# taz.de -- Sturmwarnung: Evakuierung aus dem Zelt: Bremen bringt Flüchtlinge in Sicherheit
       
       > Wegen des Sturms werden Flüchtlinge in Bremen aus Zelten evakuiert und in
       > Schulen gebracht. Sportvereine wollen ihre Hallen wiederhaben.
       
 (IMG) Bild: Wegen des drohenden Sturms geräumt: Flüchtlingszelt in Bremen
       
       Bremen taz | In der zweiten Nacht in Folge müssen in Bremen knapp 1.400
       Flüchtlinge evakuiert werden. Sie sind in Zelten untergebracht, die bei dem
       angekündigten Sturm nicht sicher sind. Bereits von Dienstag auf Mittwoch
       waren die Frauen, Männer und Kinder in vier nahegelegen Schulen gebracht
       worden. In zwei Schulen war deswegen der Unterricht ausgefallen.
       
       In Hamburg hingegen mussten knapp 750 Menschen in Zelten in der
       Schnackenburgallee bleiben, die beheizt, aber nicht winterfest sind. Die
       Zelte seien verstärkt und extra Sicherheitspersonal zur Beobachtung
       abgestellt worden, sagte Susanne Schwendtke vom städtischen Unternehmen
       „Fördern und Wohnen“, das für die Flüchtlingsunterbringung zuständig ist.
       
       Bremen hingegen verweist darauf, dass die eingesetzten Großzelte laut
       Angaben der Hersteller nur bis Windstärke zehn ausgelegt seien – Sturmtief
       „Heini“ war mit Windböen der Stärke elf angekündigt und auch durch das Tief
       „Ivan“ könnte es in der Nacht zu Donnerstag wieder zu Orkanböen kommen. „Um
       die Sicherheit der Flüchtlinge nicht zu gefährden, bleibt uns gar nichts
       anderes übrig, als wieder zu evakuieren“, sagte Bremens Sozialsenatorin
       Anja Stahmann (Grüne).
       
       Am Dienstagabend hatten das THW und Soldaten in den Schulen spontan
       Feldbetten aufgestellt. An Bremens Gesamtschule Ost etwa schliefen fast 500
       Flüchtlinge in der Aula. Dicht an dicht standen die Betten, nur ein paar
       waren notdürftig durch Vorhänge abgetrennt. Einige Syrer, die an dem Abend
       vor der Schule standen und rauchten, sagten, sie seien froh, bei dem Regen
       nicht in den Zelten schlafen zu müssen. Auch zahlreiche Lehrer waren
       spontan gekommen um zu helfen.
       
       „Die Schule ist unser Baby“, sagte der Schulleiter. Zwar sei die Schule als
       Evakuierungsort eingetragen aber dennoch sei dies so noch nicht
       vorgekommen: Wie es eigentlich mit den Notausgängen aussieht, musste da
       geklärt werden, oder wer nachts der Ansprechpartner für die Flüchtlinge
       ist. Die Soldaten, die zunächst am Eingang standen, zogen gegen 23 Uhr ab,
       es blieb nur das Sicherheitspersonal.
       
       Dass am Mittwoch nicht mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler an der Aula
       vorbei zum Unterricht ziehen könnten, wo die Flüchtlinge ihr Nachtquartier
       haben, sei „auch eine Frage der Menschenwürde“, sagte der Schulleiter.
       
       Für Donnerstag hingegen teilte die Bildungsbehörde mit, dass der
       Schulbetrieb in Bremen wie geplant stattfinden solle, und „an einer Lösung
       für die Gesamtschule Ost“ gearbeitet werde.
       
       Sozialsenatorin Stahmann gerät indes wegen der prekären
       Unterbringungs-Situation weiter unter Druck. Auch 15 große Sporthallen sind
       in der Stadt mit Flüchtlingen belegt. Nun schlägt der Landessportbund
       Bremen (LSB) Alarm. Die Vereine hatten sich schon im Spätsommer dagegen
       gestemmt, ein Verein in Bremen-Buntentor sogar angeboten, mit seinen
       Mitgliedern einen leerstehenden Baumarkt zu renovieren, wenn dafür seine
       Halle für den Sport erhalten bleibt.
       
       Der LSB will nun, dass die Hallen wieder geräumt werden. Besonders kleinen
       Vereinen drohe ein Schwund der Mitglieder, wenn diese ihr Sportangebot
       überhaupt nicht anbieten könnten. Der LSB will von der Sozialsenatorin
       verbindliche Zusagen, etwa dazu, wie lange die Hallen noch belegt sein
       sollen.
       
       Bernd Schneider, Sprecher der Sozialsenatorin, sagte: „Unser Bestreben ist
       es, das nur so lange aufrecht zu erhalten, wie es zwingend erforderlich
       ist.“ Man arbeite „fieberhaft“ an besseren Lösungen als Zelten und
       Turnhallen.
       
       In Hamburg hingegen wurden Turnhallen bislang nicht belegt, dafür aber
       Baumärkte, in denen Flüchtlinge teils in schlimmen Zuständen leben müssen
       [1][(taz berichtete)]. Für knapp 1.700 Menschen, die zuvor in Zelten
       lebten, hat die Stadt in den letzten Wochen Holzhäuser im Schnellbau
       errichten lassen. 63 Menschen leben zudem in Bundeswehr-Zelten, die
       allerdings „winterfest“ sein sollen.
       
       19 Nov 2015
       
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