# taz.de -- Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: „Nach fünf Tagen gerettet“
       
       > Mehrere hundert Flüchtlinge sollen im Mittelmeer ertrunken sein. Eine
       > offizielle Bestätigung gibt es nicht. Ein Überlebender erzählt.
       
 (IMG) Bild: Flüchtlinge vor der afrikanischen Küste im Mittelmeer (Archivbild vom August 2015)
       
       Berlin taz | Noch fehlt eine Bestätigung durch internationale
       Organisationen für die Berichte vom Montag, wonach bis zu 400
       Bootsflüchtlinge aus Somalia auf dem Weg von Ägypten über das Mittelmeer
       Richtung Europa ertrunken sein sollen. Doch in Somalia wird davon
       ausgegangen, dass es tatsächlich zu einem größeren Schiffsunglück gekommen
       ist.
       
       „Wir haben keine genaue Zahl, aber es sind zwischen 200 und 300 Somalis“,
       sagte der Informationsminister der internationaĺ anerkannten Regierung in
       Somalias Hauptstadt Mogadischu gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
       Das Boot habe rund 500 Menschen an Bord gehabt, davon bis zu 300 Somalis,
       und „fast alle“ von ihnen seien ertrunken, als das Boot kenterte. In
       Diskussionen unter Somalis auf sozialen Netzwerken hieß es, die meisten
       Toten seien somalische Studenten an Universitäten in Ägypten und Sudan
       gewesen.
       
       Einem Bericht der somalischen Webseite Goobjoog News zufolge, der sich auf
       einen Überlebenden namens Awale Warsame beruft, waren „500 Passagiere,
       zumeist Somalis“, an Bord des Schiffes. „Wir mussten Holzteile vom
       gekenterten Boot benutzen, um über Wasser zu bleiben, bis wir gerettet
       wurden“, gibt die Webseite den Bericht des Überlebenden wieder.
       
       „Wir brachen aus Ägypten, vor allem aus Alexandria, am 7. April auf. Am 12.
       April sank das Boot. Nach fünf Tagen wurden wir von einem philippinischen
       Schiff nahe einer griechischen Insel gerettet.“ Nur 23 Menschen hätten
       überlebt, darunter Somalis, Sudanesen, Äthiopier und Ägypter. Sie befänden
       sich jetzt in der Obhut der griechischen Küstenwache.
       
       ## Beileidsbekundungen aus Somalia
       
       Diese Information wurde von der somalischen Botschaft in Ägypten bestätigt,
       meldeten andere somalische Webseiten. Die griechischen Behörden hätten
       ihrerseits bestätigt, dass ein philippinischer Frachter am Samstag 175
       Kilometer südlich von Griechenland 41 Schiffbrüchige geborgen habe. Sie
       seien am Sonntag in den südgriechischen Hafen Kalamata gebracht worden.
       
       Somalias Präsident Hassan Sheikh Mohamud in der Hauptstadt Mogadischu
       sprach in einer offiziellen Erklärung den Hinterbliebenen sein Beileid für
       die „fast 200“ Toten aus. „Dies ist ein wirklich schmerzhafter Tod, der uns
       tief berührt“, sagte der Präsident. „Diese Jugendlichen sind ein Verlust
       für ganz Somalia. Es ist ein großes Leid für die somalische Jugend, ihr
       Leben auf solchen gefährlichen Reisen zu verlieren.“
       
       Ähnliche Erklärungen kamen von den Regierungen der abgespaltenen Republik
       Somaliland im Norden Somalias und der autonomen Regionen Puntland und
       Jubaland.
       
       19 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Somalia
 (DIR) Ägypten
 (DIR) Mittelmeer
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Fluchtrouten
 (DIR) Schlepper
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Flüchtlingsboot kentert vor Libyen: Zahlreiche Tote befürchtet
       
       Erneut sinkt ein Flüchtlingsschiff im Mittelmeer. Die Organisation Seawatch
       spricht von der „womöglich schlimmsten Tragödie“ in dem Gewässer.
       
 (DIR) Hunderte Menschen offenbar ertrunken: UNHCR bestätigt Flüchtlingstragödie
       
       Das Hilfswerk zitiert aus Berichten Überlebender, die in dem griechischen
       Ort Kalamata gestrandet sind. Sie berichten von einer Katastrophe auf dem
       Meer.
       
 (DIR) Kommentar EU und tote Flüchtlinge: Das Ende der Rettungslüge
       
       Die „oberste Priorität“ von Frontex ist nicht die Rettung von Flüchtlingen
       – sondern deren Abschreckung. Dabei werden Tote in Kauf genommen.
       
 (DIR) Mögliches Bootsunglück im Mittelmeer: Bis zu 400 Tote befürchtet
       
       Bei einem Schiffsunglück im Mittelmeer sollen bis zu 400 Menschen ums Leben
       gekommen sein. Noch gibt es aber keine Bestätigung für das Ereignis.
       
 (DIR) Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer: 4.000 Menschen gerettet
       
       Nach der Schließung der Balkanroute suchen Geflüchtete offenbar
       Ausweichrouten übers Mittelmeer. Innerhalb von 48 Stunden wurden 4.000
       Menschen gerettet.
       
 (DIR) Fluchtrouten verändern sich: Es gibt immer einen Weg nach Europa
       
       Die EU versucht seit Langem, fliehende Menschen schon weit vor ihren
       Grenzen aufzuhalten. Das ist teuer, tödlich – und nutzlos. Ein Essay.
       
 (DIR) Schleuser-Mafia in Ägypten: Das Dorf der Schmuggler
       
       Borg Megheisil sieht aus wie ein ganz normales ägyptisches Fischerdorf.
       Doch fast alle Bewohner hier leben von der Schlepperei.