# taz.de -- Kommentar Prostituiertenschutzgesetz: Keiner denkt an die Frauen
       
       > Das Sexgewerbe soll transparenter und die Prostituierten sollen besser
       > geschützt werden. Tatsächlich verfolgt die Politik eigene Interessen.
       
 (IMG) Bild: Arbeitsplatz Bordell, hier eines in Freiburg.
       
       Unabhängig davon, ob jemand dafür oder dagegen ist: Prostitution ist kein
       Beruf wieder andere auch. Und demzufolge ist sie auch kein Gewerbe wie
       jedes andere auch. Wer versucht, das Sexgeschäft wie eine Currywurstbude zu
       behandeln – beispielsweise durch gesetzliche Regulierungen – kann nur
       scheitern. Es sei denn, Prostitution wird, so wie in Schweden, komplett
       verboten in Deutschland.
       
       Das will angeblich niemand. Das Sexgewerbe soll durch das geplante
       Prostituiertenschutzgesetz lediglich transparenter und justierbarer werden,
       so heißt es zumindest vollmundig. Durch die Anmeldepflicht erhofft man sich
       unter anderem valide Zahlen darüber, wie viele Frauen und Männer nun
       tatsächlich ihren Körper verkaufen. Ist das realistisch?
       
       Ganz klar: Nein. Eben weil Sex gegen Geld heute noch immer schambesetzt und
       stigmatisiert ist. Das betrifft in erster Linie die SexarbeiterInnen. Aber
       ebenso jene Menschen, die sich Sex kaufen. Die einen gelten als moralisch
       nicht integer und zwielichtige Personen. Die anderen als arme Würstchen,
       die keine oder keinen abgekriegt haben oder zu Hause nicht richtig
       „bedient“ werden.
       
       Solange solche Vorurteile grassieren, wird es nie ernsthafte Ergebnisse
       über das Rotlichtmilieu geben. Nirgendwo wird so viel gelogen und so heftig
       verschwiegen und aufgetrumpft wie beim Sex. Ohne seriöse Zahlen aber dürfte
       es schwierig sein, irgendein Gesetz zu schaffen, das alle Beteiligten
       gerecht behandelt.
       
       Machen wir uns nichts vor: In der SPD, die sich bei der Prostitution
       liberaler gibt, finden sich ebenso Hardliner wie in den Reihen der Union,
       die am liebsten das schwedische Modell durchsetzen würde. Das wiederum ist
       genauso verlogen, weil man davon ausgehen kann, dass der eine oder andere
       CDU- und CSU-Abgeordnete schon mal für Sex bezahlt hat.
       
       Denkt jemand ernsthaft an die Frauen? Das darf bezweifelt werden. Auch wenn
       alle Parteien davon reden.
       
       8 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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