# taz.de -- Merkel trifft geflüchtetes Mädchen: Heult doch!
       
       > Ein freundliches Mädchen fordert Angela Merkel heraus. Die Botschaft der
       > Kanzlerin: Wir schieben Dich ab. Selten ist Politik so ehrlich.
       
 (IMG) Bild: Angela Merkel in Rostock: Da lacht sie noch.
       
       Streicheln, das wird ja gemeinhin unterschätzt. [1][Angela Merkel hat ein
       Mädchen gestreichelt.] Allerdings: Es war nun wahrlich kein Akt der Liebe,
       es war nur ein Akt der Verzweiflung. Was die deutsche Bundeskanzlerin dem
       Mädchen mit anderen Worten zuvor gesagt hat, war: „Wir schieben dich ab.“
       
       So hart kann Politik sein und eines muss der Kanzlerin hoch angerechnet
       werden: Dass sie dies erstens selbst gesagt hat – und dass sie, zweitens,
       direkt im Anschluss veranschaulicht hat, wie hart diese Politik auch
       wirklich ist. Ein Schulmädchen hatte Merkel im Rahmen einer sogenannten
       Dialog-Offensive der Bundeskanzlerin (Motto: [2][“Gut leben in
       Deutschland“]) zuvor auf ihre eigene Situation hingewiesen.
       
       In perfektem Deutsch hatte das Mädchen, das offenbar von der Abschiebung
       bedroht ist, von ihren Zielen und Träumen erzählt und dass sie so gern
       später studieren würde. „Es ist unangenehm zuzusehen, wie andere das Leben
       genießen können und man es selber nicht mitgenießen kann“, sagte sie. Es
       war zum Dahinschmelzen.
       
       Angela Merkel antwortete – bis das Mädchen weinte. Denn die Botschaft der
       Kanzlerin lautete: „Was wäre denn, wenn plötzlich alle kämen? Wir haben
       hier keinen Platz für Euch.“
       
       Das hat sie so nicht gesagt, aber sie hat es, für jeden nachvollziehbar, so
       gemeint. Dieser Ausdruckstanz, der für ein Deutschland steht, für das wir
       uns schämen sollten, war ebenso ehrlich wie abscheulich. „Gut leben in
       Deutschland? Nur Du nicht.“
       
       Angela Merkel sagte dann noch einen bemerkenswerten Satz: „Deshalb möchte
       ich sie trotzdem einmal streicheln.“ Das ließe sich natürlich kommentieren,
       aber wahr ist: Es steht so sehr für sich, dass es traurig macht. Mehr hat
       dieses schäbige Land nicht zu bieten. Danke dafür!
       
       16 Jul 2015
       
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