# taz.de -- Korruptionsbeauftragter kritisiert Sponsoringbericht: "Ein Anschein der Käuflichkeit"
       
       > Die Unternehmen, die das Hoffest im Roten Rathaus fördern, werden nicht
       > im Sponsoringbericht des Senats genannt. Staatsanwalt Fätkinhäuer,
       > Berlins oberster Korruptionsjäger, fordert völlige Transparenz.
       
 (IMG) Bild: Rotes Rathaus
       
       taz: Herr Fätkinhäuer, ist es nicht super, wenn sich Unternehmen für das
       Gemeinwohl engagieren, indem sie als Sponsor für den Senat auftreten? 
       
       Hans Jürgen Fätkinhäuer: Das ist grundsätzlich sozial erwünscht und
       unproblematisch - falls der Sponsor nicht eigentlich etwas ganz anderes
       damit erreichen will.
       
       Was denn? 
       
       Er erwartet möglicherweise, dass ihm die Verwaltung an anderer Stelle
       entgegenkommt. So ein sponsoringfremder Hintergedanke wäre eine sachwidrige
       - und damit strafbare - Kopplung. Sponsoring und Bestechung sind sich
       strukturell ähnlich. In beiden Fällen wird zum Beispiel eine Vereinbarung
       über einen geldwerten Vorteil getroffen. Daher entsteht bei Sponsoring der
       Anschein der Käuflichkeit der Verwaltung. Das gilt es zu vermeiden.
       
       Und wie? 
       
       Mit Transparenz. Wenn die Fakten etwa in einem Sponsoringbericht genannt
       werden, kann jedes Geschäft von der Öffentlichkeit überprüft werden. Wer
       bestechen will, scheut in der Regel die Öffentlichkeit wie der Teufel das
       Weihwasser. Was nicht in so einem Bericht auftaucht, hat einen
       Beigeschmack. Wer dagegen als seriöser Sponsor nur die Allgemeinheit
       fördern will und auf Werbewirkung hofft, der müsste sich über die Nennung
       in einem Sponsoringbericht freuen.
       
       Warum ist es wichtig, nicht nur die Namen der Sponsoren bekannt zu geben,
       sondern auch die Höhe der Spende? 
       
       Ein Beispiel: Vor einiger Zeit konnte man lesen, dass das
       Verteidigungsministerium sich ein Fest von Rüstungsfirmen sponsern ließ. Da
       stellen sich einem als Korruptionsbekämpfer die Nackenhaare auf. Doch dann
       hat sich gezeigt, dass die Geldbeträge - verglichen mit den Auftragssummen
       - verschwindend gering waren. Dadurch hat sich der erste böse Anschein
       relativiert.
       
       Aber gehört die Höhe eines Sponsorings nicht zu den besonders
       schützenswerten Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen eines Unternehmens? 
       
       Wenn man das als Sponsor so sieht, dann sollte man sponsern, wen immer man
       will - aber nicht die öffentliche Verwaltung. Bei der ist nach meiner
       Bewertung das Recht der Öffentlichkeit auf Transparenz höher als der
       Geheimhaltungswunsch der Sponsoren.
       
       Aber könnte die Transparenz nicht Sponsoren abschrecken und auf diese Weise
       zu einer stärkeren Belastung der Steuerzahler führen? 
       
       Das müssten wir hinnehmen. Das ist mir der Schutz der öffentlichen
       Verwaltung wert. Es ist ja auch noch nicht so lange her, da hat der Staat
       sein Handeln noch allein aus seinem eigenen Haushalt bezahlt. Das ist die
       sauberste Lösung gegen Korruption. Aber der Geist des Sponsoring ist aus
       der Flasche, das lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Jetzt kommt es
       darauf an, den Geist wenigstens zu zähmen.
       
       Welchen Sinn ergibt ein Sponsoringbericht, wenn einzelne Sponsorings darin
       nicht auftauchen? 
       
       Die Frage beantwortet sich - glaube ich - von selbst.
       
       13 Jul 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Heiser
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Senat hält die Hand auf: Offenes Tor für Sponsoren
       
       Bildungssenator Zöllner profitiert am meisten von privaten Sponsoren. Er
       erhält rund zwei Drittel aller Gelder, die an den Senat fließen.
       Transparency International kritisiert Lücken im Bericht.
       
 (DIR) Sponsoren bleiben unbekannt: Wowereits fragwürdige Feier
       
       Die Senatskanzlei verrät nicht, welche Firma wie viel für Wowereits Hoffest
       spendiert. Sie brüskiert das Parlament, das einen Sponsoringbericht
       gefordert hat.