# taz.de -- Kolumne Gefühlte Temperatur: Ein Mann für die Sonne
       
       > Klimaschädlich und sexistisch zugleich: Frau Erneuerbare Energien und
       > Herr Erdgas treffen sich in einer absurden Shell-Werbung.
       
 (IMG) Bild: Scheint auf Kohlekraftwerk wie Windkrafträder gleichermaßen: Die Sonne.
       
       Frauen ohne Mann fühlen sich „einsam“, sie sind „unzuverlässig“ und
       „launisch“. Darum brauchen sie einen Mann an ihrer Seite, der „konstant und
       verlässlich“ ist.
       
       Was nach dem Frauenbild der Zentrumspartei im deutschen Kaiserreich klingt,
       stammt aus [1][einem aktuellen Werbespot des Ölkonzerns Shell]. Die
       unzuverlässige Frau verkörpert darin erneuerbare Energien; sie ist nur
       happy, wenn die Sonne scheint oder der Wind bläst. Doch zum Glück findet
       sie einen zuverlässigen Mann: „Dann traf sie Erdgas. Er war sauberer als
       die meisten”, heißt es in der skurrilen Biedermeierromanze in Schwarz-Weiß
       aus Shells PR-Abteilung.
       
       Die beiden sitzen in einem französischen Café. „Ich kann dich lieben, wenn
       die Sonne hinter den Wolken verschwindet und der Wind nicht mehr bläst”,
       sagt Erdgas. Danach laufen beide glücklich durch den Park.
       
       Nur ein Mann macht Frauen glücklich. Nur Erdgas macht erneuerbare Energien
       funktionsfähig. So einfach ist das. Shell hat offenbar große Ambitionen,
       nicht nur klimaschädlich zu sein, sondern auch sexistisch.
       
       Am Ende fragt sie: „Wirst du auch in den nächsten Jahren noch da sein?“ Er:
       „Ja.“ Sie: „Wie lange wird es andauern?“ Mr. Erdgas antwortet: „Viel länger
       als du denkst.“ Am Ende küssen sich die beiden.
       
       Shell und die Öllobby sind wie ein Macho, der verzweifelt versucht, sein
       veraltetes Frauenbild weiterhin salonfähig zu halten. Die Frage ist nicht,
       ob das Zeitalter der fossilen Energieträger zu Ende geht, sondern wann. Mit
       Werbespots wie diesem versuchen Ölkonzerne wie Shell ihr aus der Zeit
       gefallenes Geschäftsmodell am Leben zu halten.
       
       Dass Erneuerbare nicht konstant einspeisen, ist übrigens kein Argument
       gegen 100 Prozent erneuerbare Energien. Alessandro Volta hat die Batterie
       schließlich bereits um 1800 erfunden. Erneuerbare Energien sind damit
       ebenso wenig abhängig von fossilen Energieträgern wie Frauen von Männern.
       
       Und auf Dauer kann die Beziehung ohnehin nicht gutgehen. Denn wer sich
       Shell ansieht, weiß, dass Mr. Erdgas viel lieber mit seinen Kumpels Kohle
       und Erdöl abhängt als mit erneuerbaren Energien.
       
       Die NGO Observatório do Clima hat offenbar ein anderes Frauenbild: [2][In
       einem Antwortvideo] geht die Beziehung mit Herrn Erdgas nicht gut und
       Erneuerbaren Energien werden selbstständig.
       
       9 Dec 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=C6L2WA3ble8
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=4-EFhGp3OSU
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Sieber
 (DIR) Anna Pérez Català
       
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