# taz.de -- Senat hält die Hand auf: Offenes Tor für Sponsoren
       
       > Bildungssenator Zöllner profitiert am meisten von privaten Sponsoren. Er
       > erhält rund zwei Drittel aller Gelder, die an den Senat fließen.
       > Transparency International kritisiert Lücken im Bericht.
       
 (IMG) Bild: Der Stromkonzern Vattenfall sponsort mit jährlich rund 240.000 Euro die Pflege und Instandhaltung des Brandenburger Tores
       
       Der Sponsoringkönig Berlins heißt Jürgen Zöllner: Niemand schafft es auch
       nur annähernd so gut wie der SPD-Bildungssenator, Spenden von Unternehmen
       und Privatleuten zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben zu erhalten. Im
       erstmals erstellten Sponsoringbericht des Senats sind 13 Sponsorings mit
       insgesamt 1,12 Millionen Euro aufgelistet - und rund zwei Drittel dieser
       Summe flossen an die Bildungsverwaltung. Auf den Plätzen folgen die
       Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) mit
       246.000 Euro und die Wirtschaftsverwaltung von Harald Wolf (Linke) mit
       120.000 Euro. Der Senat war vom Abgeordnetenhaus verpflichtet worden, in
       einem zweijährlichen Bericht alle Sponsoren ab einer Spende von 5.000 Euro
       aufzulisten.
       
       Zu den größten Gönnern Zöllners gehört Microsoft. Der Konzern spendierte
       für rund 120.000 Euro seine Software Vista und Office. Die Programme sind
       bei den zwölf Medienkompetenzzentren der Bezirke installiert, die
       Jugendeinrichtungen beraten und vernetzen. Die gleiche Software wird auch
       bei der Weiterbildung von Grundschul- und Kita-Erziehern eingesetzt. Der
       Grünen-Abgeordnete Thomas Birk kann es nicht fassen: "Microsoft macht das
       ja nicht ohne Hintergedanken: Die wollen Einfluss nehmen, um bei der
       Softwarestrategie für die Verwaltung berücksichtigt zu werden", vermutet
       er. Zudem diene die Spende dem Zweck, dass die Jüngsten bereits an
       Microsoft gewöhnt werden - und dann später auch zu diesem Programm greifen.
       Das Unternehmen war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
       Zöllners Sprecher Kenneth Frisse sagt, Sponsoring gebe es nur dann, wenn
       "die Vorteile der Sponsorenschaft mögliche Nachteile deutlich überwiegen".
       
       Den Spitzenplatz Zöllners erklärt er wie folgt: "Die Förderung der Bildung
       von jungen Menschen ist für viele Sponsoren ein interessantes, weil für die
       Gesellschaft entscheidendes Motiv." Teilweise frage die Verwaltung bei
       Sponsoren an, teilweise würden die sich von selbst melden.
       
       Eine der größten Einzelspenden kommt mit rund 240.000 Euro vom Stromkonzern
       Vattenfall und geht an die Senatskanzlei Wowereits. Der Betrag fließt
       jährlich, bezahlt wird damit die Instandhaltung und Pflege des
       Brandenburger Tors. Die Anfrage dazu sei vom Senat gekommen, so
       Vattenfall-Sprecher Hannes Hönemann. Das Unternehmen habe zugesagt, "weil
       wir uns hier in Berlin engagieren, weil wir hier der Energieversorger
       sind". Man sponsere auch Vereine. Im Gegenzug wird Vattenfall auf
       Bodenplatten und Stelltafeln genannt.
       
       Vattenfall ist bei seinem Geschäft mehr als andere Unternehmen auf die
       Landespolitik angewiesen. Sollte diese Politik mit Geld beeinflusst werden?
       Quatsch, meint Hönemann. Man wolle damit ein Wahrzeichen erhalten. Das sei
       "völlig unabhängig davon, wer gerade Berlin regiert". Auch die
       Senatskanzlei "begrüßt den Beitrag Vattenfalls als wichtigen Beitrag für
       die Pflege und den Erhalt eines nationalen Symbols", so Senatssprecher
       Günter Kolodziej. "Ein Problem sehe ich da wirklich nicht."
       
       Weitere Großspender: Audi übernahm für rund 120.000 Euro die Finanzierung
       der Eröffnungsveranstaltung der Unternehmermesse Degut. IBM stellte für
       200.000 Euro Computer in Kindertagesstätten auf. Intel zahlt rund 40.000
       bis 60.000 Euro für eine schulinterne Lehrerfortbildung.
       
       Der Bericht ist allerdings unvollständig. Es fehlen etwa die Sponsoren von
       Wowereits Hoffest im Roten Rathaus. Die Senatskanzlei hatte die Berlin
       Partner GmbH damit beauftragt, die Sponsoren zu suchen. [1][Da das Geld
       nicht direkt an die Senatskanzlei fließt, wird auch nicht veröffentlicht,
       wer wie viel gegeben hat.] "Das ist eine typische Umgehung", findet Jochen
       Bäumel von der Antikorruptionsorganisation Transparency International. "Das
       ist genau das, was Politikverdrossenheit hervorruft und die Glaubwürdigkeit
       von Politik untergräbt. Ein skandalöser Vorgang." Ob weitere Verwaltungen
       die Transparenzpflicht umgehen, ist nicht bekannt.
       
       Korrektur: In Artikel hieß es zuerst, in dem Sponsoring-Bericht sei auch
       ein Fehler enthalten. In dem Bericht sei der Eigentümer der
       Unternehmensgruppe Gegenbauer mit einer Spende von 300.000 Euro für ein
       Sommercamp für Hauptschüler genannt, obwohl tatsächlich nur 100.000 von ihm
       kamen und der Rest von der Stiftung der Deutschen Kreditbank und von der
       Beck'schen Stiftung. Richtig ist: Im Jahr 2008, auf den sich der Bericht
       bezieht, kamen die 300.000 Euro von Gebauer. Der Sponsoringbericht ist
       daher korrekt. Erst im Jahr 2009 wurde die Summe zwischen den drei
       Sponsoren aufgeteilt. Mehr Informationen zur Entstehung der fehlerhaften
       Berichterstattung stehen in [2][diesem Blogbeitrag]. HEI
       
       30 Jul 2009
       
       ## LINKS
       
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