# taz.de -- Kommentar: Pflüger schrumpft sich klein
       
       > Für CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger war Tempelhof der Privatjet zum
       > Erfolg. Nun muss er wieder zu Fuß gehen. Das fällt im offensichtlich
       > schwer.
       
 (IMG) Bild: Tolle Kulisse: Historische Flieger in Tempelhof bei Dreharbieten für den Stauffenber-Film mit Tom Cruise im Juli 2007
       
       Untergehen ist schlimm. Kaum jemand bleibt dabei gelassen. Die einen
       leugnen bis zur letzten Minute den Fakt, dass das Wasser steigt. Die
       anderen schlagen hilflos um sich. Manche machen gar beides. Nur so sind die
       Reaktionen von Friedbert Pflüger auf das Debakel der Tempelhoffans beim
       Volksentscheid zu erklären. Pflüger geht die Luft aus.
       
       Kein Wunder. Der CDU-Fraktionsvorsitzende hat alles auf diese eine Karte
       gesetzt. Er hat sich an die Spitze der Flughafen-Nostalgiker gestellt und
       das als zeitgemäßen Schritt in die Zukunft zu verkaufen versucht. Er hat im
       Einklang mit der Managerelite die Volksseele mit Populismus angeheizt, um
       exakt zwei Ziele zu erreichen: Er wollte den scheinbar unanfechtbaren Klaus
       Wowereit in die Bredouille bringen - und selbst in den Herzen der Berliner
       landen. Tempelhof war für den schwarzen Pflüger der Privatjet zum Erfolg im
       roten Berlin. Nun muss er wieder zu Fuß gehen.
       
       Dabei hat er offensichtlich Gewöhnungsschwierigkeiten. "Wir haben
       gewonnen!", ruft Pflüger und fordert - als wäre nichts gewesen - den
       Weiterbetrieb von Tempelhof. Fast könnte man den armen Mann bedauern, wenn
       man nicht davon ausgehen müsste, dass wenigstens Politiker die Logik von
       Volksentscheiden verstanden haben sollten. Danach ist die Mehrheit der
       abgegebenen Stimmen zweitrangig. Sie zählt erst, wenn eine
       Mindestbeteiligung erreicht wurde. Die haben die Tempelhoffans verfehlt.
       Deutlich verfehlt. Und somit verloren. Ver! Lo! Ren!
       
       Damit das keiner merkt, versucht Pflüger, die Hürde für seinen Erfolg
       nachträglich zu senken. Nun will nicht mal er daran geglaubt haben, das
       Quorum zu knacken. Um seine Niederlage zu verschleiern, gibt er zu, nie mit
       einem Sieg gerechnet zu haben. Kleiner kann sich kein Politiker selbst
       machen.
       
       ## inland SEITE 7, berlin SEITE 22, 23
       
       29 Apr 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gereon Asmuth
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Mehr Demokratie nach Tempelhof: "Die CDU ist selbst Schuld"
       
       Das Quorum bei Volksentscheiden muss weg, sagt Michael Efler von "Mehr
       Demokratie". Unterstützung erhofft er sich ausgerechnet von der CDU.
       
 (DIR) Tempelhofs Zukunft: Sinkflug und Neustart
       
       Nach dem Volksentscheid ist klar: Der Flughafen Tempelhof bereitet sich auf
       die letzte Landung am 30. Oktober 2008 vor. Und mögliche Nachnutzer wie das
       Filmstudio Babelsberg stehen bereit.
       
 (DIR) Das nächste Volksbegehren: Himmel oder Erde
       
       Thema des nächsten Volksentscheids dürfte das Schulfach Religion sein. Das
       Volksbegehren dazu startet im Herbst.
       
 (DIR) Tempelhof und die CDU: Pflügers Bauchlandung
       
       Nach der Niederlage beim Volksentscheid erntet der CDU-Fraktionschef
       heftige Kritik. Die Linkspartei macht ihn für eine neue Ost-West-Spaltung
       verantwortlich. Schwarz-Grün rückt in weite Ferne.
       
 (DIR) Volksentscheid: Sieg für direkte Demokratie
       
       Kommentar
       
 (DIR) Volksentscheid in Berlin: Das Volk schließt Tempelhof
       
       Nur 530.000 Jasager: Der Volksentscheid über den Flughafen Tempelhof
       scheitert am nötigen Quorum. Die Debatte über die Zukunft der Airports wird
       dennoch nicht abreißen: Beide Seiten sehen sich als Sieger
       
 (DIR) Kommentar: Wowereit muss dazulernen
       
       Den Volksentscheid zum Flughafen Tempelhof ist gescheitert. Aber Berlins
       Regierender Bürgermeister hat dennoch verloren.
       
 (DIR) Volksentscheid über den CDU-Fraktionsvorsitzenden: Der Tief-Pflüger
       
       Der CDU-Fraktionschef steckt in der Klemme: Das Volksbegehren zum Flughafen
       Tempelhof spricht vor allem Stammwähler an. Doch Pflügers Karriere droht
       abzustürzen, bringt er die Partei nicht auf liberalen Kurs.