# taz.de -- Protest gegen Handelsabkommen TTIP: Wie einst im Bonner Hofgarten
       
       > Dutzende Organisationen rufen zur Demo gegen TTIP am 10. Oktober in
       > Berlin auf. Die Terminwahl sei aber ein historischer Zufall, betonen sie.
       
 (IMG) Bild: An der Tür eines Bauernhofs in Haina, Thüringen, hängt ein Plakat der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Gentechnik
       
       Berlin taz | Ausgerechnet am 10. Oktober wollen GegnerInnen der
       Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP und Ceta in Berlin eine
       Großdemonstration gegen die Übereinkünfte veranstalten. Vor 34 Jahren fand
       an diesem Tag in Bonn die legendäre Friedensdemonstration mit
       Hunderttausenden TeilnehmerInnen statt – Auftakt der größten Protestwelle
       in der Geschichte der alten Bundesrepublik.
       
       Die Terminwahl sei ein „historischer Zufall“, sagt Jörn Alexander, Sprecher
       des Veranstalterkreises, zu dem mehr als 30 Organisationen wie Attac,
       Gewerkschaften, Naturschutz- und Bürgerrechtsverbände gehören. Die
       VeranstalterInnen haben sich für diesen Termin entschieden, weil kurz
       vorher die Unterschriftensammlung der europäischen Bürgerinitiative „Stopp
       TTIP“ endet. Die hat bislang europaweit 2,5 Millionen MitstreiterInnen
       gewonnen.
       
       Mehr als 50.000 Protestierende erwarten die Demo-VeranstalterInnen, fünf
       Sonderzüge und Hunderte Busse sind geordert. Sie fordern ein Ende der
       Gespräche zwischen der EU und den USA über TTIP, das mit Kanada bereits zu
       Ende verhandelte Abkommen Ceta solle nicht ratifiziert werden. Das Bündnis
       kritisiert unter anderem die in Ceta vorgesehenen privaten Schiedsgerichte,
       die Unternehmen Schadenersatzklagen gegen staatliche Vorgaben ermöglichen.
       Bei TTIP ist offen, ob und welche Schiedsgerichte es geben wird – ein
       Erfolg der Protestbewegung.
       
       Es gehe gegen „die Dominanz der Ökonomie über den politischen Willen der
       Völker und Regierungen“, sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel von „Brot für die
       Welt“. Entwicklungs- und Schwellenländer müssten durch TTIP
       Einkommensverluste von mindestens 2 Prozent verkraften, sagte sie. Statt
       aus Brasilien würde die EU etwa Orangensaft aus Florida importieren, weil
       der billiger würde.
       
       ## Auch viele SPD-Mitglieder sind gegen TTIP
       
       Die Gewerkschaften hatten im vergangenen Herbst mit
       Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ein gemeinsames Papier zu
       TTIP verfasst. Jetzt sind sie Teil der Bewegung gegen das Abkommen. In dem
       Papier mit Gabriel seien klare Anforderungen formuliert worden, sagte
       Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds. „Die
       sehen wir als nicht eingehalten an.“ Die Gewerkschaften fürchten, dass
       Arbeitnehmerrechte zu Handelshemmnissen erklärt und damit unterlaufen
       werden.
       
       Fraglich ist, wie sich die SPD zu der Demonstration positionieren wird.
       Viele GenossInnen sehen im Gegensatz zu Parteichef Gabriel TTIP und Ceta
       sehr kritisch. Bislang unterstützen die Linkspartei, die Grünen, die
       Piraten, die ÖDP und die SPD-Nachwuchstruppe, Jusos, die Demonstration. Die
       VeranstalterInnen erwarten, dass noch etliche SPD-Ortsvereine und andere
       Parteiteile hinzu kommen.
       
       26 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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