# taz.de -- Interview zur Lage Georgiens: "Es gibt viel Unterstützung"
       
       > m Kaukasus-Krieg entscheidet sich mehr als die Zukunft Georgiens, sagt
       > die georgische Politikerin Nino Burdschanadse. Es geht um eine neue
       > Weltordnung.
       
       taz: Frau Burdschanadse, was will Russland? 
       
       Nino Burdschanadse: Russland versucht, Georgien in seinem Machtbereich zu
       behalten, und missbraucht dazu die Konflikte um Südossetien und Abchasien.
       Es geht Russland nicht um Frieden. In ganz Georgien wurden Dörfer und
       Städte angegriffen. Wir sind Zeugen eines Kampfes um die politische Zukunft
       unseres Landes.
       
       Der Konflikt ist eskaliert, als die georgische Armee vergangene Woche die
       südossetische Hauptstadt Zchinwali angriff. War diese Attacke ein Fehler? 
       
       Das ist im Moment schwer zu sagen. Es ist offensichtlich, dass Zchinwali
       Georgien provoziert hat. In den Tagen zuvor wurden georgische Dörfer
       beschossen. Eine andere Frage ist aber, ob es möglich gewesen wäre, ruhig
       zu bleiben. Ob der Angriff korrekt war oder eine Überreaktion, werden wir
       diskutieren müssen, aber erst wenn die russischen Truppen Georgien
       verlassen haben.
       
       Wünschen Sie sich mehr Unterstützung aus dem Westen? 
       
       Wir erhalten viel Unterstützung. In der ganzen Welt wird verstanden: Es
       geht hier nicht nur um ein georgisch-russisches Problem, es geht um eine
       neue Weltordnung. Wie soll diese aussehen? Soll das Gesetz herrschen oder
       das Gesetz des Stärkeren?
       
       Manche Beobachter vermuten, dass dieser Krieg das politische System in
       Georgien komplett umkrempeln wird inklusive der geopolitischen Ausrichtung
       des Landes. Sind solche Befürchtungen begründet? 
       
       Nein, Georgiens Kurs nach Westen ist unverrückbar. Er entspricht nicht
       einfach nur dem Willen der Staatsführung, es ist der Willen des georgischen
       Volkes. Politische Schwierigkeiten wird es aber bestimmt geben.
       
       Sie waren lange Jahre Vorsitzende des georgischen Parlaments. Warum haben
       Sie sich aus der Politik zurückgezogen - und was sind Ihre Pläne? 
       
       Ich hatte einige Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten. Ich habe
       eine rationalere Politik gefordert. Wenn ich jetzt zurückschaue, denke ich,
       dass ich in vielem richtig lag.
       
       Haben diese Meinungsverschiedenheiten mit Michail Saakaschwili auch den
       Umgang mit Abchasien und Südossetien betroffen? 
       
       Ja. Ich habe davor gewarnt, dass Russland handeln wird, wenn es zu einer
       Militäraktion kommt. Es war für mich zwar nicht vorstellbar, dass die
       Russen so weit gehen werden. Aber dass sie eine negative Rolle spielen
       werden, war klar.
       
       Heißt das, dass es in der georgischen Führung Leute gab, die nicht mit
       einem Eingreifen Russlands rechneten? 
       
       Ja, eine solche Meinung gab es.
       
       15 Aug 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Nauer
       
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