# taz.de -- Kommentar Attackierte Flüchtlingsheime: Eine übergreifende Strategie
       
       > In der letzten Zeit wurden vermehrt Anschläge auf geplante Unterkünfte
       > für Asylsuchende verübt. Die rechte Szene feiert den Hass.
       
 (IMG) Bild: Der Fall Reichertshofen, Bayern: In der Nacht zum 16. Juli wurde ein Brandanschlag auf das geplante Flüchtlingsheim verübt
       
       [1][Reichertshofen] und [2][Meißen]. [3][Limburgerhof] und [4][Tröglitz].
       [5][Lübeck] und [6][Zossen]. [7][Vorra] und [8][Escheburg].
       [9][Remchingen]. All diese Städte und Gemeinden haben eins gemein: Noch
       bevor Menschen dort Schutz vor Krieg, Verfolgung und Not finden konnten,
       wurden die geplanten Unterkünfte angezündet oder beschädigt. Eine neue
       Nichtwillkommenskultur, die die rechtsextreme Szene feiert und befeuert:
       Die „Schmerzgrenze“ sei erreicht, „die Deutschen“ würden erwachen.
       
       In den vergangenen Monaten fand die neue Aktionsform immer mehr Zuspruch.
       Warum erst auf „die Asylbetrüger“, „die Kriminellen“ und
       „Sozialsystemschmarotzer“ warten? Warum nicht gleich ihre Ankunft
       verhindern? „Wann, wenn nicht vorzeitig, wann, wenn nicht sofort“ scheint
       vorzuherrschen, wenn bekannt wird, wo eine Unterbringung geplant ist.
       Selbst wenn die Nutzung nur verzögert wird, ein Zeichen ist gesetzt – gegen
       die einzelnen Flüchtlinge und Asylsuchenden und die gesamte Flüchtlings-
       und Einwanderungspolitik.
       
       Im Internet weist die Szene von NPD bis „Der Dritte Weg“ schon länger auf
       unterschiedliche Weise auf bestehende Flüchtlingsunterkünfte oder geplante
       Unterbringungsorte hin. Denn die neue Aktionsform löst nicht die alte
       Aktionsform ab. Seit Monaten greifen „Unbekannte“ vermehrt Unterkünfte an,
       in denen Menschen untergebracht sind. [10][In Böhlen schossen Täter auf
       eine Flüchtlingsunterkunft].
       
       Mit den militanten Aktionen offenbart die Szene aber auch, dass es für sie
       kein Widerspruch ist, zugleich mehr kommunale Akzeptanz zu suchen. In ihrer
       Strategie geht das Aufgreifen von sozialen Themen mit den Angriffen auf die
       ausgemachten Feinde einher. Um einen Anschlag zu verüben, muss man aber
       kein geschlossenes rechtsextremes Weltbild haben; die gewöhnlichen
       rassistischen Vorstellungen genügen. [11][In Escheburg zündete ein biederer
       Steuerbeamter die geplante Unterkunft an]. Die „Ja, aber“-Rassisten könnten
       auch andernorts gezündelt haben.
       
       19 Jul 2015
       
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 (DIR) Andreas Speit
       
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