# taz.de -- Datenschützer Weichert über ELENA: "Zu 90 Prozent nicht benötigt"
       
       > Der Datenschützer Thilo Weichert rät von großen Datensammlungen ab. Sie
       > werden nur selten benötigt und können nicht sicher aufbewahrt werden.
       > Deshalb rät er, sie lieber ganz sein zu lassen.
       
 (IMG) Bild: Abgestempelt und einkategorisiert: Der Arbeitnehmer von heute.
       
       taz: Herr Weichert, was haben Sie dagegen, wenn bürokratische Abläufe mit
       "Elena" erleichtert werden? 
       
       Thilo Weichert: Da werden zentral sensible Daten auf Vorrat gespeichert,
       die zu über 90 Prozent nicht benötigt werden.
       
       Na dann ist doch alles halb so schlimm. 
       
       Nicht benötigt heißt ja nicht, dass die Daten nicht verwendet werden.
       Begehrlichkeiten gibt es zuhauf: Polizei, Finanzämter, Krankenkassen,
       private Stellen. Gesammelt werden ja alle einkommensrelevanten Daten der
       gesamten abhängig beschäftigten Bevölkerung. Es ist absolut fraglich, ob
       diese Angaben je gebraucht werden. Das ist das Speichern nicht benötigter
       Daten auf Verdacht - also Vorratsdatenspeicherung.
       
       Dafür kommt man aber auch nur dann an die Daten heran, wenn der Betroffene
       seine Elena-Karte mit einer speziellen Signatur vorlegt. Mit diesem
       Schlüssel-Schloss-Prinzip kommt also niemand anderes an seine Daten dran,
       oder? 
       
       Das wird immer suggeriert, ist aber falsch. Schlüssel-Schloss-Prinzip
       bedeutet, dass die Datensätze individuell für jeden Bürger verschlüsselt
       sind und nur mithilfe seiner Karte geöffnet und lesbar gemacht werden
       können. Bei Elena ist das aber anders.
       
       Und wie? 
       
       Alle Daten sind gleich verschlüsselt. Die Elena-Karte mit ihrer Signatur
       dient lediglich der Autorisierung - sie ist kein Schlüssel, sondern eher
       wie ein persönliches Siegel, mit dem man anzeigt, dass man den Zugang zu
       den Daten erlaubt. Technisch könnte die Sammelstelle aber jederzeit auf die
       Daten zugreifen.
       
       Erlaubt ist das aber nicht. 
       
       Ja, aber Gesetze können geändert werden, und vorhandene Datensätze wie
       beispielsweise auch die Mautdaten wecken regelmäßig die Begehrlichkeiten
       der Sicherheitspolitiker. Und außerdem kann Recht auch gebrochen werden -
       von den Behörden selbst, aber auch von anderen.
       
       Sie fürchten einen Hackerangriff? 
       
       Große Datensammlungen erzeugen immer große Begehrlichkeiten. Überlegen Sie,
       was ein ausländischer Geheimdienst mit diesen Daten anfangen könnte oder
       wie attraktiv die Einkommensdaten eines ganzen Landes für ein
       Gangstersyndikat sind. Und es ist natürlich einfacher, einmal eine
       Verschlüsselung zu knacken und dann den Zugriff auf einen großen Pool zu
       haben, als jeden Datensatz einzeln entschlüsseln zu müssen.
       
       Ist das nicht etwas paranoid? 
       
       Warum? Hacker haben schon in den Achtzigerjahren angeblich sichere Systeme
       geknackt, das geht heute eher noch schneller. Wirklich sichere
       Verschlüsselungen gibt es nicht, deshalb wäre es das Beste, auf so riesige
       Sammlungen ganz zu verzichten.
       
       28 Dec 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Schulz
       
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