# taz.de -- Nach den Landtagswahlen: Mit dem Gesicht zum Volke
       
       > Akademischer Politsprech ist out. Meint Rico Gebhard, Chef der
       > Linkspartei in Sachsen. Er will den Stammtisch für seine Partei gewinnen.
       
 (IMG) Bild: Rico Gebhardt auf einer Gewerkschaftsveranstaltung
       
       Dresden taz | Die sächsische Linke entdeckt die Arbeiterschaft wieder. Oder
       zumindest die prekär abhängig Beschäftigten und die Arbeitslosen. Als
       Reaktion auf Linken-Verluste und AfD-Erfolge bei den jüngsten
       Landtagswahlen plädiert Landes- und Fraktionsvorsitzender Rico Gebhardt
       dafür, Sozialprotestwähler aus diesen Milieus zurückzugewinnen.
       
       „Die Linke ist ihrer Herkunft nach eine Arbeiter- und Arbeiterinnenpartei“,
       sagte Gebhardt am Freitag in Dresden bei der Vorstellung eines
       Strategiepapiers, das bereist seit längerem in Arbeit war. Hinter der
       Flüchtlingskrise stecke eine „allgemeine Integrationskrise“ des
       kapitalistischen Systems, das Menschen nur benutze, verschiebe und
       entwurzele. Pointiertere Systemkritik sei angebracht.
       
       Aber auch die Linke solle von „akademisiertem Polit-Sprech“ abrücken und
       das Gespräch mit den Stammtischen wagen. Dabei müsse klargestellt werden,
       das die Linke für eine offene, aber auch gerechte Gesellschaft eintrete.
       Wenn es nicht gelinge, diese Kreise zu erreichen, drohe der Linken eine
       „existenzielle Krise“, warnt der sächsische Linken-Chef.
       
       Das Strategiepapier nennt vier Garanten für eine „grundsätzliche Gleichheit
       in unserer Gesellschaft“: Längeres gemeinsames Lernen in der Schule,
       Bürgerversicherung, solidarische Mindestrente und eine sanktionsfreie
       Mindestsicherung. Gebhardt fordert einen sofortigen Diskurs über
       alternative Szenarien, um dem Rechtstrend zu begegnen. Bürgern müssten die
       Fluchtursachen besser erklärt werden, um Ressentiments gegen Flüchtlinge zu
       verringern. Krisen ließen sich nicht abschieben.
       
       Gebhardt meinte Sarah Wagenknecht, als er davor warnte, vom bisherigen
       humanistischen Kurs in der Fluchtlingsfrage abzuweichen. „Es wäre der Tod
       der Linken, wenn wir jetzt eine Obergrenzen-Diskussion anzetteln“, meinte
       Gebhardt. Allerdings plädiere er für ein Zuwanderungsgesetz, für dessen
       Einbringung jetzt allerdings ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt sei.
       
       18 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Bartsch
       
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