# taz.de -- Kommentar Nahost-Konflikt: Mit voller Kraft gegen Hamas
> Israels Militärschlag gegen die Hamas bestraft nicht nur deren Verhalten.
> Vielmehr versucht Verteidigungsminister Barak im Wahlkampf mit harter
> Linie gegen Islamistenherrschaft zu punkten.
(IMG) Bild: Palästinenserpräsident Abbas wirft der Hamas vor, Israel den Vorwand für den Angriff geliefert zu haben.
Der israelische Militärschlag gegen die Hamas im Gazastreifen ist gewaltig.
Und er trägt die Handschrift von Israels Verteidigungsminister Ehud Barak.
Keine Rücksicht, keine Gnade. So ist er in seiner militär-politischen
Karriere noch immer mit den Palästinensern umgesprungen, wenn er sie denn
zum Feind erklärt hat. Die Zahl der zivilen Opfer unter den Palästinensern
gehört zum Kalkül erbarmungsloser militärischer Abschreckung. Die
Aufkündigung der Waffenruhe durch die Hamas und die ebenso sinn- wie
wirkungslosen Einschläge der Katjuscha-Raketen dienen dabei nur als
Vorwand, um ein mittelfristig bedeutenderes Ziel zu erreichen, die
Beendigung der Islamistenherrschaft im Gazastreifen, das Ende von Hamastan.
Im israelischen Wahlkampf dürfte Barak damit punkten.
Seit dem Militärputsch der Hamas im Sommer 2006 haben Israel, die
Europäische Union und die USA darauf gesetzt, die Islamistentruppe durch
Isolierung, Abriegelung und Aushungern des gesamten Gazastreifens in die
Knie zu zwingen. Das ist nicht gelungen. Auch eine Wiedereroberung der
Macht in dem größten Freiluftgefängnis der Welt durch eine
wiederaufgerüstete Fatah-Truppe als innerpalästinensischem Gegenspieler der
Hamas hat sich als Illusion erwiesen. Von daher war spätestens seit
Jahresbeginn klar, dass nur die israelische Armee den Sturz einer politisch
und militärisch gefestigten Hamas-Herrschaft bewerkstelligen konnte. Dazu
ist sie jetzt angetreten. Mit voller Feuerkraft.
Israel kann sich bei seiner Militäroffensive auf die offene Rückendeckung
aus den USA und eine inoffizielle seitens der EU verlassen. Auch die
arabischen Staaten, die sich erst am Mittwoch mit dem Thema befassen
wollen, signalisieren nur bedingte Alarmbereitschaft. Eine militärisch
gestutzte Hamas und ein in Chaos und Elend versunkener Gazastreifen könnten
auf Jahresfrist den Weg für Neuwahlen freimachen, die die politisch
genehmere Fatah an die Macht zurückbringt. Und die absurde Existenz zweier
palästinensischer Mini-Staaten in einem geteilten und besetzten Land
beenden. Das würde auch der kommenden US-Regierung unter Barack Obama eine
neue Nahostinitiative erheblich erleichtern. Den Preis für dieses Kalkül
zahlen die Palästinenser im Gazastreifen mit ihrem Blut.
28 Dec 2008
## AUTOREN
(DIR) Georg Baltissen
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