# taz.de -- EMtaz: Gruppe A: Schweiz – Frankreich: 0:0 – und alle sind glücklich
       
       > Den Schweizern reißen vier Trikots. Ansonsten reißen sie sich zusammen
       > und mogeln sich mit einem 0:0 sicher ins Achtelfinale.
       
 (IMG) Bild: So schön kann Fuß… ähhh Huckepackball sein
       
       Die Startbedingungen: Frankreich steht schon im Achtelfinale. Zum
       Gruppensieg reicht ein Remis gegen die Schweiz, der wiederum ein Punkt für
       Rang zwei genügen würde.
       
       Sein Personal wechselt Didier Deschamps kräftig durch. Coman, Griezmann,
       Gignac, Cabaye und Sissoko rücken für Payet, Matuidi, Martial, Kanté und
       Giroud in die Startelf. Les Bleus sparen die Kräfte für das Achtelfinale,
       ohne allzu großen Qualitätsverlust.
       
       So etwas kann sich Schwiiz-Coach Vladimir Petkovic nicht erlauben. Nur
       Haris Seferovic, der das Tor bisher allzu oft verfehlt hat, muss weichen.
       Der 19-jährige Breel Embolo soll's besser machen.
       
       Das Vorurteil: Beiden Teams reicht ein Punkt, beide wären damit zufrieden.
       Allerbeste Voraussetzungen für die Schande von Lille. Schamlos paktiert man
       sich zum 0:0.
       
       Das Spiel: Es fängt gut an in Lille. Nix deutet darauf hin, dass die 22
       Kicker ihre Prüfung zum Maurermeister ablegen wollen. Im Gegenteil: Vor
       allem Paul Pogba, dieser sehr begehrte Balltreter in Vereinsdiensten von
       Juventus Turin, tut alles dafür, um seinen Marktwert von derzeit
       lächerlichen 130 Millionen Euro (Peanuts für Real Madrid) auf eine Millarde
       zu schrauben (Peanuts für ManCity). Zweimal ist die Latte (12. und 18.
       Minute) im Weg, einmal Schweiz-Keeper Yann Sommer. Die Schweizer halten
       halbwegs mit; HSV-Spieler Djourou hat im Sitzen die beste Gelegenheit (8.).
       Man sieht: Der Mann ist Innenverteidiger, kein Müller-Gerd.
       Außerfußballerische Disziplinen gibt's auch: Pogba und Embolo üben sich im
       griechisch-römischen Schubkarrenstil (könnte 2024 olympisch werden), Adil
       Rami versucht sich an Mehmedi im Seitfallzieherköpfen. Ein Paradebeispiel
       für „gefährliches Spiel“.
       
       Recht unterhaltsam führen die beiden Paktierer ihr Scheinduell in Hälfte
       zwei fort. Der eingewechselte Kunstschütze Dimitri Payet trifft sogar die
       Latte (75.). Er erschrickt selbst, wie nahe er da einem Tor gekommen ist.
       Einen Freistoß aus aussichtsreicher Position in Minute 87 versemmelt er
       deshalb lieber kläglich. Ansonsten darf Griezmann noch so scharf schießen,
       dass Sommer wie abgemacht gerade noch parieren kann. Ergebnis: Frankreich
       0, Schweiz 0.
       
       Der entscheidende Moment: Als Seferovic in Hälfte zwei für Embolo
       eingewechselt wird, wissen die Franzosen, dass die Schweizer sich
       tatsächlich an den Pakt halten.
       
       Der Spieler des Spiels: Paul Pogba. An nahezu allen gefährlichen Szenen
       direkt oder indirekt beteiligt.
       
       Die Pfeife des Spiels: Ist die deutsche Sportartikelindiustrie.
       Trikot-Hersteller Puma gesteht den Schweizer Fans ehrlich ein: „Oft
       zerrissen, besser drauf geschissen.“ Balllieferant Adidas platzt sein 120
       Euro teures Vorzeigeprodukt. Heißt „Beau jeu“ (schönes Spiel). Ist aber
       offensichtlich ein billiger Plastikscheiß. Nun gut, wusste man davor schon.
       
       Das Urteil: Die Schande von Lille ist deutlich besser verpackt worden als
       die Schande von Gijon 1982.
       
       19 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Joram
       
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