# taz.de -- Kommentar Abschiebungen in Schweden: Die Botschaft zählt
       
       > Mit mehr Abschiebungen will Schweden seinen Ruf als großzügiges Asylland
       > loswerden. So viel zum Zustand der „humanitären Supermacht“.
       
 (IMG) Bild: Polizisten und Flüchtlinge nahe Malmö.
       
       Als „humanitäre Supermacht“ sieht sich Schweden gerne selbst. Auch
       international hat sich das Land einen gefestigten Ruf als großzügig bei der
       Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen erworben. Dabei war Schwedens
       Flüchtlingspolitik schon immer allenfalls im relativen Vergleich zu
       Resteuropa ein wenig weniger restriktiv.
       
       Wiederholt wurde das Land aber auch für die Behandlung von Asylsuchenden
       wegen des Verstoßes gegen die Menschenrechtskonvention international
       verurteilt.
       
       Im Ausland hatte dies in der Vergangenheit kaum Interesse geweckt. Das
       änderte sich mit Beginn der „Flüchtlingskrise“. Erst geriet Schweden je
       nach Standpunkt als leuchtendes Vorbild oder als besonders blauäugig in den
       Fokus. Dann wegen seiner dramatischen Kehrtwende.
       
       „Das schaffen wir!“, hatte Ministerpräsident Stefan Löfven ähnlich wie
       seine deutsche Amtskollegin Merkel verkündet, um dann zwei Monate später
       einen Einreisestopp für Flüchtlinge ohne Ausweispapiere anzuordnen und
       damit die Grenzen faktisch dicht zu machen.
       
       Seitdem wird jede Meldung aus Schweden zum Thema Flüchtlingspolitik
       aufmerksam registriert. So auch die nun [1][angeblich angekündigten
       „Massenabschiebungen“]. Bei denen es aber in Wirklichkeit um gar keine
       Änderung von Recht und Praxis geht. Wegen der mehrfach höheren Zahl von
       Asylsuchenden wird auch die der abgelehnten Asylanträge und damit die der
       potenziellen Abschiebungen steigen. Worauf sich die Verwaltungen für die
       kommenden Jahre schon mal bei der Personal- und Budgetplanung einstellen.
       
       Wenn diese Botschaft im Ausland als Verschärfung wahrgenommen wird, dürfte
       man darüber in Stockholm nicht allzu traurig sein. Hilft das doch
       womöglich, den Ruf als großzügiges Asylland loszuwerden. Und auch für das
       heimische Publikum soll die Ankündigung von jährlich bis zu Zehntausenden
       von Abzuschiebenden Handlungskraft demonstrieren.
       
       28 Jan 2016
       
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