch so tun kann, verraten die taz-EM-Experten in
       [11][dieser Bildergalerie (saufen, lesen, shoppen…)].
       
       Die schönsten Phrasen der Vorrunde 
       
       – Ronaldo lässt die Muskeln spielen
       
       – Der zweite Anzug der Ungarn sitzt
       
       – Spaniens Trainer del Bosque hat keine weiße Weste mehr
       
       – Die deutsche Mannschaft sucht nach einem Schlüssel für die Mannschaft
       
       – Jeder Spieler dampft
       
       – Sie fahnden nach einem Loch
       
       – Mustafi bringt Deutschland in die Spur
       
       – Robson-Kanu wollte sich und seiner Nation beweisen, dass er auch als
       Einwechselspieler der Partie den Stempel aufdrücken konnte
       
       – Schweinsteigers Stunde schlägt noch nicht
       
       – Der umtriebige Payet
       
       – Der Favorit schob sich die Kugel hin und her
       
       – Frankreich schaltete einen Gang hoch
       
       – Das engmaschige Netz
       
       – Gedanklich in der Kabine
       
       – Am Drücker bleiben
       
       – Der Führungstreffer gab den Drachen Auftrieb
       
       – Nach vorne keine Bäume ausreißen
       
       – Vereinzelte Nadelstiche setzen
       
       – Paukenschlag in der Nachspielzeit
       
       – Die Slowaken bekamen etwas Oberwasser
       
       (Gehört bei ARD und ZDF, gelesen auf kicker.de) 
       
       Läuft bei der EMtaz: 
       
       Die Türken durften am Fernseher zusehen, wie sie aus dem Turnier
       herausflogen. Schuld daran ist Michel Platini, sein komplizierter
       Turniermodus und natürlich die Italiener, die nur mit der B-Elf aufliefen.
       Ronny Müller fordert: [12][Lasst doch das Los entscheiden!]
       
       Für die [13][Videoserie „Das sagt der Wirt“] geht die EMtaz an die Orte, wo
       Menschen gemeinsam Fußballschauen. Nach einem [14][französischen
       Restaurant] und einem [15][Irish Pub] ist diesmal ein [16][Spätkauf in
       Berlin-Kreuzberg] dran. Inhaber Salih Hekimoglu war früher kurdischer
       Politiker, heute betreibt er den Späti. Der Vermieter möchte ihn jedoch
       gerne dort herausschmeißen. Im Kiez formiert sich dagegen jedoch
       Widerstand. Die EMtaz war dort, um mit ihm zu sprechen und mit seinen
       Gästen ein Spiel auf der Straße zu schauen.
       
       Außerdem hat EMtaz-Korrespondent Johannes Kopp das Spiel des neuen
       Lieblingsverteidiger der Deutschen porträtiert: [17][Joshua Kimmich].
       Chef-Reporter Peter Unfried analysiert den Umgang mit den großen Stars des
       EM. Der neue Star, so seins These, muss Kunsthandwerker und Teil einer
       Solidargemeinschaft zugleich sein. Natürlich bleiben sie dabei auch
       Projektionsflächen für [18][Feuchte Träume mit Zlatan].
       
       ***
       
       Dienstag, 22. Juni 
       
       Was geht heute? Um 18 Uhr beginnt die letzte Runde der Gruppenphase. Zuerst
       fällt in der Gruppe F die Entscheidung, welche Teams weiterkommen. Ab 21
       Uhr beschließen die Teams aus Gruppe E den 3. Spieltag.
       
       In der Gruppe F trifft Portugal (2 Punkte) auf Tabellenführer Ungarn (4).
       Die Magyaren mit Co-Trainer Andreas Möller sind bereits weiter – ganz egal,
       was passiert. Portugal benötigt mindestens einen Punkt für die nächste
       Runde.
       
       Im zweiten Gruppenspiel stehen sich Island (2) und Österreich (1)
       gegenüber. Eine der beiden Mannschaften wird ausscheiden! Während
       Österreich unbedingt drei Punkte braucht, reicht Island bereits einer.
       
       Das erste 21-Uhr-Spiel wird zwischen Schweden und Belgien angepfiffen.
       Belgien steht mit drei Punkten hinter Italien (6). Um das Achtelfinale zu
       sichern, reicht ein Remis. Für Schweden steht fest: Sie müssen jetzt
       gewinnen. Sonst war's das – für [19][Uns Zlatan] dann auch endgültig in der
       Nationalelf.
       
       Im anderen 21-Uhr-Spiel spielen Italien und Irland gegeneinander. Irland
       benötigt unbedingt einen Sieg, Italien ist schon Gruppensieger. Italiens
       Trainer Conte kündigte an: „Wir möchten unbedingt neun Punkte.“ Irland hat
       trotzdem eine gute Chance gegen Italien, da wohl einige Stammkräfte
       geschont werden dürften.
       
       Die Pressestimmen zum Spiel Spanien – Kroatien (1:2) 
       
       Jutarnji (Kroatien): Das Wunder von Bordeaux. Kroatien spielte ein Match
       für die Geschichte. Ein Land in Trance.
       
       Vecernji: Phänomenales Kroatien.
       
       tportal: Das tapfere Kroatien hat die mächtigen Spanier schockiert.
       
       Marca (Spanien): Eine verdiente Niederlage schickt Spanien auf den
       schwierigen Weg: die Strecke der Meister.
       
       El País: Spanien vernimmt den Klang von Peitschenhieben.
       
       Super Deporte: Mamma mía
       
       Gazetta dello Sport (Italien): Mamma, La Spagna!
       
       Corriere dello Sport: Wenn wir Spanien schlagen, wartet im Viertelfinale
       wahrscheinlich Deutschland. Erst der Europameister, dann der Weltmeister,
       wir sind Gruppenerster und werden bestraft.
       
       Läuft bei der EMtaz 
       
       Sehen wir heute den letzte Auftritt von Zlatan Ibrahimovic? Man mag es sich
       nicht vorstellen. Die taz würdigt den Ausnahmefußballer sicherheitshalber
       trotzdem – bevor es zu spät ist. Doris Akrap entdeckt [20][Ibra, den
       Bosnier]. Jürn Kruse meint, der bosnische Schwede (schwedische Bosnier?)
       sei eine Art Anti-Götze, ein flegelhafter Straßenfußballer, der notorisch
       pöbelt, unverblümt egoistisch ist und in geradezu epischer Weise
       überheblich. Trotzdem mögen alle [21][Uns Zlatan].
       
       Während die veremeintlichen Superstars bei dieser EM außer Pfostenschüssen
       vom Elfmeterpunkt eher wenig zustande gebracht haben, überraschen die
       kleinen Fußballnationen mit ihren Abwehrbollwerken umso mehr. Gut möglich,
       dass der Europameister bald Island heißt. Hat auch mit [22][Kroatiens 2:1
       gegen Spanien] und dem daraus resultierenden [23][Todesturnierzweig] zu
       tun.
       
       Ein Spiel wie gemalt war das der deutschen Elf gegen Nordirland nicht (das
       hätte man ab einem 10:0 sagen können). [24][Das Spiel gemalt] hat Felila
       trotzdem.
       
       Wem drücken die bei der EM nicht existenten Kirgisen eigentlich die Daumen.
       [25][Die taz hat sich mal in Bishkek umgehört] – und während des
       Mini-Public-Viewings zum Spiel Russland gegen England interessane Antworten
       erhalten.
       
       ***
       
       Dienstag, 21 Juni 
       
       Was geht heute? Um 18 Uhr beginnt der Spaß, unter anderem mit dem Spiel
       zwischen Deutschland und Nordirland (natürlich im taz-Liveticker). Ab 21
       Uhr geht's munter weiter mit der Gruppe D.
       
       In der Gruppe C ist Deutschland mit vier Punkten Tabellenführer. Soll so
       bleiben, wenn's nach Jogi Löw geht. Gegen Nordirland läuft alles auf ein
       ähnliches Spiel wie gegen Polen hinaus. Die Nordiren benötigen genau einen
       Punkt fürs Weiterkommen. Den wollen sie mit einem 0:0 ermauern.
       
       Im anderen 18-Uhr-Spiel stehen sich Ukraine und Polen gegenüber. Vielleicht
       brauchen die Ukrainer wieder Andriy Shevchenko, aktuell Co-Trainer des
       Teams, auf dem Platz, damit es beim nächsten Mal besser läuft. In diesem
       Turnier steht das Aus bereits fest. Polen spekuliert deshalb auf eine
       demoralisierte ukrainische Elf; ein hoher Sieg könnte für Platz eins in der
       Gruppe reichen.
       
       Im ersten 21-Uhr-Spiel trifft Kroatien auf Spanien. Der Titelverteidiger
       ist bereits durch, hat beide Spiele souverän gewonnen. Kroatien (4 Punkte)
       reicht schon ein Zähler, um das Achtelfinal-Ticket ebenfalls zu buchen.
       Spannender als der Spielausgang ist die Frage, was auf den Rängen passiert?
       Vor allem die kroatischen Krawallmacher stehen unter Beobachtung.
       
       Das zweite Gruppenspiel wird zeitgleich zwischen Tschechien und der Türkei
       angepfiffen. Die Türkei ist eine der schlechtesten Mannschaften dieses
       Turniers – und trotzdem gibt’s noch die Chance aufs Weiterkommen. Dazu wäre
       aber ein hoher Erfolg gegen Tschechien wichtig. Die wiederum haben auch nur
       einen Punkt und brauchen einen Sieg genau so nötig.
       
       Stimmen zum Spiel Slowakei – England (0:0) 
       
       Novy Cas (Slowakei): Großer Kampf unserer Jungs: Wir haben England ein
       Unentschieden abgetrotzt.
       
       Plus Jeden Den: Der Preis für den harten Kampf gegen England winkt: Die
       Slowaken klopfen an die Tür zum Achtelfinale.
       
       The Guardian (England): Hodgsons Zockorei kommt England teuer zu stehen. Es
       reicht nur für den zweiten Platz. Die sechs Änderungen von Hodgson haben
       sich nicht ausgezahlt.
       
       The Telegraph: Wie kann es die Slowakei schaffen, England zu frustrieren?
       Und warum hat Roy Hodgson Wayne Rooney auf die Bank gesetzt?
       
       Mirror: Bales Rache! Wales besiegt Russland und setzt sich an die Spitze
       der Gruppe B, während England Zweiter wird – aufgehalten von der Slowakei.
       
       The Sun: Nur die zweite Geige! Roy Hodgson hat sich verzockt. Die Three
       Lions müssen sich mit dem zweiten Platz in der Gruppe begnügen, weil die
       mangelhafte Chancenverwertung die Mannschaft auch trotz der totalen
       Dominanz weiter verfolgt.
       
       Stimmen zum Spiel Russland – Wales (0:3) 
       
       South Wales Argus (Wales): Wales reißt Russland in Fetzen. Großbritannien
       geht noch in dieser Woche an die Wahlurne, aber Wales zeigte keine
       Anzeichen, Europa in absehbarer Zeit verlassen zu wollen.
       
       The Wrexham Leader: Unglaubliches Wales. Ein Sieg der totalen Dominanz
       gegen ein furchtbares Russland. Wales' große Spieler haben einen
       fantastischen Fußball gezeigt.
       
       Southwest Evening Post: Wales vernichtet Russland und stürmt mit einer
       Vorstellung der Geschwindigkeit, Kraft und Klasse in die K.o.-Phase. Es war
       einfach nur großartig – und Englands Unentschieden gegen die Slowakei
       machte es nur noch besser.
       
       Läuft bei der EMtaz: 
       
       Als singender BVG-Kontrolleur wurde Akboga mit „Is mir egal“ bekannt. Zur
       EM spricht er über seinen Song zum Turnier, Deutschlandflaggen und
       Orakeltiere. [26][Doris Akrap hat ihn interviewt.]
       
       Der russische Rechtsextreme Shprygin taucht beim Spiel gegen Wales im
       Stadion auf. [27][Er treibt sein Spiel mit den französischen
       Sicherheitsbehörden.] Jens Uthoff hat sich die Posse genauer angeschaut.
       
       Gegen defensive Gegner tut sich Löws Mannschaft bei dieser EM bislang
       schwer. Warum machen es dieselben Spieler beim FC Bayern besser?
       [28][Johannes Kopp kann sich vorstellen], dass die DFB-Elf mehr Experimente
       wagt. Sid Meyer stellt die Taktik von Nordirland [29][im Video vor.]
       
       Außerdem im Bewegtbild: In ihrem Restaurant im ehemaligen französischen
       Besatzungsgebiet im Berliner Wedding zeigt Marie Bézian Fußball in der
       Landessprache. Die Deutschen hätten keine Kultur, [30][sagt die Wirtin] –
       zumindest, wenn es ums Essen geht.
       
       ***
       
       Montag, 20 Juni 
       
       Was geht heute? Langes Warten ist angesagt, bis über die TV-Geräte die
       wichtigste Hauptsache der Welt flimmert. Dafür werden ab 21 Uhr gleich zwei
       Spiele eröffnet, indem der Ball ganz unklassisch von einem Spieler
       zurückgespielt wird. Ist denn gar nichts mehr heilig, fragen sich die
       englischen Aus-dem-Mutterland-des-FußballsFußballfans vor dem Spiel gegen
       Slowenien erneut. Sportlich reicht ihrem Team ein Punkt, um mindestens als
       Zweiter der Gruppe B ins Achtelfinale einzuziehen. Bei einem Sieg wäre die
       Three Lions sogar Gruppenerster – und würden damit auch das
       Achtelfinal-Ticket für Deutschland lösen. Hat mit dem neuen KO-Modus zu
       tun. Düstere Aussicht für Rooney und Co.
       
       Im zweiten Spiel zwischen Wales und Russland setzen die Waliser darauf,
       dass England sich mit einem Remis begnügt. Prompt zögen die
       Insel-Gartenzwerge als Erster in die Endrunde ein, ein Sieg gegen dopende
       und hoolende Russen vorausgesetzt.
       
       Der Rasen war mal wieder Schuld… 
       
       … na klar! Trainer und Spieler haben nach dem 0:0 von Gastgeber Frankreich
       gegen die Schweiz den schlechten Rasen in Lille kritisiert. „Das ist eine
       Schande“, sagte der Schweizer Coach Vladimir Petkovic nach dem 0:0 seiner
       Mannschaft am Sonntagabend im letzten Spiel der Gruppe A. Der Rasen habe
       das Spiel sehr beeinflusst. „Das Spiel war gut, aber es hätte sehr viel
       besser sein können“, meinte Petkovic: „Ich hoffe, dass es gelingt, die
       Platzverhältnisse zu verbessern.“
       
       Frankreichs Trainer Didier Deschamps wittert ohnehin eine große
       Verschwörung. „Ich weiß nicht, wer für den Platz verantwortlich ist, solche
       Verhältnisse sind aber in der Gruppenphase nicht gut“, sagte der ehemalige
       Nationalspieler. Deschamps hatte zuletzt in Marseille sein Unverständnis
       darüber geäußert, dass wenige Wochen vor der EM im Stade Vélodrome noch ein
       Konzert der Rockgruppe AC/DC stattgefunden hatte. Die Franzosen hatten am
       vergangenen Mittwoch in der südfranzösischen Hafenstadt gespielt.
       
       Der Platz im Stade Pierre Mauroy von Lille sei nun zwar besser als in
       Marseille gewesen, „aber natülich ist das enttäuschend“, meinte Deschamps.
       Sollte im eigenen Land tatsächlich eine Rasenkampagne gegen das
       französische Team angezettelt worden sein, steckt ziemlich Marine Le Pen,
       Chefin des rechtsextremen Front National, dahinter. Schon im Vorfeld wurden
       vermeintliche Skandale lanciert und üble Gerüchte gestreut. Disharmonie
       herrsche in der multi-kulturellen Elf, hieß es.
       
       Dass so viele Kicker jeglicher Coleur für französische Fußballfeiertage
       sorgen, passt dem ein oder anderen verblendeten Weißbrot nicht ins Konzept.
       Also wird auch noch am Rasen herumgebosselt. Skandal!
       
       Kann aber auch sein, dass Deschamps und Petkovic nur den eigerntlichen
       Skandal überdecken wollten. War ja schon vor dem Spiel bekannt, dass ein
       0:0 sowohl Franzosen als auch Schweizern rerichen würde. Prompt endet die
       Partie genauso…
       
       Läuft bei der EMtaz: 
       
       Dass den Schweizern [31][die Trikots reißen und der Ball platzt] dient als
       zusätzliches Ablenkungsmanöver. Clever. Die Rumänen hätten gegen die
       Albaner also [32][so laut schreien, dreckig grätschen und hoch siegen
       können], wie sie gewollt hätten – Platz zwei wäre nicht mehr möglich
       gewesen. Davon dermaßen deprimiert, gaben sie sogar Platz 3 noch her.
       Dämlich.
       
       Spielfreie Tage braucht niemand. Es wäre deshalb sinnvoll, [33][das
       Teilnehmerfeld von 24 auf 32 Teams aufzustocken], findet Jan Feddersen, den
       es stört, wenn um 15 Uhr keine Fußballspiele übertragen werden.
       
       In Belgien [34][jubelt die Angst mit.] Razzien und die Festnahme
       mutmaßlicher Attentäter nährt die Sorge vor neuen Anschlägen. Hartgesottene
       wollen weiter auf die Fanmeile gehen, stellt Eric Bonse nichtsdestotrotz
       fest.
       
       ***
       
       Sonntag, 19. Juni 
       
       Was geht heute? Oh Schock, oh Graus: Kein 15-Uhr-Spiel! Kein 18-Uhr-Spiel!
       Und um 21 Uhr dann gleich zwei Spiele zur gleichen Zeit, welch
       Verschwendung an Sendezeit. Danke Deutschland, danke „Schande von Gijón“.
       
       Nun denn, in der Gruppe A treffen die Schweiz und Frankreich aufeinander,
       es geht für beide Teams um den Gruppensieg und damit um einen möglichst
       leichten Gegner im Achtelfinale.
       
       Rumänien spielt gegen Albanien. Die Rumänen können bei einem Sieg (und
       einer Niederlage der Schweiz) noch Gruppenzweiter werden oder zumindest
       darauf hoffen, unter die vier besten Gruppendritten zu kommen. Albanien
       spielt wohl allein für eine nicht ganz so schlechte Statistik in den
       Fußball-Geschichtsbüchern.
       
       Ohne Holland …
       
       … geht es für den FC Twente Enschede nicht. Der Klub bleibt in der ersten
       Fußballliga der Niederlande. Die Berufungskommission des niederländischen
       Fußballverbandes KNVB hob am Freitag eine frühere Entscheidung der
       Lizenzkommission auf, wonach der Verein degradiert wurde. Twente muss
       allerdings 180.000 Euro Strafe zahlen.
       
       Wegen illegaler Investitionen hatte die Lizenzkommission den mit rund 32
       Millionen Euro verschuldeten Verein im Mai mit dem Abstieg in die 2. Liga
       bestraft. Der Club hatte die Entscheidung erst vor einem Gericht
       angefochten, war dort aber unterlegen. Um den Druck auf den
       niederländischen Verband zu erhöhen, hatte Twente zwischenzeitlich damit
       gedroht, die Niederlande zu verlassen. Der Klub hatte die Spielzeit auf
       Platz 13 der Ehrendivision beendet.
       
       Läuft bei der EMtaz: 
       
       Österreichs Torhüter Robert Almer wird dank seiner [35][Paraden gegen
       Portugal] zum Helden [36][und lässt Cristiano Ronaldo verzweifeln.] Er
       tritt damit in die Fußstapfen großer Turniertorhüter. Europameister in
       Verboten [37][ist Frankreich schon jetzt.] Patriotismus und Kroatien
       [38][sind Synonyme.] Daran ist die Uefa aber nicht unschuldig. Belgien 3,
       [39][Irland 0.] Ungarn 1, [40][Island auch].
       
       La Castellane heißt eine Siedlung im Norden von Marseille. Hier wurde der
       Weltfußballer Zinédine Zidane groß. Doch daran erinnert nichts. [41][Ein
       Besuch in der Cité.] Immer nur lesen ist langweilig? Nun gut, dann gibt's
       im taz-Futiklub die EM [42][auch zum Hören.]
       
       Der Fußballphilosoph sinniert weiter. Im dritten Teil seiner Video-Serie
       [43][beschäftigt er sich mit dem Fußball zu Zeiten der Medici] in Florenz.
       Da war der Sport noch sauber, meint er. Auch Jilet Ayse legt in „Ej,
       Fußball (2)“ [44][nochmal nach:] „Von Elf Spielern sind neun Kanaken.“
       Ebenfalls sehenswert: Eine Verabredung mit Wirtin Jean Clarke [45][zum
       Fußballgucken in einem Irish Pub].
       
       ***
       
       Freitag, 17. Juni 
       
       Was geht heute? Im 15-Uhr-Spiel (ZDF) stehen sich Italien und Schweden
       gegenüber. Den Spielplan der Schweden kennen wir bereits: Alle Bälle auf
       Zlatan, der wird schon treffen. Italien, die älteste Mannschaft des
       Turniers, hat das erste Spiel gegen Belgien mit 2:0 gewonnen. Nun sind die
       Italiener Tabellenführer und [46][träumen sogar vom EM-Titel.] Schweden
       enttäuschte zum Auftakt. Erst ein Eigentor nach zlatanischer Vorarbeit
       bescherte einen Punkt gegen Irland. Ergo: Heute heißt der Favorit Italien.
       
       Um 18 Uhr (ZDF) spielen zum ersten Mal Kroatien und Tschechien in einem EM-
       oder WM-Turnier gegeneinander. Kroatien fällt vor allem mit seiner guten
       Mittelfeldreihe auf. Rakitic, Modric, Perisic, das switcht. Der 1:0-Sieg
       gegen die Türkei hätte auch deutlicher ausfallen können.
       
       [47][Tschechien unterlag Spanien 0:1], das war erwartbar. Gegen die Kroaten
       sind die Tschechen nun gefordert, auf dem Papier aber erneut Außenseiter.
       Zumal Vedran Corluka, der gegen die Türkei halb verblutete Kroate, sich
       wieder mit in die Schlacht stürzt.
       
       Um 21 Uhr (ZDF) tritt abschließend die Türkei gegen Spanien an. Ein Punkt
       wäre schon ein großer Erfolg für die Terim-Truppe, drei Punkte wären ein
       türkischer Sommernachtstraum. Soll's fürs Achtelfinale reichen, muss er
       real werden. Den Angriffswirbel des Tiki-Taka-Spanien kann in der Theorie
       zwar jedes Team verteidigen; im Praxistest sind die Spanier aber meist
       immer noch überlegen. Prognose: Gilt auch heute Abend!
       
       Pressestimmen zum Spiel Deutschland – Polen (0:0)
       
       11Freunde: La (halbe) Mannschaft. Hinten hui, vorne naja.
       
       SZ: Nein, ausgerechnet Deutschland und Polen, die beiden torgefährlichsten
       Teams, treffen das Tor nicht. Der DFB-Elf fehlt die Präzision, Polen hat
       die besseren Chancen.
       
       Bild: Polen nullen Jogi ein.
       
       Przeglad Sportowy (Polen): Die Polen sind einem historischen Weiterkommen
       nahe!
       
       Super Express: Wir haben uns den Deutschen nicht ergeben. Die Weltmeister
       bestimmten wie erwartet das Spiel, aber die Weiß-Roten hatten bessere
       Chancen.
       
       La Gazzetta dello Sport (Italien): Die polnische Mauer hält stand –
       Deutschland bleibt hängen und riskiert auch noch Gespött (…) Deutschland
       gelang es nicht zu treffen, weil die gesamte Offensivabteilung keine
       Schnelligkeit oder Ideen hatte.
       
       Corriere della Sera: Langsames Deutschland
       
       L'Équipe (Frankreich): Aus Mangel an Inspiration beißt sich der Weltmeister
       gegen eine erstaunliche polnische Mannschaft fest.
       
       Mirror (England): Es gab keine Tore, doch nach einem langsamen Start war
       dies eine der unterhaltsameren Partien.
       
       Marca (Spanien): Ein Superlangweiler. Das Spiel Deutschland gegen Polen war
       nur etwas für Liebhaber taktischer Varianten. Normalerweise machen die
       Deutschen alles richtig, aber diesmal nicht.
       
       As: Dieses Deutschland macht niemandem Angst.
       
       Läuft bei der EMtaz: 
       
       Frauen und Fußball. Uh, ähhh, hmmm, immer schwierig. Eigentlich finden wir
       das ja ganz ok, ABER warum verdammt nochmal muss denn der Kommentator eine
       KommentatorIN sein? Doris Akrap hat sich durchgelesen, wie übel
       [48][ZDF-Frau Claudia Neumann nach ihrem ersten Spiel beschimpft wurde.]
       
       Viel besser erging's der deutschen Elf freilich auch nicht. Blutleere
       Offensive gegen Polen. Wegen einer falschen Neun? Daran lag's nicht, findet
       David Joram, der meint, dass [49][diese Diskussion längst überholt ist.]
       
       Zurück zum ZDF: Welke und Kahn nehmen den Fußballzirkus nicht allzu ernst.
       Das tut gut. Allerdings kann man auch übers Ziel hinausschießen, meint
       Markus Völker und rügt [50][den Titan.]
       
       Der Fußballphilosoph ist wieder da. Er erklärt im zweiten Teil, warum
       [51][die Welt von der Hand auf den Kopf gestellt wird.] Verrückt, wie so
       was geht.
       
       ***
       
       Donnerstag, 16. Juni:
       
       Was geht heute? Im 15-Uhr-Spiel (ZDF) gibt es ein rein britisches Duell:
       Die Waliser treten gegen die Engländer an. Der Turnier-Brexit ist in beiden
       Fällen jedoch eher unwahrscheinlich. Die Waliser haben dank ihrem
       Vorzeige-Rennpferd Gareth Bale [52][ihr erstes Spiel gegen die Slowakei mit
       2:1 gewonnen], also schon drei Punkte eingetütet. Die Engländer fingen sich
       in der Schlussphase gegen Russland ein unnötiges Kopfballtor [53][zum 1:1]
       und haben deswegen bislang nur einen Punkt. Dafür sind sie heute gegen den
       kleinen Nachbarn Favorit. Wird eng für Wales.
       
       Um 18 Uhr (ZDF) stehen sich die Ukraine und Nordirland gegenüber. Eine
       Partie, die soviel Spannung verspricht wie TV-Börsennews im
       Internetzeitalter. Immerhin ist die Partie einigermaßen existentiell. Beide
       Mannschaften verloren ihre erstes Spiel. [54][Ukraine unterlag Deutschland
       mit 0:2], Nordirland konnte das [55][0:1 gegen Polen] trotz Manndeckung
       nicht verhindern. Wer dieses Spiel verliert, hat gute Chancen auf einen
       längeren Sommerurlaub. Leute, denen dieses Spiel gefällt, kauften auch:
       „VHS – Karl-Heinz und Bernd Förster: Unsere schönsten Foulspiele“ sowie
       „Bildband – Beton: Magie aus Zement und Wasser.“
       
       Um 21 Uhr (ZDF) spielt dann endlich Deutschland gegen Polen. Jogi Löw holte
       in seiner Amtszeit erschreckend wenig Punkte im jeweils zweiten
       Gruppenspiel eines Turniers. Die Defensive der DFB-Elf offenbarte bereits
       in der [56][ersten Partie gegen die Ukraine] kleine Schwächen. Heute folgt
       dann der Elchtest mit den Polen Arkadiusz Milik und Robert Lewandowski. Die
       sind dank eines guten Spiels gegen Nordirland weiterhin Geheimfavorit. Ins
       Achtelfinale kommen wohl beide Teams. Die Frage ist noch, wer Gruppenerster
       wird.
       
       Verschwörung des Tages: AC/DC treten den Rasen kaputt 
       
       90 Minuten hat es am Mittwochabend gedauert, bis [57][Antoine Griezman die
       Franzosen mit seinem Tor erlöste]. In der ersten Halbzeit war das Gestolper
       von Payet und Co. kaum mit anzusehen. Schuld war allerdings nicht die gute
       Abwehrarbeit der Albaner oder der wegen mangelnder Disziplin fehlende Paul
       Pogba (trug Badeschlappen beim Mannschaftsessen), sondern Axl Rose –
       zumindest nach Ansicht von Frankreichs Trainer Didier Deschamps.
       
       Der spielte mit seier neuen Band AC/DC am 13. Mai, also vor über einem
       Monat (!), im Marseiller Stade Vélodrome – zu viel für den empfindlichen
       Rasen. „Der Platz ist ein Desaster. Aber es ist kein Wunder, wenn du eine
       Woche vor der EM hier ein AC/DC-Konzert hast“, zürnte Deschamps nach der
       Partie.
       
       Tatsächlich waren immer wieder Spieler beider Mannschaften ausgerutscht,
       Stürmer Olivier Giroud wechselte sogar nach ein paar Minuten die Schuhe.
       Aber was haben bitte die Rocker damit zu tun? Deschamps: „Als ich Bilder
       sah, wie Leute von dem Konzert kamen, da habe ich nur gedacht: Oh mein
       Gott.“
       
       Das nächste Spiel der Franzosen gegen die Schweiz findet am Sonntag
       übrigens im Stade Pierre-Mauroy in Lille statt. Dort pflügten am Mittwoch
       noch die Russen über den Rasen. Wie gut, dass Frankreich schon fürs
       Achtelfinale qualifiziert ist.
       
       Läuft bei der EMtaz: 
       
       Vor dem Frankreich-Spiel gegen Albanien gab es eine Schweigeminute. Gehört
       sich halt. Wer hingegen bei der Hymne schweigt, wird gerügt. Was soll das?
       Frédéric Valin plädiert dafür, bei der Nationalhymne [58][einfach mal die
       Fresse zu halten].
       
       Der ukrainische Schriftsteller Serhij Zhadan sprach mit Irina Serdyuk über
       die EM in Zeiten des Krieges. Und warum die Gesellschaft seines Landes viel
       von der Fanbewegung lernen kann. Denn in der Ukraine ist „[59][von
       Fußballfieber keine Spur“].
       
       Nach der Festnahme russischer Hooligans bei der EM bestellt Moskau den
       Botschafter ein. Die russische Regierung perfektioniert die Opferrolle.
       „[60][Peinliches Mimimi“], kommentiert Andreas Rüttenauer.
       
       Für die Hooligans ist es bislang eine erfolgreiche Europameisterschaft.
       Auch die Fanforscher beobachten mehr enthemmte Hooligans, die zudem den
       szeneeigenen [61][Kodex kaputtkloppen]. Umso mehr wundern sie sich deswegen
       über den Mangel an Kooperation französischer Behörden.
       
       In der [62][EMtaz-Video]-Analyse erklärt das wandelnde Taktik-Lexikon Sid
       Meyer, [63][wie der Pole spielt]. Außerdem gibt es das wunderbare
       Video-Format „Ein Spiel wie gemalt“: In der ersten Folge hat Felia einen
       [64][Nachklapp in 120 Sekunden] für uns das Spiel zwischen Spanien und
       Tschechien aufgemalt. Schön.
       
       ***
       
       Dienstag, 15. Juni: 
       
       Was geht heute? Den zweiten Spieltag der Vorrunde haben um 15 Uhr die
       russischen Krawallbrüder gegen die Slowakei eröffnet. Gewinnt Russland, ist
       zumindest Platz drei gesichert. Außer das Team fährt [65][unsportlich
       heimwärts]. Die Slowakei hat das erste Spiel [66][gegen Wales 1:2 verloren]
       – weshalb die Kozak-Kicker in Lille nicht umhin kommen, ihren Sparmodus
       aufzugeben.
       
       Ab 18 Uhr wird gejodelt, die Schwiiz will mit einem Sieg gegen Rumänien das
       Achtelfinale buchen. Ob das im Pariser Prinzenpark auch gelingt, steht
       längst nicht fest. Nur dank ihres starken Torwarts Yann Sommer setzten sich
       die Eidgenossen im ersten Duell [67][glücklich mit 1:0 gegen Albanien]
       durch. Rumänien hatte den Franzosen [68][zum Auftakt] ganz artig die drei
       Punkte überlassen.
       
       Der Gastgeber beschließt den EM-Tag um 21 Uhr im schönen Marseille, wo es
       im Stadé Vélodrome gegen Albanien wohl zivilisierter zugehen dürfte als
       zuletzt zwischen Engländern und Russen. Sportlich sind Les Bleus
       favorisiert, auch weil den Albanern Handballer Lorik Cana (Gelb-Rot-Sperre)
       fehlt.
       
       Pressestimmen zum Spiel Österreich – Ungarn (0:2) 
       
       Der Standard: Österreich ist Österreich geblieben. Auch das vierte Match
       bei einer EM-Endrunde wurde nicht gewonnen. Präsenz der Ungarn und eigene
       Hektik erwiesen sich als toxische Mischkulanz.
       
       Die Presse: Das Märchen wird zum Albtraum. Österreichs Spieler waren sich
       ihrer Favoritenrolle insgeheim bestimmt bewusst, wenngleich sie sie
       öffentlich nicht annehmen wollten. Doch die höhere individuelle Klasse von
       Alaba und Co. war an diesem Abend in Bordeaux nicht zu sehen.
       
       Magyar Nemzet (Ungarn): Traumhafter Start! Das Land hat ein Fußballfieber
       gepackt, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. 44 Jahre haben wir auf diesen
       Moment gewartet.
       
       Magyar Hírlap: Traumstart. Unser Appetit ist angeregt. Die Mannschaft
       erreichte am ersten Spieltag schon mehr, als bei der EM insgesamt von ihr
       erwartet wurde.
       
       Pressestimmen zum Spiel Portugal – Island (1:1)
       
       O Jogo (Portugal): Portugal muss sich mit einem Unentschieden begnügen. Das
       ist enttäuschend – aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Fehlstart
       nicht so schlimm sein muss wie auf den ersten Blick befürchtet. Wir können
       noch immer Europameister werden!
       
       Correio de Manha: Island friert die Euphorie ein. Vieirinha ist eine
       Abwehrkatastrophe, die irreparablen Schaden verursacht.
       
       Frettabladid (Island): Helden! Unsere Mannschaft hat die Zeit auf der ganz
       großen Bühne eingefroren. Sie hat in Saint-Etienne Geschichte geschrieben.
       
       ## #EMtaz
       
       Die taz leuchtet jeden Winkel zum europäischen Gekicke aus! Auf den
       [69][taz-Schwerpunktseiten zur EM] bieten wir Satire und Analyse.
       Hintergründige [70][Berichte und Analysen] liefert etwa
       taz-Frankreichfahrerin Harriet Wolff. In der Stadt Évian, wo nun das
       DFB-Team residiert, ging es einst um die Rettung deutscher und
       österreichischer Juden. Das Ergebnis war desaströs, schreibt sie über
       [71][das finstere Ende der Belle Époque.]
       
       Andreas Rüttenauer hat sich derweil die russischen Hooligans vorgenommen
       und stellt fest, dass die Uefa zwar den russischen Verband wegen seiner
       Hooligans verurteilt. Ein ultrarechter Fanvertreter allerdings sogar
       [72][mit einer Akkreditierung durch Frankreich] fährt.
       
       Und die Holländer? Die haben es im Dorf Baarle besonders schwer. Baarle
       liegt nämlich in Belgien und den Niederlanden. In Zeiten der EM bedeutet
       das eine ganz besondere Art der Gleichzeitigkeit – zwischen
       [73][(Dabei)Sein und Nichtsein.]
       
       Natürlich bilden auch wir uns eine Meinung. Zum Beispiel vom
       portugiesischen Fiesling Pepe, der gleichzeitig schwalben und treten kann.
       Nach einer Beinschere wurde er wüst beschimpft. Dabei [74][müsste man ihm
       danken], findet David Joram.
       
       Zurück zu Baarle. Nicht nur die Holländer müssen leiden, auch die Belgier.
       Warum der Hipster-Liebling bei dieser EM [75][wieder nichts gewinnen wird],
       erklärt Ronny Müller.
       
       Bewegte Bilder hat die taz ebenfalls im Angebot. „Der Fußballphilosoph“
       erklärt, warum die großen Spiele alle gespielt sind. Nie im Abseits,
       sondern immer auf gleicher Höhe befindet sich Ex-Nationalspieler Jimmy
       Hartwig, der ganz genau weiß, wovon er spricht. Und was Claudia Roth und
       Taktikfuchs Sid Meyer in den [76][EMtaz-Videos] so von sich geben, hat
       deutlich mehr Nivea, äh Niveau, als Jogis Hosengriff. Ist aber mindestens
       genauso griffig!
       
       15 Jun 2016
       
       ## LINKS
       
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